Tödliche Nähe Striking Distance
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Tödliche Nähe

Inhalt / Kritik

Tödliche Nähe Striking Distance
„Tödliche Nähe“ // Deutschland-Start: 20. Januar 1994 (Kino) // 27. Oktober 1998 (DVD)

In der Familie von Tom Hardy (Bruce Willis) sind sie alle stolze Polizisten. Oder sie waren es zumindest. Doch als er seinen Partner Jimmy Detillo (Robert Pastorelli) wegen exzessiver Gewaltanwendung anschwärzt, ändert sich das Blatt. Denn unter Polizisten tue man so etwas nicht, wie ihn seine Kollegen spüren lassen. Kurze Zeit später wird Toms Vater, der ebenfalls zur Polizei gehört, während der Jagd auf einen Serienmörder erschossen. Ein Schuldiger ist schnell gefunden. Aber für Tom steht fest, dass der vermeintliche Täter reingelegt wurde und der wahre Täter ein Polizist sein muss – was ihm noch mehr Ärger einbringt. Zwei Jahre später ist Tom dem Alkohol verfallen und zusammen mit seiner neuen Partnerin Emily Harper (Sarah Jessica Parker) bei der Wasserschutzpolizei. Da findet er eines Tages eine Frauenleiche, von der er überzeugt ist, dass sie ein Opfer des damaligen Serienmörders sein muss. Doch bei den Exkollegen will ihm niemand glauben …

Ein relevantes Thema in einem mäßigen Film

Wer sich die vielen Schnellschüsse anschaut, die der einstige Superstar Bruce Willis heute so runterdreht, darf man schon ein wenig wehmütig an die Zeit zurückdenken, als er sich noch für das interessierte, was er tat. Als er in mehr zu sehen war als in Reißbrett-Low-Budget-Actionthrillern wie Hard Kill oder Acts of Violence. Doch dabei vergisst man schnell, dass Willis selbst während seiner Hochphase eine Reihe wenig bemerkenswerter oder zumindest qualitativ fragwürdiger Titel vorgelegt hat, die von der Kritik verrissen wurde. Und während beispielsweise die abstruse Komödie Hudson Hawk – Der Meisterdieb durchaus ihren Reiz hatte, muss man bei Tödliche Nähe schon lange suchen, um etwas Erwähnenswertes zu finden.

Dabei ist die Geschichte geradezu unheimlich aktuell. Ein Polizist übt exzessive Gewalt aus. Anstatt ihn aber dafür zu belangen, feinden die Kollegen denjenigen an, der den Vorfall gemeldet hat. Loyalität steht über dem Gesetz, so die weit verbreitete Meinung. Allerdings ist Tödliche Nähe gar nicht so sehr an einer Auseinandersetzung mit den systematischen Schwächen im Polizeiwesen interessiert. Stattdessen soll diese Geschichte mit der Jagd auf einen Serienmörder verbunden werden, der reihenweise Frauen auf dem Gewissen hat. Dass der zu Beginn festgenommene Mann es nicht gewesen sein kann, ist dabei natürlich klar. Sonst hätte der Film ja nichts zu erzählen.

Recht fade, später lächerlich

Sonderlich spannend ist diese Mörderjagd leider nicht. Der Versuch von Regisseur und Co-Autor Rowdy Herrington, die beiden großen Themen miteinander zu verknüpfen, führen dazu, dass der Film kaum Fahrt aufnimmt. Bis erst einmal der Serienmörder wieder zuschlägt und das Duo die Spur aufnimmt, vergeht viel zu viel Zeit. Und selbst während der Ermittlungen bremst sich Tödliche Nähe regelmäßig aus. Die Folge: Obwohl der Film mit einer Laufzeit von etwa hundert Minuten nicht übermäßig lang ausgefallen ist, darf man zwischendurch dauernd auf die Uhr schauen. Nach einer völlig überzogenen Verfolgungsjagd, die fast schon in Richtung Komödie verweist, passiert erst einmal über lange Strecken nichts. Und selbst die wenigen Szenen, in denen der Täter zuschlägt, halten kaum Spannung bereit.

Erst ganz zum Schluss greift der Film wieder seine Tendenz des Anfangs wieder auf, so richtig dick auftragen zu wollen. Als Mischung passt das nicht so wirklich, da fehlt einfach die nötige Balance. Hinzu kommt: Die Auflösung ist dermaßen idiotisch, dass man Herrington und Marty Kaplan selbst anzeigen möchte. Klar muss in diesem Genre nicht alles zwangsläufig Sinn ergeben. Selbst die mitunter fragwürdigen Dialoge kann man schon einmal in Kauf nehmen. Die Geschichte von Tödliche Nähe ist aber so schlecht, dass man sich schon fragen darf, wie das jemand finanzieren konnte. Wobei eine Teilschuld wohl auch Willis selbst gilt, der zwischendurch ständig interveniert und alles verschlimmbessert haben soll. Eine ursprüngliche Fassung soll von dem Testpublikum derart verrissen worden sein, dass es zu umfangreicheren Nachdrehs kam.

Schöne Wasseraufnahmen

Immerhin: Als Schauspieler versuchte Willis, aus dem Stoff etwas herauszuholen. Er präsentierte sich hier auch nicht als strahlender Held, sondern als vom Alkohol gezeichnetes Wrack. Sonderlich glaubwürdig ist das Ergebnis aber nicht. Dafür gibt es eine Reihe schöner Aufnahmen, wenn Tom und Emily ständig auf dem Wasser unterwegs sind. Als alternatives Setting für einen Polizeithriller ist das durchaus reizvoll. Es ist nur nicht genug, um die diversen Schwächen von Tödliche Nähe auszugleichen: Der Film schwankt zwischen stimmungsvoll, fade und lächerlich. Das ist dann zwar noch interessanter als die vielen Fließbandstreifen von heute, die ausschließlich fade sind. Gesehen haben muss man den Thriller dennoch nicht.

Credits

OT: „Striking Distance“
Land: USA
Jahr: 1993
Regie: Rowdy Herrington
Drehbuch: Rowdy Herrington, Marty Kaplan
Musik: Brad Fiedel
Kamera: Mac Ahlberg
Besetzung: Bruce Willis, Sarah Jessica Parker, Dennis Farina, Tom Sizemore, Brion James, Robert Pastorelli

Bilder

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Ein Polizist fällt in Ungnade, weil er einen Kollegen verpfiffen hat, und jagt danach einen Serienmörder, der auch seinen Vater getötet haben soll. Der Einblick in ein Polizeisystem, das sich wenig um die Wahrheit schert, ist interessant. „Tödliche Nähe“ als Film ist es aber nicht: Zwischendurch wird der Thriller ziemlich langweilig, zum Schluss dafür unfassbar lächerlich.
4
von 10