Rock Bottom 2024
© Loco Films

Rock Bottom

Rock Bottom 2024
„Rock Bottom“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

New York City, 1973: Als der Musik Bob bei einer Party seine alten Bandmitglieder wiedertrifft, eskaliert die Situation schnell. Alkohol, Drogen und Sex werden in rauen Mengen konsumiert. Bob selbst hat dafür jedoch einen hohen Preis zu zahlen, als er im berauschten Zustand von einer Wohnung in die Tiefe stürzt. Zwar überlebt er den Fall, doch seine Wirbelsäule bricht dabei. Während er im Krankenhaus liegt, kehren seine Gedanken immer wieder nach Mallorca zurück, wo er den Sommer mit seiner Freundin Alif verbracht hat. Es war ein stürmischer Sommer, der die zwei immer wieder an ihre Grenzen geführt hat. Denn schon damals kamen regelmäßig Drogen zum Einsatz, auf der Suche nach künstlerischen Inspirationen …

Ein Leben für die Musik

Auf dem Annecy Filmfestival 2024 gab es gleich mehrere Titel, bei denen Musik eine große Rolle spielt. Da war zum einen (S)KiDS, ein Coming-of-Age-Drama über eine Gruppe von Freunden kurz vor dem Schulabschluss, für die Punk Rock ein wichtiges Element der Identifikation darstellt. Auch in Spermageddon geht es um Heranwachsende, jedoch in Form einer derben Komödie rund um anthropomorphes Sperma, das zwischendurch gern mal Lieder anstimmt. Sehr viel düsterer und erwachsener ist Rock Bottom, das im offiziellen Wettbewerb gezeigt wird und von dem turbulenten Leben eines künstlerischen Paars erzählt. Er macht Musik, sie ist eine Illustratorin. Zumindest manchmal, wenn die beiden nicht gerade anderweitig beschäftigt sind.

Der Titel ist dabei gleich doppelt passend. Zum einen zeigt der Film einen Menschen, der am Boden liegt und der aufgrund seines schweren Unfalls seine komplette Zukunft überdenken muss. Er nimmt aber auch Bezug auf das gleichnamige Album von Robert Wyatt, das dieser 1974 veröffentlicht hat und das heute als Klassiker gilt. Obwohl es mit gerade einmal sechs Liedern recht kurz ist und kein wirklicher Kassenschlager war, taucht es immer wieder in Bestenlisten auf und wurde durch seine experimentellen Klänge zur Inspiration für nachfolgende Generationen. Die Lieder schrieb Wyatt dabei vor seinem Unfall, der ihn querschnittsgelähmt zurückließ. Aufgenommen wurde Rock Bottom aber danach, weshalb das Album untrennbar mit dem Schicksalsschlag verbunden ist, der in mehrfacher Hinsicht sein Leben auf den Kopf stellte.

Psychedelischer Trip

Die Idee, aus der Geschichte einen Film zu machen, hatten schon andere. Regisseurin und Drehbuchautorin María Trénor, die nach mehreren Kurzfilmen hiermit ihr Langfilmdebüt gibt, verzichtet jedoch auf ein klassisches Biopic. Zum einen lässt sie in Rock Bottom zwei Zeitebenen miteinander verschmelzen, wenn der Aufenthalt auf Mallorca und die Phase in New York City ineinander übergehen. Aber auch die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung sind nicht so solide, wie man das meinen könnte. Das ist sicherlich auch den Drogen und dem Alkohol geschuldet, die solche bewusstseinserweiternden Zustände bewusst herbeiführen sollen. Hinzu kommen die künstlerischen Aktivitäten: Die beiden wollen nicht einfach nur der Welt entfliehen, sondern eigene Welten erschaffen.

Das Ergebnis ist ein Film, der oftmals selbst einem Trip ähnelt. Das Zusammenspiel der bunten Farben und der quasi allgegenwärtigen Musik lassen das Drama zu einer psychedelischen Entdeckungsreise werden. Richtig konkret wird das deshalb nicht unbedingt, oftmals ist Rock Bottom mehr ein Stimmungsbild. Trénor drückt ein Lebensgefühl aus, verbunden mit einem Zeitporträt der 1970er. Wer etwas für diese übrighat oder auch für die Musik von Wyatt, für den ist das mithilfe von Rotoskopie entstandene Animationswerk daher ein heißer Tipp. Aber auch ein Publikum, das allgemein Interesse an solchen Künstlergeschichten hat und der Frage, wie Kunst entsteht, sollte den Film im Blick behalten und darauf hoffen, dass er seinen Weg hierher findet.

Credits

OT: „Rock Bottom“
Land: Spanien, Polen
Jahr: 2024
Regie: María Trénor
Drehbuch: María Trénor
Musik: Robert Wyatt Elidge

Filmfeste

Annecy 2024

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Rock Bottom
fazit
Inspiriert von dem gleichnamigen einflussreichen Album des Rockmusiker Robert Wyatt erzählt „Rock Bottom“ auf zwei Zeitebenen von einem Künstlerpaar zwischen Inspirationssuche, Exzessen und einem alles verändernden Schicksalsschlag. Der Film wird dabei oft selbst zu einem psychedelischen Trip, bei dem Grenzen verschwimmen – und einem Zeitporträt der 1970er.
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