Bibi Blocksberg Im Bann der Hexenkugel Game Boy Color
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Bibi Blocksberg: Im Bann der Hexenkugel

Bibi Blocksberg Im Bann der Hexenkugel Game Boy Color

Inhalt/Kritik

Bibi Blocksberg ist ein etabliertes deutsches Franchise. 1980 erschien die erste Hörspielfolge, in den 1990ern wuchsen viele Kinder hier mit der kleinen Hexe auf. 2002 absolvierte sie ihr Leinwanddebüt, durfte zwei Jahre später ein weiteres Kinoabenteuer bestreiten. Auch auf dem Computer machte die junge Neustädterin sich breit, 2001 gab es mit Bibi Blocksberg: Im Bann der Hexenkugel dann ein Spiel für den Game Boy Color.

Scherben bringen (kein) Glück

Dass „Cutscenes“ auf so einem Gerät meist sehr simpel gehalten werden, ist eine technische Selbstverständlichkeit. Ein bisschen mehr hätte es bei Im Bann der Hexenkugel hier zum Einstieg dann aber doch sein dürfen. Wer nicht zufällig irgendwo eine Zusammenfassung der Ausgangssituation liest, muss sich die zur Verfügung gestellten Standbilder im Intro anschauen und sich basierend darauf selbst etwas zusammenreimen. So sonderlich eindeutig ist das alles nicht. Es wird immerhin grob klar, dass sich sechs Hexen bei Nacht auf dem Blocksberg versammelt haben und in eine Hexenkugel starren. Diese wird vom Blitz getroffen und zerbirst in sechs Teile. Es läuft zwar die beliebte Intromelodie der Hörspiele dabei, aber ein wenig mehr Mühe hätte hier niemandem wehgetan. Textboxen wären zum Beispiel keine schlechte Idee gewesen, um die Story ein wenig auszuschmücken. Nach einem harten Schnitt steht Bibi jedenfalls dann allem Anschein nach bei Tageslicht auf einer Blumenwiese und grinst den Spieler auf leicht verstörende Weise an. Warum sie nicht auf dem Blocksberg dabei war, wissen die Entwickler wahrscheinlich selbst nicht.

Die Zielgruppe für das Hörspiel sind vier- bis zehnjährige Kinder, auch wenn es unter den Hörern natürlich einen Anteil erwachsener Hörspielenthusiasten gibt. Das zehnjährige Kind, das Im Bann der Hexenkugel ohne jegliche Hilfe durchspielen kann, muss allerdings erst noch gefunden werden. Allein das erste Level ist ja schon ein komplettes Labyrinth. Durch mehr oder weniger gleich aussehende Gebiete muss Bibi sich den Weg zu einer Hütte bahnen, die hoffentlich irgendwann einmal gefunden wird. Daneben steht ein Mann, dem seine Gießkanne gebracht werden muss. Die zu finden ist auch schon wieder eine Odyssee für sich. Sobald sie sich in Bibis Besitz befindet, wird das Spiel allerdings etwas interessanter.

Bonbons bedeuten Leben

Erst einmal muss der Spieler herausfinden, dass das Inventar mit Select geöffnet wird – wer keine Bedienungsanleitung zur Hand hat, der braucht vom Spiel keine Erklärungen zu erwarten. Dort kann die Gießkanne dann auf den A- oder den B-Knopf gelegt werden. Erfolgt dieser Schritt nicht, wird der Mann dauernd nur sagen, dass er seine Gießkanne braucht, um seine Blumen gießen zu können. Das ist etwas lästig, aber es forciert den Spieler immerhin, alle möglichen Knöpfe zu drücken, bis das Inventar und die zugrundeliegende Spielmechanik entdeckt wurde.

Von Anfang an befindet sich im Inventar ein Zauber. Mit diesem können die „Feinde“ auf der Karte kurzzeitig lahmgelegt werden. Es reicht natürlich nicht, dass Bibi durch die Natur irren muss – zusätzlich muss Vögeln, Igeln und Maulwürfen ausgewichen werden. Die Vögel und Igel bewegen sich in den immer gleichen Bahnen, Maulwürfe sind mobiler und steuern Bibi gezielt an. Jede Berührung senkt ihre Gesundheit ein wenig, bis sie schließlich bei null ist. Mit herumliegenden Bonbons kann sie allerdings wieder aufgefüllt werden. Ein Game Over gibt es hier zum Glück nicht, sonst wäre das Spiel auch viel zu frustrierend. Ist Bibi „besiegt“, wird sie lediglich an den letzten Checkpoint zurück transportiert. 41 Stück gibt es davon und sie sind recht fair gesetzt. Wer Im Bann der Hexenkugel nicht in einer Sitzung durchspielen möchte, kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt Start drücken und sich das vierstellige Passwort notieren, welches beim nächsten Mal eingegeben werden kann.

