Filipinana

Filipiñana

Kritik

Filipinana
„Filipiñana“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Auch wenn man immer wieder gegen sie aufbegehrte, sind Hierarchien und Systeme, welche sie erhalten, immer noch ein Bestandteil unseres Lebens und werden aus diesem auch in Zukunft wohl nicht verschwinden. Während durch Phänomene wie Globalisierung und durch Ereignisse wie die Corona-Pandemie letztlich diese Hierarchien sich immer weiter ausbreiten und damit die Kluft zwischen Arm und Reich noch weiter auseinandergeht, ist dies nicht Teil einer Verschwörung, sondern eine Entwicklung, von der viele betroffen sind und bei der viele noch immer tatenlos zusehen, ohne etwas Nachhaltiges an diesem System zu ändern.

Denn während sich draußen die Bevölkerung mit den Sorgen des Alltags plagt, ziehen sich die Reichen zurück in ihre von Sicherheitskräften abgeriegelten Blasen, in denen die Hierarchie und damit das System noch klar definiert ist. In seinem Kurzfilm Filipiñana betritt der philippinische Regisseur Rafael Manuel einen solchen Rückzugsort, nämlich den Golfkurs, in dem Isabel (Jorrybell Agoto) seit geraumer Zeit arbeitet. Dort läuft jeder Tag nach einem festen Schema ab, ganz nach der obersten Regel, den meist sehr reichen Kunden nicht aufzufallen und sich vor allem vom Parcours fernzuhalten. Wie ihre Kolleginnen träumt auch Isabel vom Ausbruch aus dieser Arbeit, mit der man zwar ganz gut verdient, die aber hart ist und bei der sie alle nicht selten in Konflikt mit Susan (Sunshine Teodoro), der launigen Managerin des Kurses kommen.

Die Summer perfekter Tage
Um sich nach einem weiteren anstrengenden Tag abzulenken, gehen Isabel und ihre Kolleginnen meist abends aus, beispielsweise in den Karaokeclub, welcher Teil der Anlage ist, die nicht mehr länger nur ihre Arbeit definiert, sondern zu ihrem Lebensraum geworden ist. Beleuchtet von etwas zu grellen Lichtern, hinter sich ein Poster mit einem Palmenstrand und dem Spruch „Today is a perfect day for another perfect day“ muss Isabel, unter lauten Anfeuerungsrufen der anderen Mädchen um sie herum, eine süßliche Schnulze singen, die ihr kaum über die Lippen will. Es ist ein der vielen surrealen Situationen, die Manuels Films ausmachen und viele der Themen betonen, von der Abgeschlossenheit des Raumes, dem Versprechen auf eine vage Freiheit, die letztlich doch nur betont, wie abhängig man selbst geworden ist und wie unfrei.

Der Golfkurs beschreibt eine Art Mikrokosmos, einen „perfekten Tag“, ohne Misstöne und bei dem es nur um das Schlagen von Bällen geht und darum den Parcours zu bestehen. Nicht auffallen ist die Devise, nach denen Isabel wie auch die anderen Mitarbeiter bewertet werden, die sich zum Mittagsschlaf alle eine Matratze teilen müssen, sich ducken müssen und deren Namen die Kunden wahrscheinlich ebenso schnell vergessen wie die Anzahl der Golfbälle, die sie heute in das saftige Grün des Parcours geschlagen haben. Der Golfkurs und seine Hierarchie wird in den Bildern Xenia Günthers zu einem Abbild der Welt außerhalb des Grüns, gehorcht sie doch den gleichen Regeln und verdammt jene, die nicht zu ihrem erlauchten Kreis gehören, zur Unsichtbarkeit.

Credits

OT: „Filipiñana“
Land: UK, Philippinen
Jahr: 2019
Regie: Rafael Manuel
Drehbuch: Rafael Manuel
Kamera: Xenia Günther
Besetzung: Jorrybell Agoto, Micah Musah, Sunshine Teodoro, Elle Velasco, Mimi Mendoza

Trailer

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„Filipiñana“ ist ein toll fotografierter, hintersinniger Kurzfilm über Ausbeutung, soziale Hierarchien und Klassengesellschaft. In klaren, oft doppeldeutigen Bildern erzählt Rafael Manual von einer hermetisch abgeriegelten Welt, die doch so sehr der da draußen ähnelt, nur eben viel weniger subtil.
7
von 10