Bozen-Krimi: Tödliche Stille
© ARD Degeto/Hans-Joachim Pfeiffer

Der Bozen-Krimi: Tödliche Stille

Inhalt / Kritik

Der Bozen Krimi 2020
„Der Bozen-Krimi: Tödliche Stille“ // Deutschland-Start: 9. April 2020 (Das Erste)

Eigentlich hätte mit der Verhaftung des Mafiabosses Enzo Saffione (Christian Redl) die Geschichte endlich ein Ende nehmen sollen. Doch dann gelingt es dem erfahrenen Verbrecher, aus dem Gefängnis zu fliehen – dank eines fehlgeschlagenen Attentats auf ihn. Für seinen Erzfeind Capo Matteo Zanchetti (Tobias Oertel) steht fest, dass er den Flüchtigen finden und einsperren muss, bevor der Täter Erfolg hat. Auf die Hilfe der Commissario Sonja Schwarz (Chiara Schoras) würde er dabei gern verzichten, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Dabei stolpert diese mit ihrer Stieftochter Laura (Charleen Deetz) bei einer Wanderung durch die Berge zufällig über mehrere Leichen. Während sie noch versucht, die Geschichte zu rekonstruieren, hat sich die Mafia-Statthalterin Giulia Santoro (Susanna Simon) die inzwischen suspendierte Polizistin Sofia Lanthaler (Sinja Dieks) zur Zielscheibe genommen, mit der sie noch eine Rechnung offen hat …

Das Ende einer Ära

Schon beim letzten Film Blutrache kündigte sich an, dass die seit 2015 ausgestrahlte ARD-Krimireihe auf einen Wendepunkt zusteuert. Zanchetti, den eine lange Vorgeschichte mit der Mafia verbindet, wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Es kommt zu dem lange überfälligen Showdown zwischen dem Polizisten und dem Gangsterboss. Doch was der Abschluss dieser Geschichte hätte sein können, entpuppt sich als Auftakt eines über mehrere Folgen gehenden Finales, bei dem mehreren Handlungsstränge ein Ende finden. Der Bozen-Krimi: Tödliche Stille, der Mittelteil dieser Quasi-Trilogie, schließt dann auch nahtlos an den direkten Vorgänger an.

Tatsächlich sollte man nach Möglichkeit Letzteren schon gesehen haben. Zwar hat auch der 11. Teil der Reihe einen in sich geschlossenen Kriminalfall, der sich um einen fatalen Zwischenfall in den Bergen dreht. Gleichzeitig baut der Film doch auf so vielen vorher erzählten Geschichten auf, dass man weiten Teilen ohne dieses Vorwissen kaum wird folgen können. Die dramatischen Entwicklungen, wenn Zanchetti reichlich spät doch noch seine Gefühle für Schwarz zulässt, entfalten als Neueinsteiger kaum Wirkung. Versucht hat es Regisseur und Drehbuchautor Thorsten Näter (Tödliche Gier) natürlich schon. Bei Der Bozen-Krimi: Tödliche Stille haut er lieber mehrfach drauf, um auch ja alle Zuschauer und Zuschauerinnen zu erwischen.

Bloß keine Zurückhaltung

Das ist dann auch eines der beiden großen Probleme des Films: Da wird auf eine unerträgliche bis unverschämte Weise der Holzhammer geschwungen. Wenn beispielsweise die Dolmetscherin der taubstummen Zeugin Emilia Gruber (Cordula Zielonka) so spricht, als würde sie bei einem Kindergeburtstag eine Geschichte erzählen, dann wird es schnell lächerlich. Auch an anderen Stellen pflegt man in Der Bozen-Krimi: Tödliche Stille ein gnadenloses Overacting, begleitet oft von einer dazu passenden Musik. Anstatt vielleicht einfach mal auf den Inhalt zu vertrauen, wird auf eine irritierende Weise versucht, das Publikum zu manipulieren – mit oft grauenvollem Ergebnis.

Wobei das mangelnde Vertrauen in den Inhalt nicht ganz ungerechtfertigt ist. Vor allem die diversen Zufälligkeiten, dass immer irgendeine der regelmäßigen Figuren gerade da ist, wo sich ein Verbrechen zuträgt, fallen negativ auf. Die plumpen Dialoge sorgen ebenfalls nicht für gute Laune. Immerhin ist der Fall an sich interessanter als beim letzten Mal. Wenn in Der Bozen-Krimi: Tödliche Stille ein Betriebsausflug in die Berge mit mehreren Leichen endet, dann darf man als Zuschauer bzw. Zuschauerin schon längere Zeit grübeln, was sich zugetragen hat. Umso mehr, da offensichtlich alle etwas verschweigen. Das reicht aber nicht aus. Trotz der Detailverbesserungen ist der umständlich erzählte und überzogene Film im stark umkämpften TV-Krimi-Markt keine Bereicherung.

Credits

OT: „Der Bozen-Krimi: Tödliche Stille“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Thorsten Näter
Drehbuch: Thorsten Näter
Musik: Axel Donner
Kamera: Joachim Hasse
Besetzung: Chiara Schoras, Tobias Oertel, Christian Redl, Stefano Bernardin, Charleen Deetz, Cordula Zielonka, Sinja Dieks, Susanna Simon

Bilder

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„Der Bozen-Krimi: Tödliche Stille“ erzählt von einem mysteriösen Mord in den Bergen und dem fortlaufenden Kampf gegen die Mafia. Das ist insgesamt etwas besser als noch beim letzten Teil, aber nach wie vor kaum empfehlenswert: Neben inhaltlichen Mängeln fällt vor allem der Hang negativ auf, das ganz große Drama zu wollen, bis es richtig lächerlich wird.
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von 10