My Blueberry Nights

My Blueberry Nights

Inhalt / Kritik

My Blueberry Nights
„My Blueberry Nights“ // Deutschland-Start: 24. Januar 2008 (Kino) // 7. August 2008 (DVD/Blu-ray)

Jeremy (Jude Law) betreibt ein kleines Café in New York City, in dem die unterschiedlichsten Leute ein und ausgehen. So auch Elizabeth (Norah Jones), für die der Ort zu einer kleinen zweiten Heimat geworden ist. Immer wieder kehrt sie dort ein, unterhält sich mit Jeremy, bleibt auch schon mal die ganze Nacht. Doch irgendwann reicht ihr das nicht mehr, weshalb sie zu einer Reise durch die USA aufbricht. Zunächst führt sie der Weg nach Memphis, wo sie als Bedienung arbeitet und den alkoholkranken Cop Arnie (David Strathairn) kennenlernt, der unter der Untreue seiner Frau Sue Lynne (Rachel Weisz) leidet. In Nevada wiederum trifft sie auf die Spielerein Leslie (Natalie Portman). Doch trotz der vielen neuen Eindrücke: Elizabeth hat Jeremy nicht vergessen, schickt ihm regelmäßig Postkarten, in denen sie ihre Gefühle schildert …

Die Suche nach einem Ziel

Liebe gehe durch den Magen, heißt es. Ganz so einfach ist das dann aber doch nicht, wie My Blueberry Nights zeigt. In seinem ersten englischsprachigen Film kombinierte der aus Hongkong stammende Regisseur und Drehbuchautor Wong Kar-wai (In The Mood For Love) zwar Kulinarik, Sinnlichkeit und Romantik. Nur finden diese Elemente nicht wirklich zusammen. Der titelgebende Blaubeerkuchen, den Elizabeth verspeist, dient vielmehr als Trost für die in Brüche gegangene Beziehung. Das typische Frustfuttern eben. Und natürlich darf das Publikum beim ersten Anblick der verlassenen Schönheit und des attraktiven Café-Besitzers davon ausgehen, dass das bald mehr als die übliche Kundenbindung sein wird. Richtig konsequent verfolgt der Film dieses Ziel aber nicht.

Tatsächlich konsequent ist in My Blueberry Nights nur eines: Wong Kar-wai verweigert sich einer klaren Genrezugehörigkeit. Wenn in Filmen Menschen auf Reise gehen, dann geht das oft mit einer Sinnsuche einher, verbunden mit einer zwischenmenschlichen Komponente. In der Hinsicht erinnert das hier schon ein wenig an Roadmovies und die dort gern verwendeten Elemente. Ein festes Ziel gibt es hier nicht, die Reise selbst ist das Ziel. Unterwegs darf die Hauptfigur den unterschiedlichsten Leuten begegnen, was nicht nur zu ungewöhnlichen Erfahrungen führt, sondern auch Erkenntnisse mit sich bringt. Am Ende sind alle weiser, sind mit ihrem Leben vorangekommen, konnten alte Probleme und Konflikte aus dem Weg räumen oder zumindest beiseiteschieben.

Ein dynamischer Stillstand

Bei My Blueberry Nights geschieht das alles. Gleichzeitig aber auch wieder nicht. Ein größeres Problem dabei ist, dass Elizabeth einfach nur irgendwie da ist. Sie kommentiert zwar fleißig, auch dank der Korrespondenz mit Jeremy. Sie wird aber nie zu einem interessanten Charakter, der eine nennenswerte Entwicklung durchmacht. Natürlich spricht nichts dagegen, in den Mittelpunkt eine eher zurückhaltende Figur zu setzen. Gerade im Kontext von Cafés oder Bars, wo Bedienungen an Tisch und Theke seelsorgerische Zuhöreraufgaben übernehmen, ist das sogar naheliegend. Die Statik einer solchen Aufgabe mit der Dynamik eines Roadmovies zu verbinden, das ist dann aber schwierig. Wong hat auch offensichtlich nicht den Drang, diese Gegensätze aufzulösen oder wenigstens wirklich als Kontrast zu inszenieren.

Stattdessen schlendert der Film, der 2007 in Cannes Premiere hatte, ohne wirkliches Ziel durch die Gegend. Denn das war es wohl, woran Wong am meisten Interesse hatte: den Blick schweifen lassen und Eindrücke sammeln. Da spielt es dann auch keine wirkliche Rolle, ob wir uns nun im Norden oder dem Süden der USA aufhalten, in der Großstadt oder einer ländlichen Gegend. Der Regisseur inszeniert My Blueberry Nights in erster Linie als Sinneserfahrung. Die einzelnen Stationen werden dabei Gemälden gleich, die man zweifelsfrei bewundern kann. Das hier ist, im wörtlichen Sinne, ein schöner Film, der den Augen des Publikums einiges zu bieten hat.

Schwelgerische Belanglosigkeit

Inhaltlich ist dieser schwelgerische Panoramablick jedoch kaum erwähnenswert. Die Geschichte um den alkoholkranken, von seiner Frau betrogenen Cop ist die einzige, die tatsächlich mal so etwas wie Emotionalität hervorruft, auch wegen des enthemmten Spiels von David Strathairn (Good Night, and Good Luck.). Die anderen Schicksale sind zwar ebenfalls mit dramatischen Geschichten verbunden, hinterlassen aber kaum Eindruck. My Blueberry Nights ist so etwas wie das filmische Pendant zu Lounge-Musik: kunstvolle Gefälligkeit am Rande der Belanglosigkeit. Eine audiovisuelle Streicheleinheit, von der aber nur wenig zurückbleibt und die damit deutlich unter dem bleibt, was man von Wong erwarten durfte.

Credits

OT: „My Blueberry Nights“
Land: Hongkong, Frankreich
Jahr: 2007
Regie: Kar-wai Wong
Drehbuch: Kar-wai Wong, Lawrence Block
Musik: Ry Cooder
Kamera: Darius Khondji
Besetzung: Norah Jones, Jude Law, David Strathairn, Rachel Weisz, Natalie Portman

Bilder

Trailer

Filmfeste

Cannes 2007
Filmfest Hamburg 2007

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„My Blueberry Nights“ beginnt mit einer verlassenen Frau und einem Trostkuchen, bevor eine Reise durch die USA ansteht. Das ist mit schönen Bildern verbunden. Inhaltlich hat diese Mischung aus Roadmovie, Drama und Liebesfilm aber nur sehr wenig zu bieten. Vor allem die Hauptfigur bleibt als Identifikationsfigur auf dieser äußeren und inneren Reise zu nichtssagend.
5
von 10