Eat Pray Love
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Eat Pray Love

Eat Pray Love
„Eat Pray Love“ // Deutschland-Start: 23. September 2010 (Kino) // 24. Februar 2011 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Acht Jahre war Elizabeth (Julia Roberts) mit Steven (Billy Crudup) verheiratet. Doch dann war es vorbei: Unglücklich mit sich, der Ehe und der Gesamtsituation zieht sie einen Schlussstrich. Und nun? Nach einer Affäre mit dem Schauspieler David (James Franco) beschließt sie, endlich einmal etwas von der Welt sehen zu wollen. Zuerst reist sie nach Italien, wo sie einige Monate bleibt und das Leben genießt. Anschließend verschlägt es sie nach Indien in einen Ashram, bevor sie letztendlich in Bali landet und dort den Schmuckhändler Felipe (Javier Bardem) kennenlernt. Immer wieder muss sie sich mit dem auseinandersetzen, was geschehen ist, aber auch der Frage, wer sie ist und was sie mit ihrem Leben anfangen möchte. Die Antwort darauf kann sie dabei nur in sich selbst finden, wie sie im Laufe der langen Reise feststellt …

Der erfolgreiche Traum vom Neuanfang

Eigentlich bringt man den Namen Ryan Murphy vor allem mit düsteren Genrebeiträgen in Erinnerung, alternativ mit schillernden Glamour-Geschichten – beides gerne in einem queeren Kontext. Damit ist er zu Ruhm gekommen, feierte letztes Jahr beispielsweise mit den zwei True-Crime-Serien Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer und The Watcher Erfolge. Da ist es schon etwas überraschend, dass sich in der Filmografie des Regisseurs auch Eat Pray Love befindet. Erfolgreich war das Drama um eine Frau, die sich in den mittleren Jahren ein neues Leben wünscht, durchaus. Bei einem Budget von rund 60 Millionen US-Dollar spielte der Film mehr als das Dreifache wieder ein. Mit den Werken, die Murphy zuletzt gedreht oder konzipiert hat, hat das hier dennoch nur wenig gemeinsam.

Die Gründe für den Erfolg sind dabei nicht sonderlich schwer zu erraten. So war schon das zugrundeliegende Buch von Elizabeth Gilbert ein absoluter Bestseller. Mit Julia Roberts wurde ein großer Hollywoodstar für die Hauptrolle gewonnen, auch bei den Nebenrollen gibt es jede Menge bekannter Gesichter. Dann erlaubt es der Film dem Publikum, einige schöne Reisen zu unternehmen, ohne viel zu investieren. Wer wäre nicht mal gerne auf Bali? Außerdem hat Eat Pray Love ein Thema, das sich immer gut macht: Ein Mensch in der Sinnkrise findet neuen Lebensmut und Inspiration, etwas aus sich zu machen. In den letzten Jahren hat es sehr viele solcher Filme gegeben. Meistens sind die Hauptfiguren dort älter, während Roberts hier noch in ihren frühen Vierzigern zu sehen ist. Dennoch, das Versprechen, alles hinter sich lassen zu können und etwas ganz Neues erleben zu dürfen, das zieht immer.

Postkarten-Tiefsinn

Das Problem dabei ist jedoch, dass der Film gar nicht wirklich etwas Neues zu bieten hat. Er ist auch weit von der Tiefsinnigkeit entfernt, die er für sich in Anspruch nimmt. Kalenderweisheiten wie, dass Elizabeth sich selbst vergeben müsse, ist schon der Gipfel dessen, was Murphy dem Publikum mitzugeben hat. Eat Pray Love will die Zuschauer und Zuschauerinnen nicht wirklich dazu anhalten, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen oder allgemein nachdenken zu müssen. Dafür hätte er selbst mehr Substanz bieten müssen. Die Zeit in Italien ist beispielsweise dadurch geprägt, dass Elizabeth dauernd etwas isst. Wenn man großzügig ist, darf man das als etwas Lebensbejahendes ansehen. Spaghetti Bolognese ist aber vielleicht nicht das überzeugendste Argument dafür, dass da jemand gerade seinen Horizont erweitert und sich selbst neu sucht. Mehr als Klischees gibt es hier und auch an anderen Stellen nicht zu finden. Der kleinste gemeinsame Nenner einer Touri-Sinnsuche, festgehalten in Postkarten-Motiven.

Die Inhaltsleere des Films wird umso gravierender deutlich, weil er mit 140 Minuten deutlich zu lang ist. Wenn man schon nichts zu sagen hat, wäre es nett gewesen, sich dabei wenigstens kurzzufassen. Natürlich darf man das trotz allem schön finden. Einfach mal mehrere Monate durch die Gegend zu reisen, viel und gut zu essen und attraktive Menschen kennenzulernen, ohne sich je Gedanken über die Finanzierung machen zu müssen – das klingt nett. Noch netter wäre es aber gewesen, wenn wir in Eat Pray Love Zeit mit einem spannenden Menschen verbringen dürften, der eine tatsächliche innere Wandlung durchmacht und anregende Fragen stellt. In der Form ist das aber nicht viel mehr als eine etwas kitschige Fantasie. Die Hollywood-Ausgabe eines Herzkino-Dramas mag auf einem wahren Leben basieren, interessiert sich aber nicht für die Realität da draußen.

Credits

OT: „Eat Pray Love“
Land: USA
Jahr: 2010
Regie: Ryan Murphy
Drehbuch: Ryan Murphy, Jennifer Salt
Vorlage: Elizabeth Gilbert
Musik: Dario Marianelli
Kamera: Robert Richardson
Besetzung: Julia Roberts, James Franco, Richard Jenkins, Viola Davis, Billy Crudup, Javier Bardem

Bilder

Trailer

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Eat Pray Love
fazit
„Eat Pray Love“ will tiefsinnige Selbstsuche sein, begnügt sich aber mit Klischees und Kitsch. Auch wenn die Reise einer Frau in der Krise auf einer wahren Geschichte basiert, ist das einer Herzkino-Fantasie näher, Postkartenidylle inklusive. Hinzu kommt, dass das Drama viel zu lang ist, wodurch der spärliche Inhalt umso deutlicher spürbar ist.
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