Die Hexenprinzessin
© ZDF/Conny Klein/Dusan Martincek

Die Hexenprinzessin

Kritik

„Die Hexenprinzessin“ // Deutschland-Start: 12. Dezember 2020 (ZDF Neo) // 19. November 2021 (DVD/Blu-ray)

Auch wenn sie Zwillinge sind, unterschiedlicher könnten die beiden Schwestern nicht sein: Während die Erstgeborene Amalindis (Zoë Pastelle Holthuizen) kultiviert und pflichtbewusst ist, hält die eigenwillige Zottel (Charlotte Krause) nicht viel vom Leben am Hofe, weswegen sie und ihr Vater König Goderic (Ken Duken) schon seit Längerem kein Wort mehr miteinander reden. Als jedoch drei Hexen (Désirée Nosbusch, Jana Pallaske, Caro Cult) den Preis für einen vor vielen Jahren geschlossenen Pakt einfordern und dafür Amalindis entführen, heißt es für alle Beteiligten, die alten Differenzen beizulegen. Und so machen sich Zottel sowie Tanka (Jerry Hoffmann), der künftige Gemahl der Entführten, gemeinsam auf den Weg, um die Prinzessin zu befreien. Dabei werden sie bald vom Hexenjäger Bero (Jürgen Vogel) unterstützt, der sich unterwegs ihnen anschließt. Und Unterstützung können sie gut gebrauchen, schließlich drängt die Zeit …

Märchen für groß und klein

Filme zu Weihnachten dürfen bekanntlich gern mal etwas märchenhafter werden. Das kann im übertragenen Sinne gemeint sein, wenn sich Familiendramen auf wundersame Weise auflösen oder in Liebeskomödien unmögliche Wege ins Glück führen. Oder aber wörtlich, gerade bei den öffentlich-rechtlichen Sendern werden gegen Jahresende gerne Fantasyabenteuer veröffentlicht, welche traditionelle Märchen zur Vorlage haben. So auch bei Die Hexenprinzessin, dem mittlerweile 18. Film der Reihe Märchenperlen, welche seit 2005 auf dem ZDF ausgestrahlt wird. Die Grundlage lieferten hier ausnahmsweise mal nicht die Brüder Grimm. Vielmehr stand ein norwegisches Volksmärchen Pate.

Dennoch ist der Film nicht unbedingt das, was man Weihnachten im Familienprogramm erwarten würde. Schon beim Vorjahrestitel Schneewittchen und der Zauber der Zwerge zeigte Regisseur Ngo The Chau, dass er nicht die Absicht hat, einen der üblichen Kinderfilme zu drehen. Während die Geschichte im Großen und Ganzen der bekannten Version folgte, ging man vor allem visuell eigene Wege und zeigte – ganz im Geist moderner Fantasywerke – eine recht dreckige Welt, die betont düster sein sollte. Bei Die Hexenprinzessin setzte man dem noch einen drauf. Nach einem Auftakt am Schloss, das nur bedingt Prinzessinnenträumen entspricht, erkunden wir ein Reich, in dem es fast immer dunkel, kalt oder auf eine andere Weise unfreundlich zugeht. Trällernde Vögel? Niedliche Waldtierchen? Gibt es hier nicht.

Viele Effekte in der Dunkelheit

Ein bisschen wird die Geschichte dabei durch Jürgen Vogel (Der Mann aus dem Eis) aufgelockert, der als Hexenjäger zwar die notwendige Anti-Zauber-Kompetenz mitbringt, ansonsten aber vor allem als Comic Relief eingesetzt wird. Und davon kann man einiges gebrauchen, wenn Die Hexenprinzessin die heimelige Märchenwelt hinter sich lässt und zum Kampf gegen bösartige Hexen aufruft. Dabei kann es auch schon mal kräftiger zur Sache gehen. Zwar bewegt sich der Film nicht völlig von dem Anspruch weg, Familien zu unterhalten. Der Film feierte auch beim Schlingel Filmfest 2020 Premiere, das für Kinder und Jugendliche konzipiert ist. Zu jung sollte man hier aber nicht sein. Das wird teilweise doch recht düster, gerade sobald die bösen Hexen im Spiel sind. Im Vergleich zu Der Sternwanderer, wo ebenfalls drei Hexen ein jungen Leben der ewigen Schönheit wegen opfern wollten, fehlt da doch das spielerische Element.

Überraschend ist bei Die Hexenprinzessin zudem der ausufernde Einsatz von Spezialeffekten. Anstatt wie bei früheren Märchenfilmen aus dem TV-Bereich einfach Schauspieler und Schauspielerinnen wild mit den Armen fuchteln zu lassen, dürfen jetzt die Computer die Arbeit übernehmen: Blitze, Lichter und bunte Spektakel durchbrechen die allgegenwärtige Dunkelheit. Mit Blockbuster-Fantasy-Werken kann man das natürlich nicht vergleichen, dafür ist das zu billig. An manchen Stellen wäre weniger außerdem mehr gewesen, das wird schon mal unübersichtlich. In dem Umfeld der Fernsehunterhaltung ist die deutsch-tschechische Coproduktion aber durchaus passabel. Die deutlichste Verbesserung im Vergleich zum letzten Jahr ist jedoch die Besetzung, die mit mehr Einsatz und Eifer unterwegs ist. Man sieht dem Trio einfach um einiges lieber zu. Zudem ist es sympathisch, wie Hauptfigur Zottel zwar männliche Hilfe annimmt, aber selbstbewusst und unangepasst auftritt, um auf ihre Weise zur Heldin zu werden.

Credits

OT: „Die Hexenprinzessin“
Land: Deutschland, Tschechische Republik
Jahr: 2020
Regie: Ngo The Chau
Drehbuch: Max Honert, Kai Meyer
Musik: Michael Beckmann, Tom Stöwer
Kamera: Ngo The Chau
Besetzung: Charlotte Krause, Zoë Pastelle Holthuizen, Jerry Hoffmann, Ken Duken, Jürgen Vogel, Marisa Leonie Bach, Désirée Nosbusch, Jana Pallaske, Caro Cult

Bilder

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Basierend auf einem norwegischen Märchen erzählt „Die Hexenprinzessin“, wie eine verstoßene, unangepasste Königstochter mit ihrem designierten Schwager ihre Zwillingsschwester aus den Klauen von drei Hexen befreien will. Das ist überraschend düster, ist näher an einem Fantasy-Spektakel als an herkömmlicher TV-Familienunterhaltung. Sehenswert ist der Film aber in erster Linie für das Heldentrio.
6
von 10