La Môme La Vie en Rose
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Inhalt / Kritik

La Môme La Vie en Rose
„La Vie en Rose“ // Deutschland-Start: 22. Februar 2007 (Kino) // 6. September 2007 (DVD)

Von klein auf ist das Leben von Edith Giovanna Gassion (Marion Cotillard) sehr turbulent. Da sich ihre Eltern nicht um sie kümmern können, wird sie von einer Verwandten zur nächsten geschoben, lebt eine Zeit lang in einem Bordell, bevor sie mit Vater durchs Land zieht. Ihre Berufung findet sie erst, als sie eines Tages von dem Theaterbesitzer Louis Leplée (Gérard Depardieu) entdeckt wird. Der erkennt sofort ihr einzigartiges Talent als Sängerin und gibt ihr die Möglichkeit, in seinem Nachtclub aufzutreten. Dies markiert den Beginn einer großen Karriere, unter dem Namen Edith Piaf wird sie weit über die Landesgrenzen bekannt. Doch mit dem Erfolg werden die Probleme nicht geringer, das Leben im Rampenlicht hält bald erste Schattenseiten für sie bereit …

Auf den Spuren einer Legende

Von den vielen musikalischen Größen, die Frankreich im Laufe der Zeit hervorgebracht hat, war kaum einer größer als sie: Edith Piaf. Mit ihren Chansons, die einen verspielt, viele hochdramatisch, eroberte sie ein internationales Publikum. Titel wie La vie en rose, Milord, Non, je ne regrette rien oder Hymne à l’amour sind Klassiker, die man immer wieder in den unterschiedlichsten Kontexten hört. Und so wundert es dann auch nicht, dass nach ihrem viel zu frühen Tod mit 47 Jahren eine ganze Reihe von Filmen versuchten, dem Phänomen und der Sängerin mit der ausdrucksstarken Stimme gerecht zu werden. Der bekannteste hiervon ist sicherlich La Vie en Rose aus dem Jahr 2007, welches selbst zu einem weltweiten Kassenschlager wurde und eine ganze Reihe großer Preise einheimste.

Dabei ist das Drama weit entfernt von dem üblichen Heldenverehrungen, die in solchen Biopics gerne mal betrieben werden. Stattdessen konzentriert sich Regisseur und Co-Autor Olivier Dahan (Die Vollpfosten) auf die tragischen Aspekte ihres Lebens. Wenn La Vie en Rose mit einem Konzert in New York beginnt, während dessen die Sängerin auf der Bühne zusammenbricht, gibt der Film bereits vor, worauf man hier gefasst sein muss. So zeigt er die Künstlerin zwar während eines umjubelten Auftritts, erinnert aber gleichzeitig daran, wie schwer das Leben der Französin war. Es sind gerade die Abgründe, die hier beleuchtet werden, die diversen Schicksalsschläge, welche sie zu verkraften hatte.

Ein Leben voller Tragödien

Davon gab es nicht wenige. Ob die Kindheit in schwerer Armut, der Verlust geliebter Menschen oder auch Krankheiten, die sie plagten: Wäre La Vie en Rose eine erfundene Geschichte, würde man den Autor*innen das Drehbuch um die Ohren hauen und ihnen vorwerfen, ohne Scham so ziemlich jedes Unglück zusammengetragen zu haben, das ihnen eingefallen ist. Immer mal wieder meint man, versehentlich eine Seifenoper eingeschaltet zu haben, anstatt eines „ernsthaften“ Dramas. Ob eine derart starke Fokussierung auf die dunklen Seiten im Leben der Diva dieser gerecht werden, darüber kann man sich streiten. Manchmal hat man schon das Gefühl, dass Dahan diesen Aspekt etwas zu sehr ausschlachtet, anstatt dass er versucht, den Menschen hinter dem Unglück näher vorzustellen.

Das größere Problem ist jedoch, dass La Vie en Rose sehr episodenhaft und sprunghaft angelegt ist. Interessant ist es natürlich schon, wie der Film sich einer strengen Chronologie verweigert, wie es die meisten Biopics tun. Wir erleben hier eben nicht die Entwicklung des kleines Mädchens bis zur großen Chanteuse, sondern lernen sie nur in meist unzusammenhängenden Einzelmomenten kennen. Das funktioniert bei der Hauptfigur noch einigermaßen, da es schon auch irgendwie Spaß macht, die zahlreichen Puzzleteile selbst zusammenzusetzen. Bei den Nebenfiguren wird das hingegen schwierig: Sie verschwinden ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht sind. Dadurch entwickelt man nur schwer ein Gefühl, wie ihr Leben insgesamt gewesen ist. Alles hier ist flüchtig, brüchig, nichts ist von Bestand. Das ist für ihre unstete Biografie zugegeben passend, aber doch unbefriedigend.

