Genji Monogatari Anime
© 1987 Asahi Publishing Co., Asahi National Broadcasting Co. Ltd., Nippon Herald Films Inc.

Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji

Genji Monogatari
„Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji“ // Deutschland-Start: 15. Juni 2018 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Hikaru Genji mag der Sohn des Tennos sein. Dennoch sind die Chancen darauf, eines Tages selbst den Thron zu besteigen, gering. Schließlich war seine früh verstorbene Mutter nur eine Nebenfrau des Kaisers, es gibt auch bereits einen älteren Sohn. Da bleibt für ihn nicht mehr viel Platz. Über mangelnde Aufmerksamkeit kann er sich dennoch nicht beklagen. Von klein auf ist er umschwärmt, gerade auch sein makelloses Aussehen öffnet ihm viele Türen. Groß ist dann auch die Zahl seiner Liebhaberinnen, er stürzt sich von einer Affäre in die nächste, was bei anderen durchaus für Missstimmung sorgt. Er selbst findet darin ebenfalls kein Glück. Dabei ist die Sehnsucht des jungen Mannes groß …

Auf den Spuren eines Klassikers

Heute mag es keine Seltenheit mehr sein, wenn Frauen Romane schreiben. Der Literaturbereich dürfte einer der wenigen sein, bei denen das Geschlecht keine Nachteile mit sich bringt. Das war früher anders. Noch im 19. Jahrhundert war es oft verpönt bis undenkbar, dass Frauen sich derart betätigen sollten. Umso faszinierender ist das Beispiel Murasaki Shikibu, die bereits Anfang des 11. Jahrhunderts eine profilierte Autorin war. So verfasste sie nicht nur Gedichte und ein Tagebuch, in dem sie das Leben am Hof beschrieb. Es ist vor allem Genji Monogatari, mit dem sie unsterblich wurde, einem der ersten Romane der Literaturgeschichte überhaupt. Das Werk ist einer der großen Klassiker Japans, wurde oftmals zitiert oder auch adaptiert. Eine dieser Adaptionen ist der Anime Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji aus dem Jahr 1987, der später auch auf Deutsch erschienen ist.

Regie führte dabei Gisaburō Sugii (Night on the Galactic Railroad, Das Leben des Budori Gusko), der zwar hierzulande nicht ganz so vielen Leuten ein Begriff sein dürfte, aber ebenfalls zu den großen Namen der Animegeschichte gezählt werden darf. Die Aufgabe, dem einflussreichen Roman gerecht zu werden, war natürlich keine einfache. Schon der Umfang stellte ein großes Problem dar, mit mehr als 1000 Seiten ist das Buch nicht eben leichte Kost. Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji versuchte dann auch gar nicht erst, das komplette Werk zu adaptieren, sondern konzentriert sich auf die ersten zwölf Kapitel. Stoff gibt es auch da genug, wenn wir dem Prinzen durch seinen Alltag am Hof folgen. So viel, dass es mitunter schwierig sein kann, allem zu folgen.

Poetisch-entrückter Anime

Das hängt aber auch mit der oft traumartigen Erzählweise zusammen. Zwar handelt es sich hierbei nicht direkt um einen Fantasyanime. Und doch hat man manchmal das Gefühl, dass diese Ereignisse nicht in der Realität stattfinden. Gerade im späteren Verlauf sind einige surreale Passagen dabei, die es einem nicht leicht machen, alles zu verstehen. Wer sich von Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji erhofft, ein klassisches Hofdrama zusehen, wie man es beispielsweise aus The Crown und Konsorten kennt, der ist hier falsch. Murasaki mag ihre eigenen Beobachtungen vom Hof in den Roman eingebaut haben. Dennoch ist der Anime weniger an einem bloßen Beschreiben interessiert, ist stärker poetisch und entrückt, manchmal auch etwas unheimlich.

Das ist sehenswert, inhaltlich wie visuell. Die Optik vom Animationsstudio Group TAC (Spring and Chaos) ist zwar eher schlicht, dafür aber stimmungsvoll. Vor allem die Musik trägt zur Atmosphäre bei mit den sphärischen, fremden Klängen, die den Eindruck verstärken, eine Parallelwelt betreten zu haben. Der Film mag nie so richtig erfolgreich gewesen sein, ist aber für Animefans, die tatsächlich etwas über die Kultur Japans erfahren möchten, Pflichtprogramm. Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji ist aufgrund der elliptischen und zudem sehr gemächlichen Erzählweise sicherlich eine Herausforderung. Dafür vergisst man den Film im Anschluss nicht mehr so leicht, die sonderbare Reise in die Vergangenheit sticht noch Jahrzehnte später hervor.

Credits

OT: „Murasaki Shikibu: Genji monogatari“
IT: „The Tale of Genji“
Land: Japan
Jahr: 1987
Regie: Gisaburō Sugii
Drehbuch: Tomomi Tsutsui
Vorlage: Murasaki Shikibu
Musik: Haruomi Hosono
Animation: Group TAC

Trailer

Kaufen / Streamen

Amazon (DVD „Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji“)
Amazon (Roman „Die Geschichte vom Prinzen Genji“)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji
fazi
„Genji Monogatari – Die Geschichte von Prinz Genji“ ist Pflichtprogramm für Leute, die sich für die japanische Kultur interessieren. Zwar ist der Anime über das Leben am Hof sehr gemächlich erzählt und nicht immer leicht verständlich, die dichte, oft etwas unwirkliche Atmosphäre hat aber auch Jahrzehnte später nichts von ihrem speziellen Zauber eingebüßt
Leserwertung1 Bewertung
0
7
von 10