Rosemaries Baby Rosemary's baby
© Paramount Pictures

Rosemaries Baby

Inhalt / Kritik

Rosemaries Baby Rosemary's baby
„Rosemaries Baby“ // Deutschland-Start: 17. Oktober 1968 (Kino) // 1. November 2004 (DVD/Blu-ray)

Für das Ehepaar Rosemary und Guy Woodhouse (Mia Farrow und John Cassavetes) erfüllt sich ein lang gehegter Traum, als sie im siebten Stock des Bramford House, im Herzen New Yorks, ihre erste gemeinsame Wohnung beziehen. Zwar ist die Miete recht stattlich und die Geschichten, die ihr Freund und ehemaliger Vermieter Hutch (Maurice Evans) über das Haus erzählt, ziemlich gruselig, doch für die beiden ist es der richtige Start in die gemeinsame Zukunft. Schon kurz nach ihrer Ankunft kommt es jedoch zu einem schrecklichen Vorfall, als eine Bewohnerin sich aus einem der Fenster stürzt, wodurch Guy und Rosemary die Bekanntschaft mit Minnie und Roman Castavet (Ruth Gordon und Sidney Blackmer) machen. Am folgenden Abend laden die Castavets die Guy und Rosemary zu sich zum Essen ein und werden von diesem Moment an gute Freunde. Schließlich geht für das Paar ein weiterer Traum in Erfüllung, denn Rose bekommt von ihrem Arzt die Mitteilung, sie sei schwanger. Trotz der immer wiederkehrenden Albträume, die die plagen, ist Rosemary außer sich vor Freude und beginnt schon bald mit der Einrichtung des Kinderzimmers. Auch Minnie und Roman mischen sich in die Familienplanungen der Woodhouses ein, empfehlen Rosemary einen besseren Arzt sowie eine Veränderung der Medikation, was diese zunächst dankend annimmt, aber zur Folge hat, dass Rosemary sich immer unwohler fühlt und an Schmerzen leidet.

Das Heim als Gefängnis

Nachdem das alte Studio-System ausgedient hatte, war es an der Zeit für neue und frischer Herangehensweisen innerhalb der Filmindustrie, sodass jemand wie der polnische Regisseur Roman Polanski, der bereits mit Filmen wie Ekel oder Wenn Katzelbach kommt auf sich aufmerksam gemacht hatte, in Hollywood ein neues Zuhause fand, was nicht zuletzt dank der Fürsprache von Robert Evans, damals einer der führenden Köpfe von Paramount und Fan der europäischen Filme Polanskis, geschah. Basierend auf der Romanvorlage Ira Levins schrieb Polanski das Drehbuch zu Rosemaries Baby selbst und drehte schließlich in New York City. Entstanden ist ein Film, der nicht nur einer der bekanntesten Vertreter des Horrorgenres ist, sondern eine Geschichte, die sinnbildlich steht für die gesellschaftlichen Veränderungen, welche die 1960er Jahre mit sich brachten, vor allem was die Stellung von Mann und Frau angeht.

Trotz anfangs eher durchwachsener Kritiken wurde Rosemaries Baby zu einem stattlichen Erfolg für Polanski und alle Beteiligten, wobei der Filmemacher auf Techniken wie auch Erzählweisen zurückgriff, die Kennern seines Werkes bereits aus Ekel bekannt sein dürften. Besondere Erwähnung in diesem Zusammenhang verdient neben dem Schauspiel die Inszenierung der Räume vor allem die Kameraarbeit William A. Frakers, welche die Wohnung der Woodhouses transformiert von einem Heim hin zu einem immer mehr klaustrophobisch anmutenden Gefängnis für Rosemary, welches sie nicht mehr verlassen kann und in dem jeder Winkel, jedes Geräusch und jede Geste ein versteckter Hinweis auf ungeheure Zusammenhänge sein könnte. Dies erinnert in mehr als nur einer Hinsicht an die albtraumhaften Visionen der von Catherine Deneuve gespielten Carol in Ekel, die sich am Ende gar in der vermeintlichen Sicherheit der eigenen vier Wände verfolgt fühlt von Schreckensvisionen, in ihrem Falle den Männern, die sie vergewaltigen wollen.

