Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt
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Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt

„Umberto Eco – – Eine Bibliothek der Welt“ // Deutschland-Start: 21. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Nach einer Aussage des US-amerikanischen Regisseurs John Waters soll man auf keinen Fall mit einem Mann oder einer Frau ins Bett gehen, geschweige denn eine Beziehung anfangen, wenn sich kein einziges Buch in seiner/ihrer Wohnung befindet. Die provokative Art des Statements fasst auf ironische Weise etwas zusammen, was vielen Menschen mehr als deutlich ist, die selber gerne lesen und sich in Bibliotheken, privaten oder öffentlichen, aufhalten, nämlich die Tatsache, dass diese viel über einen Menschen aussagt. Speziell im Falle von Autoren oder Wissenschaftlern ergibt sich nur durch das Studium der einzelnen Titel ein interessantes Bild der Person, der Interessen, der Kultiviertheit, aber auch der Neugier. Nicht umsonst sind es die Privatbibliotheken von Schriftstellern, die für Biografen von besonderem Interesse sind und die den Entwurf, den man sich von diesen Menschen gemacht hat, komplettieren.

Im Falle des 2016 verstorbenen italienischen Autors, Philosophen und Medienwissenschaftlers Umberto Eco handelt es sich hier nicht um eine solche Ergänzung, sondern vielmehr um die Geschichte dieses Menschen an sich, der im öffentlichen wie auch intellektuellen Diskurs diese Neugier repräsentierte und dadurch auf vielen Forschungsgebieten tätig war. Seine Familie hinterließ nach Ecos Tode dem italienischen Staat die Bibliothek, die etwa 2500 Bücher enthält und seit 2021 von der Universität Bologna digitalisiert werden soll.

Um dem Menschen hinter dieser atemberaubenden Sammlung von Wissen sowie der Bibliothek an sich Tribut zu zollen, drehte Regisseur Davide Ferrario mit Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt eine Dokumentation, die aktuell im Rahmen des DOK.fest München zu sehen ist. Nicht nur die Biografie des Autors steht dabei im Vordergrund, sondern auch die Nachwirkung seines Schaffen, reflektiert durch Interviews mit Familie und Freunden, sowie Auszügen aus seinen Schriften, die ebenso vielfältig sind wie die Auswahl der Werke, die es in seiner Bibliothek zu bestaunen gibt. Archivmaterial, zu denen unter anderem Fernsehauftritte des Autors von Der Name der Rose und Der Friedhof in Prag zählen, runden das Bild ab, was Ferrario in seinem Film zeigen will. Dabei ist nicht nur das Bild dieses Menschen und seiner Bibliothek interessant, sondern, inwiefern Eco ein Universalgelehrter war, die Rolle der Bildung im Allgemeinen und der Hortung von Wissen im Kontext einer globalisierten und digitalisierten Gesellschaft.

Die Kunst des Erinnerns

Manche Zuschauer werden wohl auch die Zeit stoppen, die Eco selbst braucht, um die Bibliothek seines Hauses zu durchstreifen, wie er es zu Anfang von Ferrarios Film tut. Nicht enden wollende Regale mit sehr unterschiedlichen Werken lassen den Eindruck entstehen, es handle sich um eine Universitätsbibliothek und weniger um das Heim des Autors und seiner Familie, durch dessen Gänge bis heute seine Enkel mit ihren Rollschuhen fahren. Im Laufe der nächsten 70 Minuten bekommt man als Zuschauer einen kurzen Einblick in die unterschiedlichen Wissensgebiet und Interessen, die diese Bibliothek abdeckt, von zeitgenössischer Literatur angefangen, über Fälschungen bis hin zu Scharlatanerie findet sich vieles von dem wieder, was dann wiederum Einfluss hatte auf das Schaffen Ecos.

Man benötige diese Erinnerung, sagt er an einer Stelle, erst recht in einer Zeit, in der alles aufgezeichnet werde und tausendfach abgerufen werden könne, sodass das Gedächtnis verkümmere. Das ist nur einer von vielen Sätzen, für die Eco bekannt ist und die nach lange beim Zuschauer nachhallen werden, ebenso wie die zahlreichen Ideen zu weiteren Lektüre, mit denen man ebenso lang beschäftigt sein wird.

Credits

OT: „Umberto Eco – La biblioteca del mondo“
Land: Italien
Jahr: 2022
Regie: Davide Ferrario
Musik: Fabio Barovero
Kamera: Andrea Zambelli, Andrea Zanoli

Bilder

Trailer

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Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt
fazit
„Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt“ ist eine Dokumentation über den bekannten italienischen Autor und seine beeindruckende Sammlung an Wissen und Büchern. Davide Ferrarios Dokumentation ist aber auch ein Plädoyer für die Neugier, die Notwendigkeit des Erinnerns und letztlich der Lust am Wissenserwerb.
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