Privatleben Vie privée Brgitte Bardot TV Fernsehen arte Streamen online Mediathek DVD kaufen
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Privatleben

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„Privatleben“ // Deutschland-Start: 19. April 1962 (Kino) // 19. Juni 2020 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als die 18-jährige Jill (Brigitte Bardot) nach Paris geht, wird sie dort per Zufall als Fotomodell entdeckt. Von dort geht es weiter zum Film, wo sie schnell zum Star wird. Fortan führt sie ein Leben in der Öffentlichkeit, wird von allen umschwärmt. Vor allem für die Klatschpresse ist sie ein gefundenes Fressen, auch wegen der ständig wechselnden Partner, was sie zum Sinnbild der Unmoral werden lässt. Als der Druck für sie zu groß wird und sie einen Zusammenbruch erleidet, beschließt sie, erst einmal heimlich in ihre Heimat zu fahren, um dort wieder zur Ruhe zu finden. Dabei trifft sie auch Fabio (Marcello Mastroianni) wieder, den sie aus Jugendjahren kennt und für den sie früher bereits Gefühle hegte. Doch der Ruhm ist ihr gefolgt, was sie erneut zu einer Gefangenen macht …

Das Opfer des Ruhms

Auch wenn man sich darüber streiten kann, ob Louis Malle nun zur Nouvelle Vague gehörte oder nicht, darf man ihn doch zu den bedeutenden französischen Regisseuren Mitte des 20. Jahrhunderts zählen. Sein Krimi Fahrstuhl zum Schafott (1957) gilt als ein großer Klassiker. Auch als er später in die USA ging, gelangen ihm bedeutende Werke. Vor allem das für mehrere Oscars nominierte Atlantic City, USA (1980) und Mein Essen mit André (1981) festigten seinen Ruhm als international bedeutender Filmemacher. Eher etwas in Vergessenheit geraten ist dafür Privatleben von 1962. Und das, obwohl das Drama mit Brigitte Bardot und Marcello Mastroianni sehr prominent besetzt ist.

Es ist aber auch aus inhaltlichen Gründen noch immer einen Blick wert. Wenn der Film ein Leben in der Öffentlichkeit thematisiert, mag man kaum glauben, dass er bereits über sechzig Jahre alt ist. Wenn Paparazzi die Schauspielerin verfolgen und ihr keinerlei Freiraum lassen, dann hat sich in den Jahrzehnten seither erschreckend wenig getan. Gerade der Tod von Lady Diana fällt einem in dem Zusammenhang ein, die von der Klatschpresse gejagt wurde. Ein vergleichbares Unglück ist seither zwar nicht mehr geschehen, weshalb Privatleben mehr als Warnung funktioniert. Die Art und Weise, wie Menschen aber selbst in den innersten Refugien nie wirklich sicher sind, das kann einem schon sehr bekannt vorkommen. Gleiches gilt für öffentliche Verurteilungen, wobei sich die moralischen Erwartungen seither schon etwas gewandelt haben.

Die Geschichte einer Gefangenen

Dabei ist es manchmal nicht leicht zu sagen, ob Jill nun ein alleiniges Opfer ist bzw. wie hoch ihr Anteil an der Situation ist. Schließlich sehnte sie sich schon nach Aufmerksamkeit, wollte von anderen gesehen werden. Auch an einer späteren Stelle sieht man, wie sie hinaus will unter Menschen, die eigenen vier Wände sind zu einem Gefängnis geworden. Die Grenzen sind aber fließend, Privatleben zeichnet ein ambivalentes Bild von der Protagonistin. Malle und seine Co-Autoren erzählen die Geschichte einer Frau, die sich freikämpfen möchte, selbstbestimmt sein will und doch immer auf andere angewiesen ist. Sie ist nicht nur im physischen Sinn eine Gefangene, wenn sie ständig belagert wird. Sie ist auch eine Gefangene der eigenen Sehnsüchte und der Erwartungen ihres Umfelds.

Richtig viel Entwicklung ist dabei nicht zu sehen. Während es am Anfang noch recht rasant zugeht und in kurzer Zeit die Hauptgeschichte vorbereitet wird, gibt es im Mittelteil immer wieder Passagen, die sich im Kreis drehen. Das muss aber nicht zwangsläufig ein Manko sein, da auf diese Weise verdeutlich wird, wie verfahren die Situation inzwischen ist. So verfahren, dass nur noch drastische Maßnahmen helfen können. Privatleben gönnt dabei der Protagonistin und eben dem Publikum kaum einen Moment der Ruhe. Selbst die Liebe der beiden Figuren hat auf diesem Präsentierteller kaum eine Chance. Ob es eine wirkliche Lösung geben kann, lässt der Film offen, er beteiligt sich an keiner Grundsatzdiskussion, sondern bleibt lieber nahe an der Hauptfigur. Das ist dafür teilweise so beeindruckend, dass es sich lohnt, auch mit großem Abstand noch einmal den Film anzuschauen.

Credits

OT: „Vie privée“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1962
Regie: Louis Malle
Drehbuch: Louis Malle, Jean-Paul Rappenau, Jean Ferry
Musik: Fiorenzo Carpi
Kamera: Henri Decaë
Besetzung: Brigitte Bardot, Marcello Mastroianni, Nicolas Bataille, Jacqueline Doyen, Eléonore Hirt, Ursula Kubler, Gregor von Rezzori, Dirk Sanders, Paul Sorèze, Antoine Roblot

Bilder

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Privatleben
fazit
„Privatleben“ schildert, wie eine Frau zum Filmstar wird und anschließend überall hin von der Klatschpresse verfolgt. Das Drama bleibt dabei sehr nahe an der Hauptfigur, vermeidet Grundsatzdiskussionen. Dann und wann tritt das zwar auf der Stelle. Sehenswert ist es aber schon, wie ein Mensch in mehrfacher Hinsicht zu einer Gefangenen wird.
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