Fanfan der Husar Fanfan la Tulipe
© 1952 TF1 Droits Audiovisuels/Rizzoli

Fanfan, der Husar

Kritik

Fanfan der Husar Fanfan la Tulipe
„Fanfan, der Husar“ // Deutschland-Start: 31. Juli 1952 (Kino) // 6. September 2006 (DVD)

Wo auch immer eine hübsche Frau zu haben ist, da ist er nicht weit: Fanfan (Gérard Philipe). Entsprechend hellhörig ist er dann auch, als ihm die Wahrsagerin Adeline (Gina Lollobrigida) verkündet, er würde einmal die Tochter des Königs König Ludwig XV. (Marcel Herrand) heiraten. Dabei ahnt er jedoch nicht, dass es sich dabei nur um einen Trick handelte, damit er sich für das Bataillon von Adelines Vater (Nerio Bernardi) rekrutieren lässt. Ein Trick, der in verschiedenen Variationen schon die unterschiedlichsten Männer angelockt hat. Fanfan hält jedoch selbst nach dem Geständnis der hübschen Schwindlerin daran fest, die Prinzessin zu ehelichen. Und tatsächlich: Als sie auf der Reise einer Gruppe von Banditen begegnen und Fanfan diese alleine in die Flucht schlägt, scheint er seinem Ziel plötzlich ganz nahe zu sein …

Abenteuer mit viel Humor

Heute ist das sogenannte Mantel-und-Degen-Genre leider ziemlich in Vergessenheit geraten. Zwar gibt es dann und wann noch mal irgendwo eine billigere Produktion rund um Leute, die in fetzigen Schwertkämpfen ihre Ehre unter Beweis stellen. Aber sie sind selten geworden, sehr selten. Hollywood hat, mit Ausnahme von Fluch der Karibik, ohnehin kein Interesse mehr daran. Dabei hat das Genre nach wie vor einen großen Unterhaltungswert, wenn es richtig gemacht wird. Es kann auch abwechslungsreicher sein, als es oft im Ruf steht. Es gibt sehr ernste, tragische Vertreter. Solche, bei denen es darum geht, in der Welt da draußen große Abenteuer zu erleben, angereichert mit viel Exotik. Und es gibt Fanfan, der Husar, wo grundsätzlich alles mit Humor genommen wird.

Dabei finden sich durchaus ernste Themen in dem französischen Film von 1952. Er beginnt damit, dass eine junge Bauerstochter von Fanfan entjungfert und damit „wertlos“ gemacht wurde. Die Geschichte selbst spielt während des Siebenjährigen Krieges, der zahlreiche Menschenleben gefordert hat. Später kommt es auch schon mal zu Hinrichtungen und sexuellen Übergriffen. Gerade Letztere sind heute natürlich nur noch schwer zu vermitteln in Zeiten von #MeToo. Vergewaltigung und Komik, das passt nicht so gut zusammen. Und auch sonst ist die Komödie knapp 70 Jahre später erwartungsgemäß in die Jahre gekommen. Manches, was Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch die Massen begeisterte, funktioniert nicht mehr so recht.

Schwache Kämpfe, charmanter Hauptdarsteller

Ein Element, das heute nur noch wenig her macht, sind beispielsweise die Kämpfe. Sie haben nicht die Agilität oder gar Akrobatik, die wir Jahrzehnte später bewundern dürfen. Ihnen mangelt es aber auch an Wucht. Stattdessen sieht das hier so aus, als würden ein paar Schuljungen ein bisschen herumspielen. Das hat dann schon auch irgendwo Charme. Und natürlich will sich Fanfan, der Husar mehr über die Figuren verkaufen und die Interaktionen zwischen diesen. Dennoch, der Actionanteil ist für heutige Augen nur noch wenig ansehnlich. Da hilft dann auch nicht mehr, dass diese Kämpfe zum Teil in luftiger Höhe stattfinden, was den Nervenkitzel wohl erhöhen sollte.

Während Letzterer sich nicht mehr so wirklich einstellen will, haben sich andere Qualitäten dafür erstaunlich gut erhalten. Eine davon ist das Charisma von Hauptdarsteller Gérard Philipe. Der mit nur 36 Jahren gestorbene Schauspieler bringt eine verschmitzte Leichtigkeit in die Geschichte, welche selbst die dunkelsten Momente zum Strahlen bringt. Ein entwaffnendes Lausbub-Lächeln, dem nicht nur im Film die Leute verfallen. Das geht jedoch zu Lasten des restlichen Ensembles, das in der One-Man-Show im Schatten steht. Lediglich Gina Lollobrigida (Schach dem Teufel) als verschlagen-laszive Pseudo-Wahrsagerin kann da noch einigermaßen mithalten und den Casanova in die Schranken verweisen, selbst wenn sie – wie sollte es anders sein? – Fanfan ebenfalls irgendwann verfällt.

Während die amourösen Aspekte von Fanfan, der Husar kaum jemanden überzeugen dürften, ist der Humor oftmals erstaunlich treffsicher. Klar, vieles davon ist ausgesprochen albern, gerade bei den visuellen Gags. Anspruch war nun wirklich nicht das Anliegen von Regisseur Christian-Jaque, der sich immer der reinen Unterhaltung verschrieben hatte. Die Art und Weise, wie er sich aber über Militär und Hofstaat lustig macht, ist noch immer mindestens ein Schmunzeln wert. Gerade gegen Ende hin hat sein Film einige schön absurde Szenen, welche zum Teil die Eitelkeit der Befehlshaber entlarven. Trotz der zum Teil altersbedingten Schwächen ist die Abenteuerkomödie dadurch noch immer geeignet, um sich rund anderthalb Stunden zu amüsieren und ein bisschen nostalgisch zu werden bei dieser doppelten Zeitreise.

Credits

OT: „Fanfan la Tulipe“
Land: Frankreich
Jahr: 1952
Regie: Christian-Jaque
Drehbuch: Henri Jeanson, René Wheeler, Christian-Jaque
Musik: Georges Van Parys, Maurice Thiriet
Kamera: Christian Matras
Besetzung: Gérard Philipe, Gina Lollobrigida, Noël Roquevert, Olivier Hussenot, Nerio Bernardi, Marcel Herrand, Jean-Marc Tennberg

Bilder

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Berlinale 1952 Silberner Bär Christian-Jaque Sieg
Cannes 1952 Beste Regie Christian-Jaque Sieg

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„Fanfan der Husar“ ist ein amüsantes Mantel-und-Degen-Abenteuer um einen charmanten Casanova, der die Tochter des Königs heiraten will und zu dem Zweck der Armee beitritt. Einiges an dem Film überzeugt heute nicht mehr, beispielsweise die Actionszenen. Spaß haben kann man hiermit aber noch immer, auch dank eines unverschämt charmanten Hauptdarstellers.
6
von 10