Meteors
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Meteors

Inhalt / Kritik

Der im Norden Frankreichs gelegene Ort Saint-Dizier hat auch schon mal bessere Tage gesehen, vieles ist verfallen, die Menschen haben keine wirkliche Perspektive mehr. So geht es auch den besten Freunden Mika (Paul Kircher) und Daniel (Idir Azougli). Zwar haben sie den Traum, auf die Réunion-Insel auszuwandern. Doch dafür fehlt ihnen das Geld, weshalb sie sich mit Nebenjobs und kleineren kriminellen Aktivitäten über Wasser halten. Als sie bei einer solchen erwischt werden, droht den jungen Männern fünf Jahre Gefängnis. Hinzu kommt eine zweite Hiobsbotschaft: Daniel ist inzwischen so abhängig vom Alkohol, dass er nur noch wenige Jahre leben wird, wenn er nicht sein Verhalten ändert. Während Mika aber eine Entziehungskur startet, sträubt sich Daniel dagegen. Und auch bei der Arbeit auf der nuklearen Müllhalde, die ihr Freund Tony (Salif Cissé) betreibt, kommt es zu Schwierigkeiten …

Alkohol als Freundschaftskiller

Während hierzulande in den letzten zwei Jahren sehr viel über Drogen diskutiert wurde, gerade das Pro und Contra einer Cannabis-Legalisierung, wird relativ selten über die zerstörerische Seite von Alkohol gesprochen. Die gesellschaftliche Akzeptanz des Konsums verdeckt oft, wie gefährlich das werden kann, wie fließend diese Grenzen sind. Immer wieder werden dann auch Filme zu dem Thema gedreht. Meistens geht es darum, wie schwierig es ist, von einer Sucht wieder wegzukommen – siehe etwa The Outrun, One for the Road oder Ordinary Angels. Mit Meteors kommt dieses Jahr ein weiteres Drama, das in dem thematischen Umfeld spielt. Dieses Mal sind es zwei junge Männer, die sich erstmals mit dem Gedanken auseinandersetzen müssen, alkoholkrank zu sein.

Das klingt alles bekannt. Tatsächlich hat der Film, der 2025 in der Sektion Un Certain Regard in Cannes Weltpremiere hatte, Szenen zu bieten, wie man sie immer wieder in solchen Geschichten findet. Denn während Mika sich der Sucht stellt, leugnet Daniel seine Krankheit. Er trinkt weiter, wenn auch heimlich, weshalb er keine Fortschritte macht. Meteors arbeitet dann auch sehr mit diesem Unterschied. Während die beiden anfangs unzertrennlich sind, kommt es aufgrund der unterschiedlichen Reaktionen auf die Ausnahmesituation zu Konflikten und einer allmählichen Entfremdung. Auf einmal kann die große Freundschaft der beiden an der Alkoholsucht kaputtgehen, als sie in unterschiedliche Richtungen gehen.

Tragisch und stark gespielt

Das ist dann auch der eigentliche Fokus von Regisseur und Co-Autor Hubert Charuel, der acht Jahre nach seinem Drama Bloody Milk – damals ging es um einen jungen Landwirt, der in eine Krise gerutscht ist – seinen zweiten Langfilm vorlegt. Die Alkoholsucht ist primär der Anlass, um von einer Freundschaft in der Auflösung zu erzählen. Von einer toxischen Freundschaft, bei der es zunächst aussieht, als würde sie Halt geben, bei der sich aber mit der Zeit herausstellt, dass sie eher beiden schadet. Die Perspektivlosigkeit, von der in Meteors die Rede ist, beschränkt sich nicht nur auf den Ort. Es ist auch das enge Verhältnis der beiden, das für sie zu einem Gefängnis geworden ist, vor allem für Mika, der ohne Daniel besser dran wäre, das aber nicht sehen will.

Das ist natürlich sehr tragisch. Meteors ist vielleicht sogar einer der traurigsten Filme des Jahres, wenn sich die Unausweichlichkeit einer Trennung abzeichnet. Und er ist wie erwartet sehr gut gespielt. Paul Kircher hat mit Der Gymnasiast und Animalia bewiesen, dass er einer der spannendsten Nachwuchsschauspieltalente ist, die Frankreich derzeit zu bieten hat. Diesen Eindruck bestätigt er auch hier, wenn er mit stiller Wut und einer wachsenden Ohnmacht gegen das Leben ankämpft. Hinzu kommen interessante surreale Momente, sei es in den Traumsequenzen oder in einer Szene, wenn die Arbeitsstelle zu einem Labyrinth wird. Das führt dann dazu, dass der Film etwas künstlich ist, sich von dem Thema wegbewegt. Dennoch, in der Summe ist das hier ein sehenswerter Beitrag, der auch zu Herzen geht, ohne dabei kitschig oder manipulativ werden zu müssen.



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Meteors
fazit
„Meteors“ erzählt von zwei jungen Männern, deren Freundschaft an der Alkoholsucht zu zerbrechen beginnt. Der Film geht zu Herzen, ohne dabei kitschig oder manipulativ zu werden. Dabei bleibt das Drama durch den starken Hauptdarsteller in Erinnerung, aber auch die eine oder andere surreale Szene.
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