The Gift 2000 Die dunkle Gabe
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The Gift – Die dunkle Gabe

The Gift 2000 Die dunkle Gabe
„The Gift – Die dunkle Gabe“ // Deutschland-Start: 5. Oktober 2001 (Kino) // 10. Mai 2011 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes muss sich Annie Wilson (Cate Blanchett) allein um ihre drei Kinder kümmern. Dabei kommen ihr auch ihre hellseherischen Fähigkeiten zugute, mit deren Hilfe sie die kleine Rente aufbessert. Unter anderem suchen Buddy Cole (Giovanni Ribisi) und Valerie Barksdale (Hilary Swank) auf diese Weise ihren Rat. Doch nicht alle sind von ihren Tätigkeiten begeistert. Vor allem Valeries gewalttätiger Ehemann Donnie (Keanu Reeves) droht ihr immer wieder, zumal Annie der mehrfach misshandelten Frau nahegelegt hatte, ihn zu verlassen. Als kurze Zeit später Jessica King (Katie Holmes) verschwindet, die Verlobte des Lehrers Wayne Collins (Greg Kinnear), hat die Teilzeitwahrsagerin einen Verdacht, wer dahinterstecken könnte …

Trügerische Rückkehr zu den Wurzeln

Nachdem Sam Raimi mit der Trilogie Tanz der Teufel die Herzen der Horrorfans gewann und eine absolute Kultreihe schuf, zeigte er sich im Anschluss von einer beachtlichen Vielseitigkeit, was die Genres anging. Ob Superhelden-Action, Sportdrama oder Western, er versuchte sich an allem mal. Mit The Gift – Die dunkle Gabe schien er 2000 zu seinen Horroranfängen zurückzukehren. Zumindest durfte man das erwarten bei einem Film, der mit Geistervisionen beginnt und zudem hierzulande beim Fantasy Filmfest gezeigt wurde. Doch wer sich deshalb erhoffte, ähnlich derbe Genrekost serviert zu kommen, der sah sich schnell getäuscht. Tatsächlich würden trotz der Thematik wohl die wenigsten sagen, dass die Geschichte um eine Frau, die sich mit Toten unterhält oder auch von Todesszenen erzählt, im Horrorbereich verankert ist.

Vielmehr handelt es sich bei The Gift – Die dunkle Gabe im Wesentlichen um einen Krimi. Das Zentrum stellt dabei das Verschwinden von Jessica dar, das sich bald – wenig überraschend – als Gewalttat herausstellt. Die eigentliche Frage ist dann: Wer hat es getan? Im Gegensatz zum herkömmlichen Krimi, wo der Fall aber am Anfang kommt und sich direkt daran die Tätersuche anschließt, da lässt sich Raimi ewig viel Zeit. Stattdessen beleuchtet er das Leben von Annie und einigen anderen Figuren, die aus den verschiedensten Gründen in ihrem Umfeld sind. Neben Valerie, die regelmäßig von ihrem Mann verprügelt wird, betrifft das besonders Buddy, der seinerseits schreckliche Erfahrungen machen musste. Das ist eindrucksvoll von Giovanni Ribisi (Der Soldat James Ryan) gespielt, der für seine Darstellung einer gequälten Seele immerhin eine Nominierung bei den Independent Spirit Awards erhielt.

Zu viele Richtungen, zu wenig Ergebnis

Ohnehin ist das Ensemble beeindruckend hochkarätig zusammengestellt, darunter Keanu Reeves in einer ungewohnten Rolle als brutal-einfältiger Frauenschläger. Das ist auch wichtig, da The Gift – Die dunkle Gabe über weite Strecken dann doch eher Drama und Südstaatenporträt ist. Die Erzählung ist ruhig, das Tempo ist gering. Dann und wann gibt es Ausbrüche, die zum Teil aus dem Nichts kommen. Spannend ist das nicht unbedingt, man sitzt hier nicht gerade gefesselt vor dem Fernseher. Das liegt auch an dem Fall an sich. Für einen reinen Krimi hat das zu wenig Gehalt und falsche Spuren, denen man folgen könnte. Die Möglichkeiten, was vorgefallen ist, halten sich in Grenzen. Das Drehbuch arbeitet an zu vielen Fronten gleichzeitig, womit dann keines der Bestandteile die Aufmerksamkeit bekommt, die es gebraucht hätte.

An potenziellen Themen mangelte es dabei sicher nicht, von Missbrauch über Geschlechterrollen bis zu Fragen nach Spiritualität. Das Drehbuchduo Billy Bob Thornton und Tom Epperson hatte aber offensichtlich keine Lust, sich auf eines dieser Elemente zu konzentrieren oder auch eine feste Genregrenze zu ziehen. Phasenweise ist das sehenswert, Raimi gelingt gerade im Hinblick auf eine düstere Südstaaten-Atmosphäre einiges, wofür sich auch zwei Jahrzehnte später noch einzuschalten lohnt, zumal die Kombination aus Übersinnlichem und herkömmlicher Detektivarbeit relativ selten ist. Angesichts des geballten Talents vor wie hinter der Kamera ist das Ergebnis von The Gift – Die dunkle Gabe dennoch eher ernüchternd, weshalb der Film trotz ordentlichen Erfolgs an den Kinokassen inzwischen nicht grundlos eher in Vergessenheit geraten ist.

Credits

OT: „The Gift“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Sam Raimi
Drehbuch: Billy Bob Thornton, Tom Epperson
Musik: Christopher Young
Kamera: Jamie Anderson
Besetzung: Cate Blanchett, Giovanni Ribisi, Keanu Reeves, Katie Holmes, Greg Kinnear, Hilary Swank, Gary Cole, J.K. Simmons

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The Gift – Die dunkle Gabe
fazit
Eine Frau mit hellseherischen Fähigkeiten soll dabei helfen, eine verschwundene Frau aufzuspüren. Grundsätzlich ist die Kombination aus Übernatürlichem und klassischer Mördersuche reizvoll. Trotz eines absurd hochkarätigen Ensembles und einer gelungenen Atmosphäre ist „The Gift – Die dunkle Gabe“ aber ernüchternd: Die Mischung aus Drama, Südstaatenporträt, Fantasy und Krimi packt zu vieles an und wird am Ende keinem der Bestandteile wirklich gerecht.
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6
von 10