Bob Carol Ted Alice

Bob & Carol & Ted & Alice

Inhalt / Kritik

Bob Carol Ted Alice
„Bob & Carol & Ted & Alice“ // Deutschland-Start: 13. Februar 1970 (Kino)

Bob (Robert Culp) und seine Frau Carol (Natalie Wood) sind ein glückliches Paar, das in Kalifornien lebt. Zur Recherche für einen Dokumentarfilm begibt sich Bob mit Carol in die Berge zu einer Kommune, die spirituelle Seminare anbietet, freie Liebe propagiert und Workshops zu Meditation durchführt. Anfangs noch eher belustigt von der Art des Seminars erlebt das Paar schon bald eine tiefe, innere Erleuchtung, eine Ehrlichkeit in ihrer Beziehung, die sie ihre Verbindung grundsätzlich überdenken lässt. Wieder angekommen im Alltag berichten sie ihren Freunden Ted (Elliott Gould) und dessen Frau Alice (Dyan Cannon) von ihrer Erleuchtung, dass sie von nun an eine offene Beziehung praktizieren wollen. Darüber hinaus setzen die beiden alles daran, ihre eher konservativen Freunde von ihrer neuen Lebensphilosophie zu überzeugen, was insbesondere bei Alice für Irritation sorgt. Als Bob und Alice dann beginnen, die Seitensprünge des anderen zu vergeben und gut zu finden, kommt es zum Zusammenprall der beiden Lebensansichten.

Freie Liebe, freies Denken

Als Paul Mazursky 1969, im Jahr des Umbruchs Hollywoods, sein Langfilmdebüt mit Bob & Carol & Ted & Alice vorlegte, konnte er bereits auf eine lange Karriere innerhalb des Filmgeschäfts zurückblicken. Angefangen mit seiner ersten Rolle in Stanley Kubricks Fear and Desire (1953) gelang Mazursky der Sprung hin zum Drehbuchschreiber, wobei er sich vor allem auf komödiantische Stoffe konzentrierte und mit dem gleichgesinnten Autor Larry Tucker schon bald einen Kollaborateur fand, der auch bei seinem Regiedebüt mitarbeitete. Ihr Skript, welches zunächst als „schmutzig“ von vielen Filmstudios abgelehnt wurde, wurde dann doch mit anderen Augen gesehen, als spätestens in der zweiten Hälfte der 1960er nach dem Erfolg von Bonnie und Clyde und Easy Rider gewillt, war neuen Talenten und Stoffen eine Chance zu geben.

Man irrt allerdings, wenn man in Mazursky einen Regisseur erwartet, welcher der Hippie-Philosophie unkritisch gegenüber stünde. Wie der Journalist Michael Atkinson in seinem Essay zum Film schreibt, war Mazursky bereits Familienvater im Jahre 1969 und begab sich, ähnlich wie Bob und Carol, zusammen mit seiner Frau auf Recherche in eine Hippie-Kommune, wo er viele der Ereignisse und Seminare sah, die man in der ersten Minuten des Films bestaunen kann. Die Kommune oder „das Institut“, wie es im Film genannt wird, gleicht einem regressiven Rückzugsort, dessen Lage mitten in der Natur diesen Eindruck noch verstärkt. Die sanften Harmonien von Quincy Jones‚ Soundtrack unterlegen dieses Bergparadies, in das sich die gequälten Seelen des urbanen Molochs begeben, um als Mensch zu reifen, sich zu reinigen oder einfach um einen besseren Orgasmus zu bekommen.

Die Cleverness von Mazurskys und Tuckers Skript besteht jedoch nicht darin, dass sie sich über die beiden Extreme – freie Liebe und konservative Spießigkeit – lustig machen oder dieses dem Spott preisgeben. Bei aller Skepsis gegenüber beiden Ideologien speist sich die Komik vor allem aus der Tatsache, wie diese Lebensanschauung der übrigen Welt aufgezwungen werden soll. Wenn die von Natalie Wood gespielte Carol einen Ober damit konfrontiert, wie dieser sich „fühle“, wenn er sich bei ihnen nach dem Essen erkundigt, dann ist diese Szene in ihrer absurden Aufdringlichkeit kaum zu überbieten.

Wer hat Angst vor neuen Ufern?

Innerhalb dieses Narrativs kommt dem Ensemble eine große Bedeutung zu. Mit großer Spielfreude zeigen Gould, Culp, Wood und Cannon Figuren, deren Weltbild und Philosophie wie eine Maske erscheint, aus Angst jemanden an sich heranzulassen oder gar ehrlich zu sein. In diesem Sinne ist Mazurskys Film in der Liga von Filmen wie Wer hat Angst vor Viginia Woolf? oder Rat mal, wer zum Essen kommt. Die Anlage der Szenen in Zusammenspiel mit den Bildern Charles Langs muten einer Theaterbühne an, welche das Dilemma der Charaktere in den Fokus stellt, die sich aus Angst zu reichlich absurden, teils unfassbaren Aktionen hinreißen lassen.

Credits

OT: „Bob & Carol & Ted & Alice“
Land: USA
Jahr: 1969
Regie: Paul Mazursky
Drehbuch: Paul Mazursky, Larry Tucker
Musik: Quincy Jones
Kamera: Charles Lang
Besetzung: Natalie Wood, Robert Culp, Elliott Gould, Dyan Cannon

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1970 Bester Nebendarsteller Elliott Gould Nominierung
Beste Nebendarstellerin Dyan Cannon Nominierung
Bestes Original-Drehbuch Paul Mazursky, Larry Tucker Nominierung
Beste Kamera Charles Lang Nominierung
BAFTA Awards 1971 Bester Darsteller Elliott Gould Nominierung
Bestes Drehbuch Paul Mazursky, Larry Tucker Nominierung
Golden Globes 1970 Beste Darstellerin – Komödie oder Musical Dyan Cannon Nominierung
Beste Nachwuchsdarstellerin Dyan Cannon Nominierung

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„Bob & Carol & Ted & Alice“ ist eine hinreißende, teils schreiend-komische, teils schockierende Gesellschaftssatire über Weltanschauungen und ihren Einfluss auf Beziehungen. Gut aufgelegte Schauspieler und ein tolles Skript machen diesen Film für jeden Filmfan sehenswert, also auch für jemanden wie Quentin Tarantino, der Paul Mazurskys Werk als eine der vielen Inspirationen für "Once Upon a Time in … Hollywood" nennt.
9
von 10