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© NDR/Gordon Timpen

Homevideo

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„Homevideo“ // Deutschland-Start: 19. August 2011 (arte) // 20. Januar 2012 (DVD)

Inhalt / Kritik

Seit einer Weile schon läuft es im Leben des pubertierenden 15-Jährigen Jakob Moormann (Jonas Nay) nicht besonders. Ständig streiten sich seine Eltern Claas (Wotan Wilke Möhring) und Irina (Nicole Marischka), worunter er und seine jüngere Schwester zu leiden haben. Er hat auch keinen Zugang mehr zu den beiden. Zwei Punkte sind es, die ihm in dieser turbulenten Zeit weiterhelfen. Da ist seine Mitschülerin Hannah (Sophia Boehme), für die er Gefühle entwickelt hat. Und da ist seine Kamera, mit der er alles Mögliche aufzeichnet. Als er sich eines Tages dabei selbst filmt, wie er masturbiert, ahnt er nicht, welche Folgen das haben wird. Denn durch einen blöden Zufall landet die Kamera bei Jakobs Mitschülern Henry (Jannik Schümann) und Erik (Tom Wolf), was sein Leben bald zu einem Alptraum werden lässt …

Ein Schrecken mit Ansage

Eines muss man Homevideo lassen: Da wird nicht mit gezinkten Karten gespielt. So zeigt das deutsche Drama gleich zu Beginn, wie sich ein Mann das Video eines Jugendlichen anschaut und dabei bitterlich weint. Noch bevor wir wissen, wer diese beiden sind, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen und was vorgefallen ist, ist bereits zu spüren, dass da jemand einen großen Verlust erlitten haben muss. Und auch auf den Anlass muss man nicht lange warten, nachdem der Film wieder etwas zurück in die Vergangenheit gesprungen ist. Das titelgebende Video, welches Jakob in einer kompromittierenden Situation zeigt, wird fast zu Beginn der Hauptgeschichte aufgenommen. Hier wird kein Raum für Zweifel gelassen: Selbst wenn die Kamera nicht völlig draufhält, ist da genug nackte Haut, um den Rest zu erschließen.

Ob es narrativ die bessere Variante ist, das Ende mehr oder wenig zum Anfang zu verraten, sei dahingestellt. Aber es gibt Beispiele, wie das funktioniert. Der herzzerreißende Animationsfilm Die letzten Glühwürmchen über zwei Kinder während des Kriegs zählt dazu. Und auch Homevideo bleibt, obwohl nicht auf demselben künstlerischen Niveau wie der Anime, nicht ohne Wirkung. Schließlich geht es hier nicht um den Überraschungsmoment. Man soll hier nicht zittern und bangen, wie das Ganze ausgeht, auch wenn die Details natürlich noch nicht bekannt sind. Vielmehr will der Film aufzeigen, wie schnell das Leben eines jungen Menschen so sehr zerstört werden kann, dass er darin keinen Sinn mehr sieht – mit schrecklichen Konsequenzen.

Wirkungsvoll, trotz offener Fragen

Nicht alles davon ist ganz überzeugend. Dass beispielsweise Irina ihre Familie verlassen will, um mit einer anderen Frau zusammen zu sein, verkompliziert die Geschichte unnötig. An anderen Stellen bleibt es hingegen arg schematisch, gerade auch im Hinblick auf die Figuren wäre mehr möglich gewesen. Letzten Endes packt sich Homevideo dann wohl doch zu viel auf, als dass dies innerhalb der anderthalb Stunden, die so ein Fernsehfilm zur Verfügung hat, wirklich abgearbeitet werden könnte. Ob es die Familie ist, der Freundeskreis oder die Ereignisse an der Schule, da bleibt einfach nicht die Zeit, das auch mal zu vertiefen und weitergehende Fragen zu stellen. Im hohen Tempo wird da abgespielt, wie Jakob in ein Loch fällt und nicht die notwendige Hilfe erhält, die er gebraucht hätte. Dabei ist nicht einmal sicher, ob man ihm überhaupt noch helfen konnte.

Letzten Endes kommt es in Homevideo dann auch zu keiner wirklichen Aussage. Dass Jugendliche grausam sein können und das Internet einen fertigmachen kann, ist nichts, was man nicht vorher schon gewusst hätte. Es wird auch praktisch gar nicht mit Jakob darüber gesprochen, warum er dieses Video überhaupt gemacht hat. Aber selbst wenn es gut gewesen wäre, vielleicht mehr zu thematisieren und genauer hinzuschauen, verfehlt das Drama von Regisseur Kilian Riedhof (Meinen Hass bekommt ihr nicht) seine Wirkung nicht. Auch wenn man weiß oder zumindest ahnt, was hier passieren wird, geht einem das Schicksal des Jugendlichen nahe, dessen Moment der Intimität und Fantasie von anderen missbraucht wird. Und es führt vor Augen, wie schnell man in einer unbarmherzigen Welt unter die Räder geraten kann, ohne dies selbst herbeigeführt zu haben.

Credits

OT: „Homevideo“
Land: Deutschland
Jahr: 2011
Regie: Kilian Riedhof
Drehbuch: Jan Braren
Musik: Peter Hinderthür
Kamera: Benedict Neuenfels
Besetzung: Jonas Nay, Wotan Wilke Möhring, Nicole Marischka, Sophia Boehme, Jannik Schümann, Tom Wolf

Bilder

Trailer

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Homevideo
fazit
„Homevideo“ zeigt, wie ein unbedacht aufgenommenes Video das Leben eines Jugendlichen zerstört. Das geht zwar nicht so sehr in die Tiefe, wie es das Thema verdient hätte, und hat am Ende keine wirkliche Aussage. Das Drama geht einem aber schon nahe und zeigt, wie schnell alles vorbei sein kann.
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