Pandemonium 2023
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Pandemonium

Pandemonium 2023
„Pandemonium“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Als Nathan (Hugo Dillon) auf einer abgelegenen Straße durch die Berge zu sich kommt, ist er zunächst sehr verwirrt und orientierungslos, dann aber umso erleichterter. Offensichtlich hat er den schrecklichen Autounfall unbeschadet überstanden. Und auch Daniel (Arben Bajraktaraj), der Motorradfahrer, mit dem er zusammengekracht ist, ist noch einmal mit dem Schrecken davongekommen. Oder vielleicht doch nicht? So besteht Daniel darauf, dass die Situation eine andere ist. Vielmehr seien beide bei dem Unfall ums Leben gekommen und müssen sich nun wohl auf das Jenseits vorbereiten. Der Blick auf das völlig zerstörte Auto scheint diese Theorie zu bestätigen. Aber kann das sein? Sind sie wirklich tot? Und wenn ja, was müssen sie nun tun?

Geschichten aus der Hölle

Vier Jahre ist es inzwischen her, dass Quarxx mit seinem Film All the Gods in the Sky beim hiesigen Fantasy Filmfest vertreten war. Doch wer ihn seinerzeit gesehen hat, dürfte sich noch immer an diesen erinnern. Die Geschichte um zwei Geschwister, die auf Erlösung hoffen, war im Positiven wie im Negativen eine Zumutung, voll bizarrer Ideen und zugleich sehr tragisch. Ein Werk, das bewegte und faszinierte, aber auch verwirrte und frustrierte. Einige Jahre später gibt es mit Pandemonium Nachschub. Der Film ist gleichzeitig bekömmlicher als das obige Sci-Fi-Horror-Drama, wenn die einzelnen Passagen in sich stimmiger und zielgerichteter sind. Er ist aber auch in mancher Hinsicht noch viel schlimmer. Denn in dem neuesten Werk des französischen Regisseurs, der vor allem im Kunstbereich tätig ist, ist alles möglich. Alles außer Erlösung.

In gewisser Weise hat Quarxx, der auch da Drehbuch geschrieben hat, aus den Mängeln seines letzten Films die richtige Konsequenz gezogen. Wo man dort das Gefühl hatte, dass er zu viel zusammenwerfen wollte, was dann gar nicht mehr in eine Geschichte passte, da verabschiedet er sich hier von diesem Anspruch, überhaupt eine durchgängige Geschichte erzählen zu wollen. So hat man anfangs zwar den Eindruck, dass es in Pandemonium um die Reise von Nathan und Daniel durchs Jenseits geht. Dieser mysteriös-unheilvolle Part, der an Silent Hill erinnert, ist aber nur ein Teil des Films, eine Arte Rahmenhandlung. Unterwegs wird seine postmortale Lebensgeschichte durch zwei prämortale durchbrochen, die ebenfalls in einem vorzeitigen Tod endeten. Mit den zwei Protagonisten haben diese Geschichten nichts zu tun. Zwar sieht es zwischendurch so aus, als würde diese Verbindung noch geschaffen. Das geschieht aber nicht.

Grotesk, hart und verstörend

Die Brüche fallen auch deshalb so stark auf, weil es zu enormen Schwankungen in der Tonalität kommt. Betont die erste Geschichte um die Unfallopfer das Mysteriöse, wird es bei der zweiten um das Mädchen Nina (Manon Maindivide) und ihren speziellen Freund (Carl Lafôret) grotesk. Der Horror hat dort etwas Karnevaleskes, der mit tiefschwarzem Humor verbunden ist. Während man in dieser Passage zwischen Lachen und Schaudern schwankt, wird es bei der dritten Geschichte richtig hart. Wenn wir in dem Rückblick mehr über Julia (Ophélia Kolb) und ihre Tochter Chloé (Sidwell Weber) erfahren, dann verlassen wir das Fantastische und wenden uns der Hölle auf Erden zu. Pandemonium ist an der Stelle zwar weniger einfallsreich als bei dem, was davor und danach geschieht. Eindruck hinterlässt das bittere Drama aber auch dann.

Und dann wäre da noch das Ende. Natürlich sollen Horrorfilme Schrecken im Publikum erzeugen und einen mitnehmen. Kaum einem Film dürfte das aber auf eine vergleichbare Weise in den letzten Jahren gelungen sein wie Pandemonium. Das Finale ist verstörend, löst ein Grauen aus, wie es nur selten Genrevertreter schaffen. Und es ist so entmutigend, dass man im Anschluss erst einmal lethargisch im Kinosessel verkümmert. Denn warum noch aufstehen, wenn ohnehin alles umsonst ist? Wenn es egal ist, was wir tun, wir immer Gefangene sind und dazu verdammt, von einer Hölle zur nächsten zu gehen? Ein bisschen unbefriedigend ist der Film zwar schon durch diese Wechsel, das wirkt alles nur lose zusammengefügt. Aber er nimmt einen derart stark durch die Mangel, dass man sich auch in Jahren, wenn dann ein neues Werk von Quarxx anstehen sollte, an dieses Monster erinnert.

Credits

OT: „Pandemonium“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Quarxx
Musik: Benjamin Leray
Kamera: Didier Daubeach, Hugo Poisson, Colin Wandersman
Besetzung: Hugo Dillon, Arben Bajraktaraj, Manon Maindivide, Ophélia Kolb, Carl Laforêt, Sidwell Weber

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Pandemonium
fazit
„Pandemonium“ ist eine Art Horror-Anthologie, die sich mit irdischen und jenseitigen Höllen befasst. Dabei kommt es zu starken Wechseln, sowohl bei den Themen wie auch der Tonalität, weshalb der Film irgendwie zusammengestückelt wirkt. Aber er hinterlässt Eindruck, ist mal mysteriös, dann tieftraurig, zwischendurch auch absolut verstörend – und so nihilistisch, dass man im Anschluss erst einmal nicht weiter weiß.
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