The Last House on the Left Das letzte Haus links

Das letzte Haus links

Inhalt / Kritik

The Last House on the Left Das letzte Haus links
„Das letzte Haus links“ // Deutschland-Start: 19. Oktober 1973 (Kino)

Einen Tag vor ihrem siebzehnten Geburtstag will sich Mari Collingwood (Sandra Cassell) zusammen mit ihrer besten Freundin Phyllis (Lucy Grantham) einen Traum erfüllen und auf ein Konzert der Band „Bloodlust“ gehen. Da das Konzert in New York City stattfindet und die Musiker berühmt sind für ihre skandalträchtigen Auftritte, haben ihre Eltern (Gaylord St. James, Cynthia Carr) einige Bedenken, doch schließlich lassen sie sich von ihrer Tochter überzeugen und treffen in ihrer Abwesenheit Vorbereitungen für ihre Geburtstagsparty am folgenden Tag. Auf ihrem Weg zur Konzerthalle machen die beiden Mädchen Bekanntschaft mit Junior (Marc Sheffler), den sie irrtümlich für einen Drogendealer halten und von dem sie etwas Marihuana kaufen wollen. Bevor sie merken, dass etwas falsch ist an diesem Mann, hat dieser sie schon in sein Zimmer gelockt, wo auch sein Bruder Krug (David Hess), dessen Freundin Sadie (Jeramie Rain) und Kumpel Fred (Fred J. Lincoln) auf sie warten. Krug und Fred sind vor wenigen Stunden, dank Sadies und Juniors Hilfe, aus Polizeigewahrsam geflohen und haben eine Schneise der Gewalt hinter sich gelassen. In deren Zimmer gefangen werden die beiden Mädchen bedroht, gedemütigt und geschlagen, und Phyllis schließlich vergewaltigt, bevor die Gruppe samt ihrer Geiseln weiterzieht.

Am nächsten Morgen machen sich Maris Eltern große Sorgen, da sich ihre Tochter noch immer nicht bei ihnen gemeldet hat und von ihr jede Spur fehlt. Der Sheriff versucht sie zu beruhigen, meint, Mari sei nur für ein paar Stunden von zu Hause „ausgebüxt“ aus jugendlichem Leichtsinn und zur Feier ihres Geburtstages. Doch dieEntführer sind noch lange nicht befriedigt in ihrer Lust nach Blut und so beginnt für Phyllis und Mari die wahre Hölle auf Erden.

Der Horror der Wirklichkeit

In einem Interview aus dem Jahre 1980 fasst Regisseur Wes Craven seine Intention für Das letzte Haus links zusammen, die sich vor allem auf das Klima der Gewalt und der Wut bezog, in dem sich die USA Anfang der 1970er Jahre befanden. Craven, damals noch Lehrer an der Universität, bemerkte, wie die Neuigkeiten und vor allem die Bilder vom Vietnamkrieg zu einer gewissen Immunisierung gegenüber Gewalt führten, sodass man sich, wie er und seine Frau, diese gar während des Abendessens im Rahmen der TV-Nachrichten ansah. Der Film, dessen Veröffentlichung eine Diskussion lostrat über Gewalt in den Medien, welche sich ironischerweise vor allem gegen Craven wie auch Produzent Sean S. Cunnigham richtete, sollte ein Spiegel dieser USA sein, in der die Hippie-Generation gescheitert ist und Gewalt regiert.

Es sind bereits unzählige Abhandlungen über Wes Cravens Das letzte Haus links geschrieben wurde, angefangen von Analysen über dessen Machart sowie seine Bedeutung innerhalb des Genres. Es ist fast schon unerlässlich, Das letzte Haus links im Rahmen der Realität des Jahres 1972 zu betrachten und damit als einen Film, der nicht nur brutale Szenen beinhaltet, die noch heute teils unerträglich sind für den Zuschauer, sondern sich zu dem Thema Gewalt entschieden positioniert. Craven, dessen erster Drehbuchentwurf noch viel weiter ging in dieser Hinsicht, zeigt Gewalt als Teil einer aus den Fugen geratenen Welt und überschreitet bewusst Grenzen. Minutiös müssen wir ansehen, wie die beiden Mädchen geschlagen, gequält und gedemütigt werden, sodass dem Zuschauer keine Rückzugsmöglichkeit mehr bleibt. Auch die humoristischen Sequenzen, welche die beiden Polizisten zeigen, lenken nicht ab von dem Maß an Brutalität, was Craven seinem Zuschauer zumutet.

Wie schon Tobe Hoopers The Texas Chain Saw Massacre oder George A. Romeros Die Nacht der lebenden Toten ist auch Das letzte Haus links von einem Realismus definiert, welcher zur besonderen Härte des Filmes beiträgt. Cravens Film ist nicht nur ein Spiegel von sozialen Entwicklungen, die er als problematisch empfand, sondern vor allem eine Zumutung für den Zuschauer, der sich selbst fragen muss, wie viel mehr er/sie von diesem sehr realen Horror ertragen kann und will.

„Es ist nur ein Film. Es ist nur ein Film.“

Lässt man die Brisanz des Filmes einmal weg wie auch den historischen Kontext, dann ist Das letzte Haus links vor allem ein clever gemachtes Stück Exploitation-Kino. Zwar fehlt der Humor eines Hershell Gordon Lewis, auf dessen Mischung aus Horror und Realismus sich Craven indirekt bezieht, doch dafür wirkt Das letzte Haus links um ein vielfaches beängstigender. Innerhalb der Darsteller sticht insbesondere David Hess, der auch für die Filmmusik zuständig war, als Anführer Krug hervor. Offen sadistisch und mit einer unverhohlenen Freude an der Gewalt, die er verursacht, wirkt er durch sein intensives Spiel wie eine Art Wiedergänger von Charles Manson, der scheinbar Pate für diese Figur des Filmes stand.

Naturgemäß wirkt vieles, wahrscheinlich dem schmalen Budget geschuldet, in Das letzte Haus links dilettantisch und einige Szenen, besonders jene mit den Polizisten, wollen nicht so recht in den Kontext der Handlung, insbesondere zum Ton des Films, passen. Doch letztlich tragen auch diese Aspekte zu der Rauheit von Das letzte Haus links bei. Mag das Mantra, dass es doch nur ein Film sei (ein Teil der cleveren Werbekampagne um den Film), im Jahre 2021 vielleicht besser wirken als damals, bleibt das Regiedebüt Wes Cravens nach wie vor ein intensiver Horrorfilm, der seinen Zuschauer an die Grenzen des Erträglichen bringt.

Credits

OT: „The Last House on the Left“
Land: USA
Jahr: 1972
Regie: Wes Craven
Drehbuch: Wes Craven
Musik: David Hess
Kamera: Victor Hurwitz
Besetzung: Sandra Cassel, Lucy Grantham, David Hess, Fred J. Lincoln, Jeramie Rain, Marc Sheffler, Gaylord St. James, Cynthia Carr

Trailer

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"Das letzte Haus links" ist ein Horror/Exploitationfilm, der seinem Zuschauer einiges zumutet. In seinem Regiedebüt entwirft Wes Craven das Porträt einer von Gewalt erfüllten Gesellschaft und zeigt durch seine auf Realismus bedachte Inszenierung wie unerträglich und letztlich unkosumierbar Gewalt letztlich ist.
7
von 10