Der Mann mit dem goldenen Arm The Man with the Golden Arm
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Der Mann mit dem goldenen Arm

Inhalt / Kritik

Der Mann mit dem goldenen Arm The Man with the Golden Arm
„Der Mann mit dem goldenen Arm“ // Deutschland-Start: 23. März 1956 (Kino) // 2. April 2021 (DVD/Blu-ray)

Nach einer sechsmonatigen Haftstrafe, in deren Folge er auch von seiner Heroinsucht befreit wurde, kehrt Frankie Machine (Frank Sinatra) nach Chicago zurück, fest entschlossen, aus seinem Leben mehr zu machen, als er es vor der Haft getan hatte. Seiner Frau Sosh (Eleanor Parker), die seit einem Unfall vor vielen Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist, teilt er mit, dass er eine Karriere als Schlagzeuger, verfolgen will und nie wieder etwas mit Drogen oder dem Kartenspiel zu tun haben wolle. In dem Apartmentblock, in dem er und Sosh wohnen, trifft er auch auf Molly (Kim Nowak), eine Geliebte von früher, die, anders als seine Frau, Frankie ermutigt, seinen Traum von der Musik weiterzuverfolgen. Jedoch ist nicht nur Sosh skeptisch, was Frankies Wunsch für die Zukunft angeht, sondern auch sein Umfeld, allen voran der zwielichtige Schwiefka (Robert Strauss), für den Frankie einst als Kartendealer arbeitet und sich wegen seines außerordentlichen Talents den Ruf erspielte, einen „goldenen Arm“ zu haben, wie auch sein Geschäftspartner Louie (Darren McGavin), der Frankie immer wieder mit Heroin versorgte und maßgeblich für seinen Absturz vor ein paar Monaten verantwortlich ist.

Als Frankie durch einen unglücklichen Zufall wieder für ein paar Stunden im Gefängnis landet, sieht Schwiefka seine große Stunde geschlagen, bietet an, die Strafe zu zahlen, aber nur, wenn sein ehemaliger Dealer wieder für ihn arbeitet. Da dieser am nächsten Tag ein erstes Vorstellungsgespräch hat, nimmt er das Angebot resigniert an und lässt sich von Louie auch noch dazu überreden, sich einen letzten Schuss zu setzen, damit er das Kartenspiel mit ruhigen Händen führen kann. Immer mehr droht Frankie in seine alten Muster zu verfallen und auch der Traum von der Musik rückt in weiter Ferne, doch als er dann auch noch des Mordes beschuldigt wird, ist es nur Molly, die noch an seine Unschuld glaubt und versucht, ihn von seiner gefährlichen Sucht abzubringen.

Eine Sucht, die man nicht loswird

Nach Werken wie Anatomie eines Mordes oder Fluss ohne Wiederkehr gehört Der Mann mit dem goldenen Arm zu den wohl bekanntesten und in den Augen vieler auch besten Filme Otto Premingers. Dass die Verfilmung des Romans von Nelson Algren überhaupt Realität wurde, war aber in den 1950er Jahren noch lange nicht in Stein gemeißelt, denn gerade das Thema Drogensucht stieß bei den US-amerikanischen Zensurbehörden wie auch bei Produktionsfirmen auf wenig Gegenliebe. Auch wenn solche Diskussionen noch während der Produktion des Films andauerten, gelang es Preminger und seinem Team, eine Geschichte zu erzählen, die bis heute vor allem das Dilemma eines Menschen zeigt, der den Traum eines anderen Lebens wagen will, aber immer wieder von seiner Vergangenheit und Sucht eingeholt wird.

Der vor allem wegen seines Talents als Sänger und Entertainer bekannte Frank Sinatra stürzte sich voller Begeisterung in die Recherche für die Rolle des Frankie Machine, besuchte Einrichtungen, welche Süchtigen helfen und diese therapieren, was seine Darstellung maßgeblich beeinflusste. Sinatras Engagement zeigt sich in wirklich jeder Szene dieses Filmes, in seinen Dialogen mit den anderen Charakteren, aber auch in den stillen Momenten, in denen die Kamera das Gesicht dieses Mannes einfängt und man als Zuschauer einen ungefähren Eindruck davon bekommt, was für ein Kampf im Inneren dieses Menschen stattfinden muss. Premingers Inszenierung kombiniert mit Sinatras intensivem Spiel vermitteln dem Zuschauer das Dilemma Frankies, dessen Sucht immer wieder die Oberhand zu gewinnen scheint und all seine Pläne zunichtemachen kann. Insbesondere sind in diesem Zusammenhang jene Szenen zu nennen, in denen Machine auf Entzug ist und man einen Blick erhält auf die Ungeheuerlichkeit des Kampfes, den er aufträgt, eine Schlacht gegen sich selbst und den Dämon, der von ihm Besitz ergriffen hat.

Dealer und Drummer

Stilistisch vermischt das Drehbuch, geschrieben von Walter Newman und Lewis Meltzer, und die Inszenierung Premingers die Elemente des Dramas mit der Ästhetik des film noir. In Zusammenspiel mit dem Jazz-lastigen Soundtrack Elmer Bernsteins zeigt sich Frankies Chicago als eine düstere Welt, eine der Verlierer, der Pusher und der Abhängigen, in welcher Träume keinen Platz haben und man, sofern man auf der unteren Sprosse der sozialen Hierarchie angekommen ist, nur ausgenutzt wird. Die Geschichte von Der Mann mit dem goldenen Arm ist auch eine über jenen Pfad der Besserung, über die Realität des amerikanischen Traumes und inwiefern man selbst oder andere Aspekte des Lebens für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich sind. In diesem Zusammenhang ist vor allem interessant und im Kontext der Entstehung des Filmes löblich, mit welcher Konsequenz dies hier umgesetzt wurde.

Credits

OT: „The Man with the Golden Arm“
Land: USA
Jahr: 1955
Regie: Otto Preminger
Drehbuch: Walter Newman, Lewis Meltzer
Vorlage: Nelson Algren
Musik: Elmer Bernstein
Kamera: Sam Leavitt
Besetzung: Frank Sinatra, Eleanor Parker, Kim Novak, Arnold Stang, Darren McGavin, Robert Strauss

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1956 Bester Hauptdarsteller Frank Sinatra Nominierung
Bestes Szenenbild (Schwarzweiß) Joseph C. Wright, Darrell Silvera Nominierung
Beste Musik Elmer Bernstein Nominierung
BAFTA Awards 1957 Bester Film Nominierung
Bester Hauptdarsteller Frank Sinatra Nominierung

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„Der Mann mit dem goldenen Arm“ ist eine eindrucksvolle Studie über Sucht und ein bewegendes Drama über einen Menschen, der versucht, sich dieser Sucht zu entziehen. Dank des intensiven Spiels Frank Sinatras sowie einer gekonnten Inszenierung erhält der Zuschauer einen Einblick in diesen Kampf, die Träume und das Dilemma einer Figur, welche sich ihren inneren Dämonen stellen muss. Das ist mutiges Kino und gehört in jede Filmsammlung.
9
von 10