Immer mehr erscheint also das Heim, welches anfangs noch die Erfüllung des Traumes der gemeinsamen Familie war, wie ein Gefängnis, vielmehr noch wird es zu einem Quell des Schreckens und der Paranoia. Die verwinkelten Strukturen sowie die geschichtsträchtige Architektur des Gebäudes wirken wie ein Kontrast zu den beiden jungen Leuten, die hier einziehen und sogleich von den Nachbarn in bestimmte Abläufe und Verhaltensweisen eingeführt werden. Schon bald laden weder Guy noch Rosemary ihre alten Freunde ein, sondern sind umgeben von den alteingesessenen Bewohnern oder Freunden dieser, welche nicht geizig sind mit Ratschlägen, was ihr Leben angeht. Immer konformistischer muten so manche dieser Ideen an und wie sie sich im Alltag von Guy und Rosemary zeigen, die sich immer mehr voneinander entfremden, sie es durch Details wie das Tragen eines Pyjamas oder die Veränderung der Frisur. Polanski inszeniert eine eigentlich bekannte Welt, die sich immer feindseliger verhält, immer fremder wird und letztlich nach der Vereinnahmung des Menschen strebt, nicht nur des Geistes, sondern auch des Körpers.

Kontrolle und Körper

Speziell in den 1960ern begegnete man dem Anspruch der Frau, ein Mitbestimmungsrecht über ihren Körper zu haben. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, wurde durch gesellschaftliche wie auch politische Vorgaben immer wieder untergraben, sodass die Stellung des Mannes als überlegen über das System bestätigt wurde. In Ekel, aber vor allem in Rosemaries Baby finden sich diese Gedanken wieder, in der Art und Weise, wie ihre Umwelt, allen voran Guy, auf Veränderungen an ihrem Körper, wie beispielsweise die Frisur, reagiert, aber auch in welchem Maße von außen in körperliche Vorgänge eingegriffen wird. Besonders bedrohlich wird dies, wenn Guy seiner Frau erzählt, er habe, als Rosemary bewusstlos war, mit ihr Sex gehabt, was er im gleichen Satz mit einer Art „Nekrophilie“ vergleicht, was in mehr als nur einer Hinsicht verstörend ist, für Rosemary wie auch den Zuschauer, der sich wundert, warum sie nicht bereits an dieser Stelle die Distanz zu diesem Mann sucht. Die Institution der Ehe wird für Rosemary zu einem Albtraum, einem Kampf um Mitbestimmung, um ihren Körper wie auch ihren Geist, der auf eine Interpretation der Ereignisse besteht, aber von der Umwelt, von ihrem Mann wie auch den Nachbarn, korrigiert wird und letztlich gar über Medikation und Fesseln gezwungen wird, diese Umstände zu akzeptieren.

Das Horrorgenre war schon immer dann am stärksten, wenn es sich als Kommentator von politischen wie gesellschaftlichen Zusammenhängen verstand, was gerade in den 1960ern wie auch dem darauf folgenden Jahrzehnt immer wieder eine Rolle spielte. In Rosemaries Baby geht es um den Kampf um den Körper, aber auch die Furcht vor diesem, kann sich dieser doch einer Kontrolle entziehen. Ob nun Hexenkult oder nicht zeigt sich darüber das schreckliche Gesicht einer Gesellschaft, die ihre eigene Macht festigen will, sich bestätigt sehen will und alle divergierenden Ansichten terminiert.

Credits

OT: „Rosemary’s Baby“
Land: USA
Jahr: 1968
Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Roman Polanski
Vorlage: Ira Levin
Musik: Krzystof Komeda
Kamera: William A. Fraker
Besetzung: Mia Farrow, John Cassavetes, Ruth Gordon, Sidney Blackmer, Maurice Evans, Ralph Bellamy

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1969 Bestes adaptiertes Drehbuch Roman Polanski Nominierung
Beste Nebendarstellerin Ruth Gordon Sieg
BAFTA Awards 1970 Beste Hauptdarstellerin Mia Farrow Nominierung
Golden Globes 1969 Bestes Drehbuch Roman Polanski Nominierung
Beste Hauptdarstellerin – Drama Mia Farrow Nominierung
Beste Nebendarstellerin Ruth Gordon Sieg
Beste Musik Krzysztof Komeda Nominierung

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„Rosemaries Baby“ ist eine intelligenter, scharfsinniger Horrorfilm über die Macht des Körpers und gesellschaftliche Kontrolle. Roman Polanski schuf mit diesem Film ein auch über den zeitlichen Kontext heraus aktuelles Werk, welches durch seine Inszenierung, seine Kameraarbeit und die Darstellung Mia Farrows als Rosemary auch heute noch zu überzeugen weiß und über alle Versuche, die Geschichte neu zu verfilmen, erhaben ist.
9
von 10