Zugang zu neuen Gebieten

Nachdem Bibi die Gießkanne übergeben hat, kann sie sich im Gegenzug das Froschamulett holen. Das kann wiederum auf A oder B gelegt werden und ermöglicht es, zu springen. Das eröffnet den Zugang zu neuen Gebieten – also noch mehr Labyrinthen. Wer allerdings blind an die Sache herangegangen ist, wird nun so langsam das Spielprinzip besser verstehen. Die Leiste links unten ergibt nun auch mehr Sinn – sowohl das Springen als auch der Zauber verbrauchen etwas von dieser Energie, welche mit in der Gegend herumliegenden kleinen Kugeln wieder aufgeladen werden kann.

Dank der Springerei kann, sofern vorher die entsprechende Szene getriggert wurde (was beim Herumirren ziemlich sicher zufällig passiert ist), nun ein Hexspruch eingesammelt werden, der anscheinend für Schubia benötigt wird. Wie Fans der Hörspielreihe oder der Filme wissen, ist Schubia eine der Hexen in Bibi Blocksberg. Was das minimalistische Intro einem nicht verraten hat, ist dass die gezeigten Hexen wohl irgendwie von diesen Hexenkugelstücken besessen sind oder was auch immer. Die Story interessiert die Macher hier wohl selbst nicht.

Kurzer Spaß

Es wartet jedenfalls eine Art Bosskampf gegen Schubia auf uns. Sie fliegt am oberen Bildschirmrand immer von links nach rechts und schießt dabei mit kleinen Feuerkugeln. Denen müssen wir ausweichen und sie wiederum mit dem gefundenen Hexspruch angreifen. Ist sie besiegt, ist sie befreit, außerdem erhalten wir das erste Teil der Hexenkugel. Darüber hinaus bekommen wir Kartoffelbrei, Bibis fliegenden Besen. Dieser macht die Fortbewegung einfacher und eröffnet wiederum weitere Gebiete, die mit bloßem Springen nicht zu erreichen waren.

Danach gilt es, fünf weitere Hexen zu befreien und fünf weitere Teile der Hexenkugel einzusammeln. Das läuft dann eben nach dem gleichen Prinzip ab, mit leichten Abwandlungen natürlich. Gerade die Bosskämpfe haben dann doch alle ihren recht eigenen Stempel. Wer das Spiel gut kennt, kann es sicher in einer Dreiviertelstunde durchspielen, ansonsten muss wohl etwa das Doppelte veranschlagt werden. Nach all den Strapazen bekommen wir gerade einmal drei Standbilder als Belohnung, um die „Story“ abzuschließen. Die Zeit für Im Bann der Hexenkugel sollten sich aber nur die größten Bibi-Fans nehmen. Vor allem für jüngere Spieler ist das hier eher nichts. Abgesehen von Bibis seltsamem Gesicht ist das Spiel grafisch ganz annehmbar, auch der Soundtrack ist für das Gerät in Ordnung.

Credits

OT: „Bibi Blocksberg: Im Bann der Hexenkugel“
Land: Deutschland
Jahr: 2001
Director: Till Moepert
Design: Cornelius Reichardt, Florian Theimer, Joscha Eckold, Ingrid Rausch, Manuel Schiewe, Franz Dumrath
Vorlage: Elfie Donnelly
Publisher: KIDDINX
Entwickler: bvm Gesellschaft für Konzeption und Gestaltung digitaler Medien mbH
Plattform: Game Boy Color

Video



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Bibi Blocksberg: Im Bann der Hexenkugel
Fazit
"Bibi Blocksberg: Im Bann der Hexenkugel" präsentiert lustlos eine minimalistische Story, die kaum als solche bezeichnet werden kann. Die teilweise interessanten Spielmechaniken können weder dafür entschädigen noch für eine klare Progression sorgen. Gerade jüngere Spieler könnten hier mit der Orientierung überfordert sein.
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