Die Schule der magischen Tiere
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Die Schule der magischen Tiere

Inhalt / Kritik

Die Schule der magischen Tiere
„Die Schule der magischen Tiere“ // Deutschland-Start: 14. Oktober 2021 (Kino) // 25. März 2022 (DVD/Blu-ray)

Ida (Emilia Maier) muss umziehen. Sie will das nicht, weil sie dadurch alle Freunde verliert, aber es geht nicht anders. Ihre Mutter Elvira (Marleen Lohse) hat in dem neuen Ort einen Frisörladen gefunden. Jetzt kann sie endlich selbstständig sein und alles nach ihrem Geschmack einrichten. Als Ida, ein munteres Mädchen mit Zöpfen und bunten Overknee-Strümpfen, in ihre neue Schule kommt, wird sie gleich als Pippi gehänselt. Aber die Grundschülerin lässt sich davon nicht unterkriegen. Schließlich hat sie schon Benni (Leonard Conrads) kennengelernt, der ebenfalls keine Freunde hat. Außerdem ist Lehrerin Miss Cornfield (Nadja Uhl) ebenfalls neu an der Wintersteinschule. Sie scheint recht nett zu sein, vor allem, weil sie etwas einführt, was es noch nie gab: Jedes Kind soll ein magisches Tier erhalten – einen Kompagnon, der sprechen kann und mit einem durch dick und dünn geht. Ida und Benni machen den Anfang. Die Schildkröte Henrietta (Stimme: Katharina Thalbach) hilft Benni bei seinen Problemen und der Fuchs Rabbat (Stimme: Max von der Groeben) steht Ida zur Seite.

Anklänge ans Zauber-Internat

Diese Schule ist nicht alltäglich. Das sieht man auf den ersten Blick: Türmchen und Spitzbögen verzieren den riesigen Komplex, alte Gemäuer verströmen romantischen Charme. Schloss Grafeneck in Niederösterreich verwandelte sich für die Dreharbeiten in die Winterbergschule, von der die meisten jungen Zuschauer durch die gleichnamige Buchreihe der Bestsellerautorin Margit Auer schon gelesen haben. Schließlich werden die mittlerweile zwölf Bände auch als Erstlektüre in deutschen Grundschulen genutzt. Die Erwartungen an den mehrmals verschobenen Film, der von vornherein auf Fortsetzungen angelegt ist, sind hoch. Ein leiser Anklang an das Internat Hogwarts aus Harry Potter kann da nicht schaden.

Regisseur Gregor Schnitzler und Drehbuchautorin Viola M. J. Schmidt tun alles, um einen erfolgreichen Auftakt hinzulegen. Auf Wunsch von Auer gibt es reale Schauspieler und echte Settings, also keinen reinen Trickfilm. Aber mit echten Tieren wollten wiederum die Filmemacher nicht arbeiten, also sind der Fuchs, die Schildkröte und eine Elster am Computer entworfen und im Nachhinein in den Realfilm hineinkopiert. Dass dies einigermaßen realistisch aussieht, dafür scheute die Produktion keine Kosten. Zudem drückt die Erzählung mächtig aufs Tempo, es gibt Gesangseinlagen der Schauspieler, Songs aus dem Off, eine Menge Action und eine Kriminalgeschichte nach dem Motto „Wer ist der Dieb“? Die Erwachsenen sind teils charismatische Magier wie die Lehrerin und ihr Bruder, der Inhaber der magischen Zoohandlung, Mister Mortimer Morrison (Milan Peschel). Zum anderen Teil agieren sie zur Freude der Kinder als Lachnummern, wie der als Ordnungsfanatiker überzeichnete Schuldirektor (Justus von Dohnányi) und sein tapsiger Hausmeister (Heiko Pinkowski).

Schildkröte legt Breakdance hin

Unter den Pluspunkten des Films, dem Tempo und den mitreißenden Songs, leidet allerdings der eigentliche Charme des Stoffes. Für eine einfühlsame Interaktion zwischen dem jeweiligen magischen Tier und dem ihm zugeordneten Kind bleibt wenig Raum, zumal die Tiere merkwürdig glatt und künstlich aussehen. Ein bisschen mehr Romantik und altbackene Zeichentrickverspieltheit hätte ihnen die Trickfilmabteilung ruhig gönnen können, schließlich sollen sie ihren individuellen Zauber ausspielen und nicht als neuster Schrei der Computertechnik rüberkommen. Ein bisschen Individualität blitzt immerhin auf, wenn die Schildkröte ihre Sprüche ablässt oder einen Breakdance hinlegt. Der Fuchs hingegen wirkt in der Rolle eines Meisterdetektivs konturlos. Die Suche nach dem mysteriösen Dieb, der in der Schule alles Mögliche klaut, wäre genauso gut ohne ihn ausgekommen.

Als Problem des überambitioniert wirkenden Unterhaltungsspektakels erweist sich auch eine überraschend didaktische Tonlage. Buchautorin Margit Auer wollte eigentlich pädagogische Belehrungen vermeiden, indem sie die magischen Tiere zu Freunden der Kinder machte, die auch mal einen nützlichen Tipp geben und damit indirekt ihre Schützlinge auf falsches Verhalten und schädliche Haltungen hinweisen. In der Filmversion kommen die Botschaften vom Wert der Freundschaft und vom Schaden der Zwietracht allerdings viel direkter rüber als bei der Lektüre. Nicht immer hätte alles ausgesprochen werden müssen, was bereits in den Bildern und der Logik der Handlung liegt. Aber die Filmemacher wollten ihr junges Publikum offensichtlich lieber mitreißen als zum Nachdenken über Leerstellen anregen. Das dürfte ihnen gelungen sein, zumal besonders die Songs und die Besetzung der Kinderrollen bereits in frühen Testscreenings auf ihre Wirkung geprüft wurden.

Credits

OT: „Die Schule der magischen Tiere“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Gregor Schnitzler
Drehbuch: Viola M. J. Schmidt
Vorlage: Margit Auer
Musik: Dominik Giesriegl
Kamera: Wolfgang Aichholzer
Besetzung: Emilia Maier, Leonard Conrads, Loris Sichrovsky, Nadja Uhl, Milan Peschel, Justus von Dohnányi, Heiko Pinkowski, Marleen Lohse

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über Die Schule der magischen Tiere erfahren möchte: Wir haben uns im Interview mit Regisseur Gregor Schnitzler über seine Arbeit am Kinderfilm unterhalten.

Gregor Schnitzler [Interview]

Filmfeste

Schlingel 2021

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Die Schule der magischen Tiere
fazit
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