Cat Person
© Studiocanal GmbH / David Giesbrecht

Cat Person

Cat Person
„Cat Person“ // Deutschland-Start: 16. November 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die 20-jährige Studentin Margot (Emilia Jones) jobbt an der Theke eines Kinos. Dort spricht sie der Kinobesucher Robert (Nicholas Braun), ein Mann in den Dreißigern, an. Eines Abends kommt er sie abholen aus dem anthropologischen Uni-Labor, in dem sie zu tun hat. Neugierig schaut Robert in den Lagerraum, Margot folgt ihm und plötzlich ist die Tür verschlossen. Ob Robert ein Serienkiller sei, fragt sich Margot panisch, doch er bricht die Tür auf und ein Ameisenkasten der Professorin Zabala (Isabella Rossellini) geht kaputt. In den Herbstferien fährt Margot zu ihren Eltern. Sie chattet gerne mit Robert, den sie immer sympathischer findet, und freut sich auf ein Wiedersehen. Das sexuelle Erlebnis in Roberts Wohnung ernüchtert Margot allerdings. Ihre beste Freundin Taylor (Geraldine Viswanathan) beendet die Beziehung kurzerhand mit einer Textnachricht unter Margots Namen. Aber nun spitzt sich die Lage richtig zu.

Lass dich nicht mit Fremden ein

Wenn eine Frau mit einem Mann ausgeht, den sie nicht kennt, wägt sie im Geiste womöglich die diffuse Gefahrenlage verschiedener Situationen ab. Soll sie zu ihm ins Auto steigen, mit in seine Wohnung gehen? Die Heldin dieses Spielfilms, der um romantisches Dating kreist und sich zum Thriller hochschraubt, hat die lebhafte Fantasie einer 20-Jährigen. Und diese wird von Geschichten über Serienkiller und Werwölfe gespeist. Außerdem ist Margot auch mit dem vagen Unbehagen aufgewachsen, das auf dem seit Jahrhunderten belasteten Verhältnis der Geschlechter basiert. Der Film stellt der Handlung ein Zitat der Schriftstellerin Margaret Atwood voran: „Männer haben Angst, dass Frauen sie auslachen. Frauen haben Angst, dass Männer sie umbringen.“ Unsinn, sagt sich die Studentin immer wieder, Robert ist zwar älter – was ihn in ihren Augen anfangs irgendwie auch unattraktiv und suspekt macht – , aber er ist nett genug, um ihn näher kennenzulernen. Schließlich gibt er sich doch als Katzenbesitzer aus!

Der aus der Perspektive der Studentin erzählte Film der amerikanischen Regisseurin Susanna Fogel (Bad Spies) und der Drehbuchautorin Michelle Ashford setzt konsequent auf den Zwiespalt. Nie ist sich Margot ihrer Wahrnehmung wirklich sicher, ihre Deutungen der jeweiligen Situation wechseln teilweise im Sekundentakt. Die gleichnamige Kurzgeschichte von Kristen Roupenian, auf welcher der Film basiert und die er fortspinnt, erschien 2017 in der Zeitschrift „The New Yorker“ und traf offenbar einen Nerv der Zeit. Die große Leserschaft debattierte, gespalten in gegensätzliche Lager, über das Verhalten von Mann und Frau. Der damalige Beginn der MeToo-Bewegung hatte gerade ins Bewusstsein gerückt, wie eng Sex und Machtausübung, intime Nähe und Missachtung beieinanderliegen können. Margot und Robert verheddern sich in ihren Rollenvorstellungen und Erwartungen, stoßen sich gegenseitig – oft unbeabsichtigt oder unreflektiert – vor den Kopf, was wiederum Folgen hat.

Enttäuschte Erwartungen, verletzte Gefühle

Mit einem guten Sinn für Komik führt der Film auch vor, wie die Regel, sich stets frei zu entscheiden, in der Praxis an Grenzen stößt. In der Sexszene, die zum Wendepunkt der ganzen Geschichte wird, spricht Margot im Geiste zu ihrem anderen Ich, das im Bild ebenfalls auftaucht. Die eine Stimme sagt ihr, hör auf, brich sofort ab, die andere findet, es sei besser, Robert nicht vor den Kopf zu stoßen. Denkt er nur an sich oder schätzt er sie nicht auch, soll sie ihn nur etwas altbacken oder schon abstoßend finden? Und wer kann sich in intimen Situationen gleich und vollständig von den mitgebrachten Rollenklischees, Vorurteilen, Selbstlügen befreien? Margot und Robert können nur scheitern, wenn sie sich zuerst auf das Unbekannte einlassen. Dieses an sich zeitlose Thema, wie in jedem Moment einer Begegnung etwas Schönes entstehen, aber auch so viel schiefgehen kann, gibt dem Film eine Tiefe, die zum Nachdenken und Weiterdiskutieren anregt.

Immer wieder schwingt eine verschmitzte Komik mit, während sich der Film allmählich in die Horrorgefilde begibt, die er von Anfang an prophezeit hat. Da fand Margot nämlich vor ihrem Wohnheim einen Hund, den sie nicht ins Haus nehmen durfte. Sie träumte, dass er im Flur einen Menschen zerfleischt. Genüsslich setzt der Film Margots Angstfantasien auch in Szene, während sie jeweils mit Robert zusammen ist. Es bleibt ungeheuer spannend, nicht zu wissen, ob Robert nicht doch das Monster sein – oder werden – könnte, das sie sich ausmalt. Auch die moderne Kommunikation wird durch den Kakao gezogen, zum Beispiel mit der Nebenfigur der besten Freundin Taylor. In sozialen Medien und Margot gegenüber gibt sie sich meinungsstark und feministisch, aber vor realen Begegnungen mit Männern scheut sie irgendwie zurück. Es gibt also viel zu entdecken in diesem unterhaltsamen Film, der mit einem lachenden und einem weinenden Auge in Abgründe blickt, auf die romantische Dates zusteuern können.

Credits

OT: „Cat Person“
Land: USA, Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Susanna Fogel
Drehbuch: Michelle Ashford
Musik: Heather McIntosh
Kamera: Manuel Billeter
Besetzung: Emilia Jones, Nicholas Braun, Geraldine Viswanathan, Isabella Rossellini, Hope Davis, Liza Koshy, Isaac Powell

Bilder

Trailer

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fazit
Eine junge Frau lernt einen etwas älteren Mann kennen, der in ihr zwiespältige Gefühle auslöst. Während sich die romantische Dating-Dramödie der Regisseurin Susanna Fogel zum Psychothriller entwickelt, folgt sie oft den Ängsten und Fantasien der Frau. Es bleibt auf spannende Weise uneindeutig, wieso das Geschehen aus dem Ruder läuft. Die auf einer Kurzgeschichte von Kristen Roupenian basierende Handlung legt mit gutem Gespür für Komik die bis ins Abgründige reichenden Risiken einer Begegnung frei.
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