Stralsund - Wilde Hunde ZDF TV Fernsehen
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Stralsund: Wilde Hunde

Inhalt / Kritik

Stralsund - Wilde Hunde ZDF TV Fernsehen
„Stralsund: Wilde Hunde“ // Deutschland-Start: 5. Februar 2022 (ZDF)

Als der zuvor schon mehrfach auffällig gewordene Jugendliche Mario Brendler (Junis Marlon) wegen eines Drogendelikts festgenommen wird, dauert es nicht lang, bis er wieder auf freiem Fuß ist – zur großen Überraschung der Polizei. Kurze Zeit später wird er tot aufgefunden. Fremdverschulden liegt auf der Hand, umso mehr als sich herausstellt, dass der Verstorbene immer mal wieder als Informant gearbeitet hat, weshalb er auch die Sonderbehandlung genoss. Bei ihren Ermittlungen erfahren Nina Petersen (Katharina Wackernagel) und Karl Hidde (Alexander Held), dass Mario zu einer Bande jugendlicher Kleinkrimineller gehörte. Dabei führt die Spur auch zu Wiebke Goosen (Catrin Striebeck), einer verwitweten Pflegemutter, die einen alten Gutshof betreibt …

Jugendliche auf den Hund gekommen

Auch wenn der Titel Wilde Hunde im Genreumfeld immer mal wieder gern verwendet wird: Ein bisschen seltsam ist es schon, dass gleich zwei Krimireihen, die im Nordosten Deutschlands spielen, innerhalb von zehn Tagen darauf zurückgreifen. Den Auftakt machte die zuletzt stark an Popularität gewonnene Reihe Nord bei Nordwest. Nun zieht Stralsund nach. Wobei die ZDF-Produktion im Gegensatz zu den Kollegen den Titel nicht wörtlich verwendet. Anders als bei der tierischen Ausgabe bezieht sich die Bezeichnung hier auf eine Gruppe von Jugendlichen, die etwas verloren durch die Welt streunen. Halt gibt es hier größtenteils nur untereinander, Mittel zum Zweck ist die Kriminalität. Denn die geht immer, wenn schon nichts anderes geht.

Tatsächlich ist Stralsund: Wilde Hunde dann auch weniger ein Krimi, wie man ihn erwarten würde. Klar, da ist am Anfang die Leiche und der dringende Tatverdacht, dass da jemand beim vorzeitigen Tod nachgeholfen hat. Insofern müssen Petersen und Hidde gemeinsam ermitteln, um die Antworten zu halten: Wer wollte den Jugendlichen tot sehen? Und aus welchem Grund? Regisseur und Drehbuchautor Lars Henning (Zwischen den Jahren) interessiert sich jedoch weniger dafür, das Publikum groß rätseln zu lassen. Er ist da schon eher großzügig, was den Wissensvorsprung angeht. Hinzu kommt, dass da jetzt auch nicht so viele Figuren sind, die wirklich in Frage kämen für die Tat. An krimineller Energie mangelt es dabei natürlich nicht. An Leute, die ein tatsächliches Motiv haben, hingegen schon.

Tragische Milieustudie

Stralsund: Wilde Hunde ist deshalb auch eher eine Art Milieustudie als ein klassischer Whodunnit, bei dem es um die Suche nach dem Täter geht. Der Film folgt dabei Jugendlichen, die nicht wirklich viel vom Leben haben, denen eine eindeutige Perspektive fehlt. Zwar ist Goosen sehr darum bemüht, die Pflegefamilie zusammenzuhalten. Doch mit dem Tod ihres Mannes ist auch in ihr etwas kaputt gegangen. Henning beschreibt ein Umfeld, das nur mühsam von Tag zu Tag kommt, bei dem ständig das Geld knapp ist. Das letztendlich auch wegen fehlender Alternativen auf der schiefen Bahn gelandet ist. Anders als bei Ein starkes Team: Die letzte Runde neulich, bei dem ebenfalls eine Pflegefamilie im Mittelpunkt krimineller Machenschaften stand, gibt es hier kaum eindeutige Böse.

Das ist dann für ein Publikum potenziell sehenswert, das sich mehr für die menschliche und soziale Komponente von Krimis interessiert. Als Drama ist Stralsund: Wilde Hunde zumindest passabel, auch wenn da nichts erzählt wird, was man nicht schon anderweitig häufig gesehen hat. Wem das eher egal ist, der dürfte sich beim 19. Teil der Reihe vermutlich langweilen. Das liegt auch an der Ereignislosigkeit des Films, bei dem mehr gesprochen als gehandelt wird. Die beiden Hauptfiguren sind bei ihren Ermittlungen nur irgendwie da, vor allem Hidde ist dieses Mal völlig überflüssig. Einen stärkeren Eindruck hinterlässt da schon Catrin Striebeck (Das Begräbnis) in der Rolle der tragischen Pflegemutter, die hilflos mitansehen muss, wie direkt vor ihr alles kaputt geht, obwohl sie nur das Beste wollte.

Credits

OT: „Stralsund: Wilde Hunde“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Lars Henning
Drehbuch: Lars Henning
Musik: Oliver Kranz
Kamera: Janis Mazuch
Besetzung: Katharina Wackernagel, Alexander Held, Johannes Zirner, Karim Günes, Lea Drinda, Jack Owen Berglund, Franziska Hartmann, Catrin Striebeck, Oleg Tikhomirov, Junis Marlon

Bilder

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In „Stralsund: Wilde Hunde“ wird ein Jugendlicher tot aufgefunden, die Spur führt in eine kriminelle Gruppe, aber auch zu einer Pflegefamilie. Als Krimi ist der Film wenig interessant, da wenig geschieht und auch nicht viel gerätselt werden muss. Mehr Eindruck hinterlässt das hier als Drama um perspektivlose Jugendliche und eine Pflegemutter, die hilflos danebensteht.
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