Mutter Kutter Kind TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© ARD Degeto/Christine Schroeder

Mutter, Kutter, Kind

Mutter Kutter Kind TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Mutter, Kutter, Kind“ // Deutschland-Start: 2. September 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Nach außen hin hat die bodenständige und selbstbewusste Heddi (Anneke Kim Sarnau) alles im Griff. Doch im Moment hat auch sie ziemlich zu kämpfen. So kann sie sich mit dem Kutterfischen, das ihre Familie traditionell betreibt, kaum noch über Wasser halten. Außerdem gibt es mal wieder Streit mit ihrer Tochter Eva (Zoe Moore), die als Umweltaktivistin regelmäßig Ärger anzieht. Dieses Mal ist es ganz besonders schlimm: Die Wiederholungstäterin soll nach einer Aktion tatsächlich ins Gefängnis – wovon ihr 10-jähriger Sohn Jannis (Lewe Wagner) nichts ahnt. Eva hofft, dass Oma Lore (Jutta Wachowiak), die Mutter ihres seinerzeit tragisch verunglückten Vaters, sich während ihrer Haftstrafe um den Jungen kümmern kann. Doch das ist alles nicht so einfach …

Aus dem harten Fischerei-Alltag

Dass der Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung den Menschen viel abverlangen wird, ist unstrittig. Denn das ist nicht nur mit Verzicht verknüpft, sondern auch schmerzhaften Anpassungsprozessen. Wer beispielsweise in Berufen sein Geld verdient hat, die zum Wohle des Planeten so nicht mehr fortgesetzt werden können, weiß oft nicht, wie es stattdessen weitergehen soll. Eine Berufssparte, die in Filmen in der Hinsicht immer mal wieder angesprochen wird, ist die der Fischerei. Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee etwa sprach am Rande an, dass die Küstenbevölkerung zwischen dem eigenen Überlebenskampf und der Notwendigkeit von Nachhaltigkeit verloren geht. Und auch bei Mutter, Kutter, Kind versuchte man sich an einer stärker nuancierten Darstellung.

Das Besondere dabei ist, wie dieser Riss mitten durch die Familie geht. Da ist auf der einen Seite das traditionelle Familiengeschäft, welches von Heddi betrieben wird. Ihr gegenüber steht die eigene Tochter, die für ihren Kampf um die Natur zu fast allem bereit ist und jetzt einen hohen Preis zahlen muss: Freiheitsentzug. Da darf sich nicht nur das Publikum fragen: War es das wert? Zumal da auch noch der Sohn ist, den sie dadurch vorübergehend abgeben muss. Das Ausgangsszenario verspricht daher einige spannende Diskussionen, sowohl zwischen den beiden Kontrahentinnen wie auch ganz allgemein. Nur hatte man bei Mutter, Kutter, Kind offensichtlich kein besonders großes Interesse daran, diese Diskussionen wirklich aufzugreifen und zu vertiefen.

Der ganz alltägliche Schicksalsschlag

Stattdessen bastelte Drehbuchautor Volker Krappen drumherum noch einen ganz anderen Konflikt, wenn Mutter und Tochter eine traurige Vorgeschichte eint bzw. trennt. Einerseits ist das naheliegend, weil auf diese Weise die gestörte Kommunikation der zwei Frauen noch eine Begründung frei Haus mitgeliefert bekommt. Möglicherweise ist die Entwicklung von Eva sogar darauf zurückzuführen, dass sie sich explizit gegen die Mutter richtet. Aber auch das wird nicht weiter vertieft. Außerdem sind solche Schicksalsschläge oft eine ziemlich billige Methode, um Geschichten zu erzählen. Das ist bei dem ARD-Drama Mutter, Kutter, Kind nicht anders, das eine differenzierte Darstellung zugunsten einer Holzhammer-Tragik aufgibt.

Zum Teil wird das durch die schauspielerischen Leistungen wieder aufgefangen. Außerdem ist da noch das reizvolle Setting. Die TV-Produktion, die beim Filmfest Hamburg 2021 Premiere feierte, nutzt das raue Küstenklima sehr ansprechend. Fernab von dem üblichen Idyllenkitsch, den man im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oft sieht, darf man hier kurze Einblicke in das oft nicht einfache Leben am Wasser erhalten. Wer dafür empfänglich ist, schaltet ein. Auch Liebhaber und Liebhaberinnen von Geschichten, die dysfunktionale Familien behandeln, können einen Blick riskieren, zumal die Erzählweise über weite Strecken angenehm ruhig und alltäglich ist. Insgesamt kommt Mutter, Kutter, Kind aber kaum über Durchschnitt hinaus.

Credits

OT: „Mutter, Kutter, Kind“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Matthias Tiefenbacher
Drehbuch: Volker Krappen
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Hanno Lentz
Besetzung: Anneke Kim Sarnau, Zoe Moore, Jutta Wachowiak, Lewe Wagner, Neil Malik Abdullah, Anton Spieker

Bilder

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Mutter, Kutter, Kind
Fazit
„Mutter, Kutter, Kind“ versucht die Geschichte einer dysfunktionalen Familie mit dem Thema Fischerei und Umweltschutz zu verbinden. In die Tiefe geht aber beides nicht. Anstatt sich wirklich auseinandersetzen zu wollen, gibt es eine billig-tragische Vorgeschichte. Dafür stimmen die schauspielerischen Leistungen und das Küstensetting.
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