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Morin

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„Morin“ // Deutschland-Start: 22. November 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als der elfjährige Morin (Leo Alonso Kallscheuer) an einer der angesehenen Kids-Academies aufgenommen wird, ist die Freude groß. Dort kann er sich nicht nur nach Lust und Laune mit dem Thema Weltraumforschung beschäftigen. Die Schüler und Schülerinnen dieser Einrichtung sind zudem begehrt, es winken später gut bezahlte Jobs in der Wirtschaft. Doch dafür heißt es, richtig viel zu arbeiten und zu lernen. Denn nur wer auch wirklich gut abschneidet und an der Spitze steht, hat im Anschluss die freie Wahl. Entsprechend groß ist der Druck, der von der Schulleiterin Lynn Lomann (Wiebke Puls) und Lehrer Konrad Dramm (Michael Kranz) noch weiter verstärkt wird. Für Morin kein Problem, auch dank der künstlichen Intelligenz Leona (Yodit Tarikwa) verbessert er sich stetig. Seine Eltern Katja (Marlene Morreis) und Steven (Frederic Linkemann) sind zunächst begeistert. Bis Morin eine Veränderung durchmacht …

Ausblick in eine nahe Zukunft

Normalerweise gibt es im Ersten viermal die Woche zur Prime Time neue eigenproduzierte Filme und Serien. Die meiste Aufmerksamkeit dürften dabei die Krimis am Donnerstag und Freitag sein, die jeweiligen Sendeplätze sind zu einer festen Tradition geworden. Spannender sind zumindest zurzeit aber die Titel, die am Mittwoch gezeigt werden. Da war die Dramaserie Wer wir sind über eine Aktivistengruppe, die sich zunehmend radikalisiert. Davor gab es die Langzeitstudie Eher fliegen hier UFOs über ein Dorf, das einem Kohlebau weichen soll, sowie das Kammerspiel Der neue Freund um eine Mutter-Tochter-Beziehung in der Krise. Und auch Morin ist ein interessanter Beitrag, wenngleich nicht ganz auf dem Niveau der oben genannten Geschichten.

Während diese fest in der Gegenwart verankert waren und zumindest die ersten beiden Kommentare waren über unsere aktuelle Gesellschaft, da ist Morin in einer nahen Zukunft angesiedelt. Richtig weit ist der Science-Fiction-Teil dabei nicht, das einzige Futuristische ist die besagte künstliche Intelligenz, die in Gestalt eines Hologramms auftritt. Und selbst bei der hat man sich weder inhaltlich noch visuell wirklich weit aus dem Fenster gelehnt. Das muss aber auch nicht sein, schließlich geht es in dem Film gar nicht so sehr darum, was in Zukunft einmal sein wird oder sein könnte. Stattdessen ist die Geschichte durchaus im Hier und Jetzt angesiedelt und versucht, diese noch ein wenig zu überspitzen. Wie so oft in diesem Genre soll eine überzogene Variante vor Augen führen, was jetzt schon Realität ist.

Das Leben als Konkurrenzkampf

Genauer nimmt sich Regisseurin und Co-Autorin Almut Getto die hohen Erwartungen vor, denen Kinder heute ausgesetzt sind. Es geht nicht länger darum, eine glückliche Kindheit zu haben und auf das Leben da draußen vorbereitet zu werden. Stattdessen steht Leistung im Mittelpunkt, der Druck zur Optimierung. Du bist nur dann von Wert, so wird impliziert, wenn du besser bist als alle anderen. Morin steht dem ablehnend gegenüber, so viel wird früh klar. Auf der einen Seite sind die Möglichkeiten, die durch die Akademie entstehen, groß. Aber es hat zur Folge, dass die Titelfigur kein richtiges Leben mehr führt, nur noch lernt und besser sein will. Da geht es schon gar nicht mehr um das Interesse an der Materie. Der Konkurrenzkampf ist das Ziel.

Wohin das führt, ist zu beobachten: Anstatt den Kindern beizubringen, wie man miteinander arbeitet, werden erst einmal alle anderen als potenzielle Feinde und Feindinnen angesehen, mindestens aber als jemand, der einem Nutzen bringen soll. Morin zeigt das durchaus anschaulich. Allerdings ist es nicht so, dass der Film so wahnsinnig viel Eigenes zum Thema beizutragen hätte. Der Science-Fiction-Part wäre zudem nicht einmal wirklich nötig gewesen. Das wirkt eher so, als wollte man mit dem Trendthema künstliche Intelligenz punkten und habe es dennoch irgendwie hineingequetscht. Insgesamt ist das überwiegend ruhig erzählte Drama aber solide, liefert Ansätze für Diskussionen, gerade auch zu der Frage, wie Individuen innerhalb einer Gesellschaft funktionieren und wie wir diese gestalten wollen. Und sie tut dies aus einer kindlichen Perspektive heraus, was die Geschichte manchmal schmerzhaft werden lässt.

Credits

OT: „Morin“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Almut Getto
Drehbuch: Almut Getto, Hans-Ullrich Krause, Christian Görlitz
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Willy Dettmeyer
Besetzung: Leo Alonso-Kallscheuer, Marlene Morreis, Frederic Linkemann, Zacharias Cernavca, Michael Kranz, Rena Harder, Felicia Weinmann, Wiebke Puls, Yodit Tarikwa

Bilder

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Morin
fazit
„Morin“ arbeitet zwar mit Science-Fiction-Elementen. Letztendlich handelt das Drama aber von sehr aktuellen Themen. Die Geschichte um eine Weltraumforschungs-Akademie für Kinder zeigt auf, wie früh heute der Konkurrenzkampf gefördert wird und was dies fürs Menschenbild bedeutet. Das ist im Grunde nichts Neues, insgesamt aber solide.
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