Wild Orchid Wilde Orchidee
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Wilde Orchidee

Inhalt / Kritik

Wild Orchid Wilde Orchidee
„Wilde Orchidee“ // Deutschland-Start: 5. April 1990 (Kino) // 17. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Die junge Universitätsabsolventin Emily Reed (Carré Otis) kann ihr Glück kaum fassen, als sie  bei einer international anerkannten Firma angenommen wird. Um den Kauf einer kostspieligen Hotelanlage abzuschließen, soll Emily mit ihrer neuen Chefin Claudia Dennis (Jacqueline Bisset) nach Rio de Janeiro fliegen, wo neben ihrer Expertise im internationalen Recht auch ihre Kenntnisse der portugiesischen Sprache gefordert sind. Dort angekommen muss sich Claudia schon bald von ihrer neuen Untergebenen verabschieden. Um ihre Verabredung, den wohlhabenden Geschäftsmann James Wheeler (Mickey Rourke), nicht zu versetzen, soll Emily statt ihr seine Begleitung sein. Entgegen ihrer Erwartungen ist dieser  eher zurückhaltend und höflich ihr gegenüber, spricht sie aber direkt auf ihre Leben, ihre Familie und ihr Liebesleben an.

Auch wenn der Abend einige seltsame Momente mit sich bringt, ist Emily fasziniert von Wheeler, der sie von nun an jeden Tag besucht, sie auf Touren durch die Stadt und aus Partys hin mitnimmt. Seine Neugierde ist jedoch unersättlich, genauso wie seine Einmischungen in die Beziehungen anderer Menschen, und schließlich auch in die sexuellen Wünsche Emilys, die sich immer mehr zu Wheeler hingezogen fühlt. Gleichzeitig wird sie in einen Strudel hineingezogen, der sie nicht nur mit ihren eigenen Sehnsüchten konfrontiert, sondern auch mit jener Dunkelheit, die James umgibt.

Spiele und Körper

Nach dem großen kommerziellen Erfolg von Adrian Lynes Erotikdrama 9½ Wochen suchten viele Studios nach Mitteln und Wegen, diesen zu wiederholen, und während die Vorbereitungen für dessen Fortsetzungen bereits liefen, sah Drehbuchautor Zalman King, der bereits am Skript von Lynes Film mitgearbeitet hatte, seine Chance gekommen, selbst Regie bei einem ähnlichen Projekt zu führen. Neben seiner Ko-Autorin Patricia Louisianna Knop konnte auch Schauspieler Mickey Rourke überzeugt werden abermals einen melancholischen Womanizer zu spielen in Wilde Orchidee. Jedoch bleib der kommerzielle Erfolg aus und der Film wurde von der Kritik verrissen, auch wenn Wilde Orchidee schließlich in Europa zumindest etwas seiner Produktionskosten wieder einspielen konnte.

Bis heute ist das Sub-Genre des Erotikdramas oder -thrillers bekannt für seine Darstellung des Körpers als Widerspiegelung von Macht und Kontrolle. Im Falle von Wilde Orchidee sind sowohl die von Carré Otis gespielte Emily Reed wie auch der von Mickey Rourke gespielte James Wheeler Teile eines größeren Systems, in dem diese beiden Aspekte eine gewichtige Rolle spielen und zugleich die menschlichen Beziehungen bestimmen. Im Zeitalter des Kapitalismus und der Globalisierung haben sexuelle Sehnsüchte und der damit verbundene Kontrollverlust keinen Platz mehr und werden mehr und mehr ins Abseits gedrängt, was zu einer Störung (Wheeler) oder einer Form der Repression (Reed) führt. Der Kontrast zwischen den recht schwülstig geratenen Sexszenen zu den Geschäftsessen und Meetings ist in Kings Film fließend, wobei beides seltsam irreal wirkt und die Figuren in ihren Rollenbildern wiederfindet, die beide gefangenhalten.

Erotischer Reigen

Vielleicht ist es eine Ironie des Schicksals, dass eben jener Kontrollverlust auch ein Teil der Inszenierung ist. Der Bilderreigen, in den Wilde Orchidee bisweilen verfällt, ganz nur wenig über den Mangel an Struktur hinwegtäuschen, nicht zuletzt auch, weil es den Figuren, vor allem Emily, an der nötigen Tiefe fehlt, was vielleicht wieder eine Erklärung für ihr teils wenig glaubhaftes Verhalten ist. Dieses mangelnde Hinterfragen oder Vertiefen zeigt sich auch in der Darstellung Rios oder generell Südamerikas, welches bisweilen eher einem Vergnügungspark gleicht oder jenen Drogenfantasien, wie sie die beiden Protagonisten in Terry Gilliams Fear and Loathing in Las Vegas durchleiden müssen.

Im Gegensatz zu Lynes Film weiß King nicht so recht, wo er eigentlich hin will mit seiner Geschichte, was Wilde Orchidee zu einer immer wieder frustrierenden Erfahrung für den Zuschauer macht. Dies mag auch erklären, warum gerade jemand wie Rourke, der viele solcher Rollen in den 80ern gespielt hat, hier seltsam lustlos und gelangweilt wirkt.

Credits

OT: „Wild Orchid“
Land: USA
Jahr: 1989
Regie: Zalman King
Drehbuch: Zalman King, Patricia Louisianna Knop
Musik: Simon Goldenberg, Geoff MacCormack
Kamera: Gale Tattersall
Besetzung: Mickey Rourke, Jacqueline Bisset, Carré Otis, Assumpta Serna, Bruce Greenwood, Oleg Vidov

Bilder

Trailer

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„Wilde Orchidee“ ist ein Erotikdrama um Macht und Kontrolle. Zalman Kings Film hat einige gute Einfälle, leidet aber sehr an seinem Mangel an Struktur und Ausrichtung, was über weite Strecken sehr frustrierend ist.
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