Paradise Z - Come and Play
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Paradise Z – Come and Play

Kritik

Paradise Z - Come and Play
„Paradise Z – Come and Play“ // Deutschland-Start: 11. Februar 2021 (DVD/Blu-ray)

Rose (Alice Tantayanon) und Sylvia (Milena Gorum) gehen in einer Zombie-Apokalypse in einem schönen Ferien-Ressort ihrem ungewöhnlichen Alltag nach. In ihrer Zweisamkeit sind sie sehr auf Vorsicht bedacht: Die Zombies scheinen auf Geräusche am empfindlichsten zu reagieren, weshalb sich die beiden auf leisen Sohlen und mit wenigen Worten auf dem Gelände bewegen bzw. Patrouille gehen. Der einzige Kontakt zu anderen Überlebenden erfolgt über ein Radio – hier ist die Rede von einem sicheren Zufluchtsort namens „Haven“, der irgendwo im Norden liegen soll und auch für die jungen Damen als Hauptziel „down the road“ gilt. Als wegen eines Streits auf die umfassende Sicherheitsstreife verzichtet wird und die beiden von Untoten überrannt werden, ist es mit dem Leben im Paradies vorbei und es geht ums nackte Überleben …

„Noch ein Tag im Paradies…“

Nach mehreren Minuten der stillen Alltagshandlungen hört man die ersten Worte der beiden Protagonistinnen, als Rose zu Sylvia am verlassenen Pool sagt: „Noch ein Tag im Paradies“. Eine sarkastische und bezeichnende Bemerkung zur grundlegenden Situation in diesen düsteren Zeiten. Sommer, Sonne, Sonnenschein in einer tristen Umgebung der Zweisamkeit ohne Ziel oder Bestimmung, ohne Hoffnung auf Normalität. Eine interessante Prämisse möchte man meinen, die ironischerweise Hoffnung auf einen vielschichtigen und existentiellen Film macht mit dem Versuch, diese Antriebslosigkeit aus den ersten Minuten festzuhalten und zu vertiefen.

Und ganz eindeutig war dies auch der Gedanke des Regisseurs. Mit wenigen Worten und vielen Nahaufnahmen der beiden Charaktere scheint die Richtung klar zu sein. Doch leider täuscht der Ton dieser Beschreibungen. In stimmungslosen und langwierigen Aufnahmen gibt der Regisseur dem Zuschauer nur zu verstehen, wie sich der neue Alltag der beiden gestaltet – was an sich nach außen hin keinerlei Unterschied zu einem normalen geruhsamen Urlaub in einem thailändischen Ressort bietet, außer dass es keine anderen Gäste gibt und man sich leise und mit Handfeuerwaffen ausgerüstet über das Gelände bewegen muss.

„… wie jeder Tag“

Im offiziellen Trailer lautete der Titel noch Dead Earth, davor lautete er Two of Us, bevor man sich für Paradise Z entschied. Die unentschlossene Titelfindung lässt sich schön im Chaos hinter der Kamera weiterführen: Das ursprünglich konzipierte Drehbuch war auf ein mehrstöckiges Hotel gemünzt mit Szenen in Fahrstühlen und Treppenhäusern. Als diese Location in letzter Sekunde vor dem Drehbeginn wegfiel, musste schnell eine neue Fassung her. Also entschied sich Wych Kaosayananda in seiner kreativen Dreifaltigkeit als Regisseur, Autor und Produzent für den neuen Drehort auf einem verlassenen Ressort. Eine gewaltige Aufgabe, in welcher schlussendlich nicht nur das kreative Endprodukt, sondern auch das Budget für das Projekt berücksichtigt werden musste. Man will diese Arbeit auch gar nicht kleinreden. Und dennoch muss man sich die Frage stellen, ob die Handlung dieses Films von dem Setting eines großen Hotels mit seinen Fluren und der klaustrophobischen Atmosphäre profitiert hätte. Und leider lautet die Antwort: Nein.

Keine Wandlung, keine Handlung

Durch die Funksprüche im Radio und die damit zugeschnittenen Aufnahmen aus dem Studio des Funkers lässt sich erkennen, dass es sich hier im Kontext um einen Parallelplot zu Hitman Undead, ein Roadmovie desselben Regisseurs, Wych Kaosayananda, mit Mark Dacascos in der Hauptrolle handelt. Eine interessante filmische Ergänzung also, womit ein eigenes kleines, apokalyptisches Universum geschaffen wäre, welches sich mit der Suche nach dem „Haven“, diesem ultimativen Zufluchtsort, verbinden lässt. Schade ist nur, dass Paradise Z noch schlechter dasteht als sein Vorgänger. Bis es zur ersten Action kommt, vergehen knapp 45 Minuten und ab dann dauert es nicht mehr lange bis zum großen Zombie-Gemetzel im Heimressort.

Die bis dahin in rätselnder Langeweile verbrachte Zeit zeigt keinerlei Fortschritt in der Charakterentwicklung; die beiden Darstellerinnen bleiben zweidimensionale, gelegentlich in Bikinis gekleidete oder auch mal nackte Schatten von Protagonistinnen. In unangenehm gefilmten Slowmotion-Einstellungen rennen die beiden Survivor mit in Zeitlupe wackelnden Wangen am Pool entlang, ohne dass es hier zur Dramatik der Szene beitragen würde – es dient eher der unabsichtlichen Belustigung des Publikums. Wer sich zuvor bereits an den anderen Zeitlupe-Sequenzen vorbeigequält hatte, weiß, dass das meiste so gefilmte Material eher an den Beginn eines mehr als seltsamen Softpornos erinnert.

Credits

OT: „Two of Us“
Land: USA, Thailand
Jahr: 2020
Regie: Wych Kaosayananda
Drehbuch: Wych Kaosayananda, Steve Poirier
Musik: Justin Katz
Darsteller: Milena Gorum, Alice Tantayanon, Brian Migliore, Michael S. New, Lee Mason

Bilder

Trailer

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Das Setting ist nichts Besonderes und auch das Zombie-Genre braucht heutzutage keine erzwungenen Beiträge mehr. Doch wäre in den vielen Minuten der Stille so viel Raum für Emotionen und atemberaubende Bilder gewesen, die eine konstante Angst vor dem Gefunden Werden, aber auch vor der eigenen Zukunft in dieser perspektivlosen, einsam-zweisamen Welt präsentiert hätten.
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von 10