Trolls World
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Trolls World – Voll vertrollt

Kritik

Trolls World Voll vertrollt
„Trolls World – Voll vertrollt“ // Deutschland-Start: 23. Oktober 2020 (DVD/Blu-ray)

Nichts als Ärger hat man mit den Deppen. Haut der eine bei den Bauarbeiten doch direkt eine Statue um! Was er dabei nicht ahnt: Dieses Malheur bringt einen Troll zurück, der ein paar Jahrhunderte versteinert war und nun den großen Drang verspürt, endlich das Ritual hinter sich zu bringen, von dem er seinerzeit vorzeitig abgehalten wurde. Dafür schlüpft er flugs in den Körper von Vanessa Majer (Eva Habermann), verzaubert dabei gleich noch Helga (Katy Karrenbauer) und macht sich auf die Suche nach dem verdammten Zauberbuch, das doch noch irgendwo rumfliegen muss. Allerdings hat der Troll dabei die Rechnung ohne den Wissenschaftler Dr. Fisher (Helmut Krauss), den Zauberer Vladimir Kaiser (Jirí Lábus), die aufdringliche Nachbarin Béatrice La Maitresse (Cecilia Pillado) und Vanessas Tochter Natalja (Desirée Altig) gemacht …

Moment, schon wieder ein Film um die singenden Trolle mit den auffälligen Sturmfrisuren? Nein, auch wenn die Vermutung naheliegt, dass Trolls World mit dem vor einigen Monaten veröffentlichten Trolls World Tour zusammenhängt, richtig viel gemeinsam haben sie nicht. Vielmehr wird hier Bezug auf eine andere, ältere Reihe namens Trolls genommen, die sich in den 80ern/90ern anschickte, das Fach der Horrorkomödie zu revolutionieren – indem sie die Bodenklappe öffnete und den Sturz in bislang nicht geahnte Trashabgründe ermöglichte. Aber das geht noch besser, dachte man sich hier, oder schlechter, und lässt nun die Kreaturen der filmischen Hölle in Baden Baden los.

Wo ist der Horror?
Die gemütlich-brave Kurstadt zum Schauplatz eines Horrorfilms zu machen, ist natürlich schon ungewöhnlich. Oder wäre es, wenn Trolls World denn tatsächlich wie angepriesen ein Horrorfilm bzw. eine Horrorkomödie wäre. In der Hinsicht passiert aber nichts, ein bisschen irre in die Augen des anderen schauen und den Geist übernehmen, ist schon der Gipfel der Bösartigkeit. Auch die obligatorische Opferung einer Jungfrau – manches ändert sich dann eben doch nicht – geht nahezu blutarm vonstatten. Lediglich die hässliche Fratze des Trolls, wenn er doch mal aus Eva Habermann hervorschaut, erinnert daran, dass tatsächlich mal Angst und Schrecken verbreitet werden sollte.

Wobei, einen Gruselfaktor gibt es schon bei dem Film: die Synchronisation. Zwar handelt es sich bei Trolls World um eine deutsche Produktion, weshalb hier auch überwiegend deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen unterwegs sind. Trotzdem wurde der Film noch einmal nachsynchronisiert. Auf Deutsch. Ob das jetzt tatsächlich damit zu tun hat, dass eine internationale Crew am Set war, weshalb eben nicht auf Deutsch gedreht wurde, das mag dahingestellt sein. Eventuell wollte man auch nur die Möglichkeit nutzen, im Nachhinein noch etwas ganz anderes draus zu machen, in Erinnerung an Rainer Brandt, der mit seinen ganz eigenen Synchronisationen der Filme mit Bud Spencer und Terrence Hill sowie der Serie Die Zwei Geschichte schrieb, indem er überall Witze einbaute, die es im Original nicht gab.

Kenn ich … kenn ich …
An manchen Stellen fragt man sich in Trolls World auch, was noch Film, was Meta-Film ist. Da gibt es, auch dank der Hilfe der Synchronsprecher und -sprecherinnen, Anspielungen zum Familienklassiker Die Märchenbraut oder der französischen Blödellegende Louis de Funès, dazu ein bisschen Horror-Namedropping. Hört sich lustig an? Vielleicht. Ist es aber nicht. So gar nicht. Nach einem absolut grausamen Einstieg, der nicht mal den Anstand hat, so schlecht zu sein, dass er wieder gut ist, wird es zwar minimal besser. Mit der Suche nach weiteren filmischen Hinweisen oder dem Versuch sich zu erinnern, woher man die ganzen Stimmen kennt, kann man sich schon mal etwas die Zeit vertreiben. Aber keine ganzen anderthalb Stunden.

Dass die Beteiligten hier ihren Spaß hatten, das nimmt man ihnen gerne ab. Mit ulkigen Kostümen durch die Gegend rennen und dabei hysterisch zu schreien, das kann durchaus befreiend sein. Es fehlt nur ein plausibles Argument, warum man sich das als unbeteiligter Zuschauer antun sollte oder wollte. Trolls World wechselt zwischen anstrengend und langweilig, ist weder so durchgeknallt, wie man offensichtlich dachte, noch wirklich sympathisch. Dafür ist der Trash zu gewollt. Von dem gelegentlichen Nostalgiefaktor abgesehen und dem befriedigenden Gefühl, die versteckten Hinweise gefunden zu haben, gibt es keinen vernünftigen Grund, sich dieser Tortur auszusetzen. Und einen unvernünftigen leider ebenso wenig.

Credits

OT: „Trolls World“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Eric Dean Hordes
Drehbuch: Eric Dean Hordes, Simon Hauschild, Alexander König
Musik: Sam Dillard, Dimitris Dodoras, Apollo Zapp
Kamera: Nicolas Miebach
Besetzung: Eva Habermann, Helmut Krauss, Katy Karrenbauer, Jirí Lábus, George Hardy, Cecilia Pillado, Billie Zöckler, Ralf Bauer, Desirée Altig

Bilder

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„Trolls World“ will bewusst an frühere Trash-Horrorfilme anschließen, was aber so gut wie gar nicht funktioniert. Vom Horrorteil ist nichts mehr übrig, auch der Humor lässt stark zu wünschen übrig. Zwar kann man sich die Zeit damit vertreiben, die diversen Anspielungen an andere Filme und Serien zu suchen. Doch das reicht nicht aus, um neunzig Minuten zu überstehen, die zwischen nervig und langweilig wechseln.
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von 10