Der große Auftritt eines Stars

Aber dann ist da ja noch Marion Cotillard (Der Geschmack von Rost und Knochen), die alles zusammenhält. Wenn die auch international bekannte Schauspielerin loslegt und der monumentalen Sängerin nacheifert, dann ist das ein Anblick, der viele inhaltliche Schwächen vergessen lässt. Nicht ohne Grund ist sie bislang die einzige, die für einen französischsprachigen Film einen Schauspiel-Oscar erhielt. Aber auch die Ausstattung und Kostüme tragen dazu bei, dass La Vie en Rose sehenswert ist. Hörenswert natürlich auch: Sofern man sich von der Melodramatik von Piafs Liedern mitreißen lassen kann, dann wird die filmische Biografie zu einem überwältigend Porträt der Ausnahmekünstlerin, das einen beeindruckt, aber auch etwas erschöpft zurücklässt. Rosig mag das Leben der Französin nicht gewesen sein. Dafür brachte es viel Farbe in das derjenigen, die ihre Chansons hörten oder sie anderweitig kennenlernen durften.

Credits

OT: „La Môme“
Land: Frankreich, UK, Tschechische Republik
Jahr: 2007
Regie: Olivier Dahan
Drehbuch: Olivier Dahan, Isabelle Sobelman
Musik: Christopher Gunninig
Kamera: Tetsuo Nagata
Besetzung: Marion Cotillard, Pascal Greggory, Sylvie Testud, Clotilde Courau, Jean-Paul Rouve, Jean-Pierre Martins, Gérard Depardieu, Emmanuelle Seigner, Catherine Allégret

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2008 Beste Hauptdarstellerin Marion Cotillard Sieg
Bestes Make-up Didier Lavergne, Jan Archibald Sieg
Beste Kostüme Marit Allen Nominierung
BAFTA Awards 2008 Beste Hauptdarstellerin Marion Cotillard Sieg
Bester fremdsprachiger Film Nominierung
Beste Musik Christopher Gunning Sieg
Bestes Make-up Didier Lavergne, Jan Archibald Sieg
Beste Kostüme Marit Allen Sieg
Bestes Szenenbild Olivier Raoux Nominierung
Bester Ton Laurent Zeilig, Pascal Villard, Jean-Paul Hurier, Marc Doisne Nominierung
Berlinale 2007 Goldener Bär Nominierung
César 2008 Bester Film Nominierung
Beste Regie Olivier Dahan Nominierung
Bestes Original-Drehbuch Olivier Dahan Nominierung
Beste Hauptdarstellerin Marion Cotillard Sieg
Bester Nebendarsteller Pascal Greggory Nominierung
Beste Nebendarstellerin Sylvie Testud Nominierung
Beste Kamera Tetsuo Nagata Sieg
Bestes Szenenbild Olivier Raoux Sieg
Beste Kostüme Marit Allen Sieg
Bester Ton Laurent Zeilig, Pascal Villard, Jean-Paul Hurier, Marc Doisne Sieg
Bester Schnitt Richard Marizy, Yves Beloniak Nominierung
Europäischer Filmpreis 2007 Bester Film Nominierung
Beste Darstellerin Marion Cotillard Nominierung
Publikumspreis bester Film Nominierung
Golden Globes 2008 Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) Marion Cotillard Sieg
Prix Lumières 2008 Bester Film
Beste Regie Olivier Dahan Sieg
Beste Hauptdarstellerin Marion Cotillard Nominierung

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„La Vie en Rose“ zeichnet in unzusammenhängenden Episoden das Leben der großen Chanson-Sängerin Edith Piaf nach. Während der Film inhaltlich nicht zuletzt wegen der starken Fokussierung auf die Tragik in ihrem Leben etwas einseitig ist, so sind doch Hauptdarstellerin und Ausstattung Grund genug, sich an die Ausnahmekünstlerin mit der ausdrucksstarken Stimme erinnern zu wollen.
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