Mickey Keating Darling
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Darling

Inhalt / Kritik

Mickey Keating Darling
„Darling“ // Deutschland-Start: 29. September 2017 (DVD/Blu-ray)

Nach einer langen Jobsuche erhält die junge Darling (Lauren Ashley Carter) eine Stelle als Haushälterin bei einer reichen Madame (Sean Young), die jemanden benötigt, der in ihrer Abwesenheit auf ihr Haus in New York aufpasst. Dabei wird sie von Madame gewarnt wegen der düsteren Vorgeschichte des Hauses, in dem es angeblich spuken soll und das die letzte Haushälterin in den Wahnsinn getrieben haben soll. Bei ihrer ersten Inspektion stößt Darling neben einer schönen Kette am Ende eines engen Flures auf eine verschlossene Türe, zu der keiner der Schlüssel passt. Am Telefon verbietet ihr Madame in den Raum zu gehen. Während der Rückkehr zum Haus nach einem Einkaufsbummel wird sie von einem Mann (Brian Morvant) angesprochen, der ihr die Kette zurückbringen will, die sie wohl hat fallen lassen. Zutiefst verstört von dieser Begegnung hat Darling eine Panikattacke, meint sie doch in dem Mann jemanden aus ihrer Vergangenheit wiedererkannt zu haben, der ihr einst sehr weh tat. Zurück im Haus häufen sich die merkwürdigen Vorkommnisse, Darling hört seltsame Geräusche, fühlt sich beobachtet und findet schließlich eine kryptische Nachricht auf ihrem Nachttisch. Als die Visionen von dem Mann immer stärker werden und sie sich von ihm bedroht fühlt, beschließt Darling zu handeln.

Nur ein Gesicht unter vielen

Mit Darling legte der US-amerikanische Regisseur Mickey Keating seinen dritten Genrefilm vor. Dieser entstand in nur zwölf Drehtagen in New York, inspiriert von einem Telefonanruf von Hauptdarstellerin Lauren Ashley Carter, die Keating von einem Haus erzählt, in dem einige ihrer Freunde wohnten und welches der perfekte Drehort für einen Horrorfilm sei. Keating und sein Team ließen sich dann bei der ersten Besichtigung von der Architektur des Hauses zu Szenen inspirieren, von denen es viele in den fertigen Film geschafft haben, welcher dann auf dem texanischen Fantastic Fest 2015 seine Premiere feiern durfte. In Darling blickt Keating hinter die Fassaden von Menschen und Orten, auf die versteckten Dämonen und Psychosen, wobei ein klaustrophobischer Horrorthriller entstanden ist, der sich seiner Vorbilder wohl bewusst ist, aber zu keiner Zeit an dieser herankommt.

Zu Anfang von jedem der sechs Kapitel, in welche Darling unterteilt ist, blickt die Kamera auf die  Fassaden New Yorks. Die Bilder von Wolkenkratzern, von Straßen und Parks spiegeln jeweils die Veränderung der Psyche der Hauptfigur wider, welche alles andere als stabil zu sein scheint, und das schon bevor sie den Job als Haushälterin antritt. Nach außen hin geordnet fällt diese Fassade schnell in sich zusammen, als Folge eines noch nicht überwundenen Traumas, einer seelischen wie körperlichen Verletzung oder der Isolation im Haus, dessen Vorgeschichte einen gewissen Eindruck bei Darling hinterlassen hat. Ebenso wie bei den Fassaden der Häuser, welche die eleganten Schwarz-Weiß-Bilder immer wieder zeigen, ist auch das Äußere bei Darling nur eine Fassade, die im Verlaufe der Handlung immer mehr zu bröckeln beginnt.

Mit recht großzügigen Verweisen auf die Filmografie eines Roman Polanski, insbesondere Titel wie Ekel, Der Mieter und Rosemary’s Baby, entwirft Keating ein Szenario, bei der das Räumliche, in diesem Falle das Haus, zu einem eigenständigen Charakter wird. Als eine Art Spiegelbild der Protagonistin verändert sich dieses, gleicht einem Labyrinth der Psyche, was durch die Wahl der Perspektive wie auch des Lichtes noch betont wird. Ähnlich wie in der Legende von Blaubart gibt es dieses eine Zimmer, welches verschlossen bleibt und zu dem man keinen Zutritt hat, scheint es doch wohl ein Geheimnis zu beherbergen, das potenziell gefährlich für das Haus wie auch die Hauptfigur ist.

Die Abgründe des Indie-Horrors

Auf ästhetischer wie erzählerischer Ebene hat sich Keating von den bereits erwähnten Vorbildern vieles abgeschaut, doch gerade für ein Publikum, welches mit diesen Verweisen vertraut ist, stellt sich immer wieder die Frage nach der Eigenständigkeit eines Werkes wie Darling. Zwar ist es nicht so, dass Keating eine Art filmisches Plagiat fabriziert hat, doch wirklich emanzipieren kann sich sein Film zu keiner Zeit. Gerade die Parallelen zu Polankis Ekel sind mehr als offensichtlich, wie auch die Verweise auf Themen wie Isolation, Klaustrophobie und nicht überwundene Traumata, vor deren Hintergrund der Ausbruch dieser Gefühle und Zustände in Form eines Blutbades nicht nur unvermeidlich, sondern sogar berechenbar scheint.

Mag sich auch Keatings Hauptdarstellerin alle Mühe geben und speziell bei der Psychologisierung ihrer Figur in vielen Szenen tolle Arbeit leisten, überwiegt doch ein ganz anderer Eindruck, welcher ironischerweise auf das Thema der Fassade zurückführt. Denn hinter dieser formal recht ordentlichen Arbeit gähnt einem ein Abgrund entgegen, eine große Leere, die Keating leider nicht füllen kann.

Credits

OT: „Darling“
Land: USA
Jahr: 2015
Regie: Mickey Keating
Drehbuch: Mickey Keating
Musik: Giona Ostinelli
Kamera: Mac Fisken
Besetzung: Lauren Ashley Carter, Brian Morvant, Sean Young

Bilder

Trailer

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„Darling“ ist ein Horrorfilm über menschliche Abgründe und die Fassaden, die wir aufbauen, womit wir diese verdrängen. Regisseur Mickey Keating bedient sich leider viel zu sehr bei seinen Vorbildern und vergisst dabei ein eigenständiges Werk zu kreieren, welches letztlich vor allem durch seine Darstellerin überzeugen kann, aber in allen anderen Aspekten wenig zu bieten hat.
5
von 10