Songbird
© Leonine

Songbird

Songbird
„Songbird“ // Deutschland-Start: 12. Februar 2021 (Amazon Prime Video) // 25. Juni 2021 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

2024 wütet die Corona-Pandemie bereits seit vier Jahren, Mutationen des Virus haben dazu geführt, dass die Menschen mit schweren Restriktionen leben müssen. Wer an COVID-23 erkrankt ist, wird von Emmett Harland (Peter Stormare) und seinen Männern gejagt und dazu gezwungen, in speziellen Q-Zonen zu leben. Der Rest verlässt kaum noch die eigenen vier Wände. Hingegen kann sich jeder glücklich schätzen, der eine Immunität aufgebaut hat. So auch Nico Price (KJ Apa), der im Auftrag von Lester (Craig Robinson) unterwegs ist und als Bote begehrte Waren transportiert. Damit hat er sich ganz gut arrangiert, wäre da nicht Sara Garcia (Sofia Carson), mit der er aufgrund der Ausgangssperre nur eine rein virtuelle Beziehung führen kann. Währenddessen hat das Ehepaar Piper (Demi Moore) und William Griffin (Bradley Whitford) ganz andere Probleme, leidet ihre Tochter Emma (Lia McHugh) doch an einer Autoimmunität-Krankheit …

Virus-Pandemien als Filmthema

Die Corona-Pandemie hat so ziemlich jeden Lebensbereich der Menschen massiv verändert, wozu natürlich auch Filme zählen. Die Kinos sind seit einem Jahr nur sporadisch offen, viele Titel wurden entweder an Streamingdienste verkauft oder auf unbestimmte Zeit verschoben, Filmfeste finden überwiegend online statt. Doch auch inhaltlich haben die äußeren Umstände ihre Spuren hinterlassen. So wurden verstärkt ältere Werke mit einer Virusthematik wieder ausgegraben, beispielsweise Contagion, Carriers – Flucht vor der tödlichen Seuche und Pandemie. Zudem dauerte es nicht lange, bis erste Titel auf den Markt kamen, die entweder die tödliche Krankheit oder unser Leben im Lockdown thematisierten, mal um ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, mal um mit der Stimmungslage Kasse zu machen.

Songbird fällt eindeutig in letztere Kategorie. Dass man hier nicht unbedingt ein cineastisches Meisterwerk zu erwarten hatte, das war natürlich schon im Vorfeld klar gewesen. Schließlich wurde der Film von Michael Bay produziert, einem unerschütterlichen Verfechter des protzigen, letztendlich billigen Krachbummkinos. Und auch wenn Bay nicht selbst hinter der Kamera stand, sondern Regisseur und Co-Autor Adam Mason uns das hier eingebrockt hat: Man bekommt so ziemlich das, wofür der Produzent steht. Der Inhalt ist Nebensache, ist nur ein Vorwand für überzogene Action, schnelle Schnitte und Adrenalin aus der Massenproduktion.

Reißerisch und langweilig

Die Frage, ob ein solcher Film in der aktuellen Zeit angemessen ist oder nicht, die muss erst gar nicht gestellt werden. Natürlich ist es von vorne bis hinten völlig geschmacklos, eine reale menschliche Tragödie ohne jeglichen zeitlichen Abstand derart reißerisch zu missbrauchen. Vor allem die Panikmache vor apokalyptischen Mutationen und eine gesellschaftliche Trennung zwischen Immunen, Normalen und Infizierten sind geradezu fahrlässig. Sicher hätte es Mittel und Wege gegeben, sich mit diesen Themen auch auf eine seriösere, tiefsinnigere Weise zu beschäftigen. Das wollte man bei Songbird aber nicht. Konsequent wird jede Möglichkeit verweigert, tatsächlich etwas über die Pandemie und die Menschen auszusagen.

Klar, nicht jeder Film muss intelligent oder relevant sein. Auch Geschmacklosigkeit ist kein Ausschlusskriterium bei einem Videoabend, nicht umsonst erfreuten sich Exploitation-Filme immer einer größeren Beliebtheit. Wenn ein Film sich aber schon so weit herablässt, dann sollte er wenigstens Spaß machen. Songbird tut das nicht. Gewollt hat Mason das vermutlich schon, gekonnt definitiv nicht. Stattdessen ist der Science-Fiction-Thriller trotz der düsteren Bilder und der gelegentlichen Actionszenen sterbenslangweilig. Er schafft es weder aus dem lebensbedrohlichen Szenario Spannung zu erzeugen, scheitert vollkommen dabei, ein Gefühl der Isolation oder Klaustrophobie aufzubauen, die Angst davor, der nächste zu sein. Auch der Zeitdruck, wenn die Geschichte eskaliert, will sich nie wirklich einstellen.

Exzesse als Höhepunkt

Am ehesten kommt der Film der Vorstellung von Unterhaltung noch nahe, wenn Peter Stormare seine Auftritte als sadistischer Sanitäter mit Gottkomplex hat. Klar sind diese maßlos übertrieben. Wenigstens ist er sich dessen aber auch bewusst und bringt gut gelaunte B-Movie-Trash-Exzesse ins Spiel, die den Film aus seiner Lethargie befreien. Allgemein kann man dem erstaunlich prominenten Ensemble nicht so wirklich viel vorwerfen: Bei der undankbaren Aufgabe, aus dem Nicht-Drehbuch so etwas wie eine Welt zu machen, haben sie sicherlich ihr Möglichstes getan. Nur ist das am Ende nicht genug, weshalb Songbird die Liste um Ärgernisse, welche die Pandemie mit sich brachte, um ein zusätzliches erweitert.

Credits

OT: „Songbird“
AT: „Songbird – Überleben hat einen Preis“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Adam Mason
Drehbuch: Adam Mason, Simon Boyes
Musik: Lorne Balfe
Kamera: Jacques Jouffret
Besetzung: KJ Apa, Sofia Carson, Craig Robinson, Bradley Whitford, Peter Stormare, Alexandra Daddario, Paul Walter Hauser, Demi Moore, Lia McHugh

Bilder

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Songbird
fazit
Ein COVID-Science-Fiction-Thriller, jetzt schon? „Songbird“ nimmt sich reißerisch und völlig geschmacklos des Themas der andauernden Pandemie an und scheitert komplett an der Aufgabe, daraus auch etwas Sehenswertes zu machen. Doch auch der Spaßfaktor ist bescheiden: Der Inhalt ist schwach, die Actionszenen machen nichts her, es entsteht einfach zu keinem Zeitpunkt eine nennenswerte Spannung. Da sind die überzogenen Auftritte von Peter Stormare noch die Glanzpunkte.
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