Das Leben ist sonnig und schön

Das Leben ist sonnig und schön

Kritik

Das Leben ist sonnig und schön
„Das Leben ist sonnig und schön“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Tobias (Anton Spieker) hat einen Traum: Er will Jurist werden! An seiner Dissertation sitzt er bereits, außerdem konnte er eine Koryphäe dazu überreden, einen Blick darauf zu werfen. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass er bis zu einem bestimmten Tag auch etwas Vorzeigbares hat. Und ausgerechnet das stellt sich als schwierig heraus, da er zeitgleich zu dem Geburtstag seiner Schwester Mitzi (Friederike Jaglitz) muss, die seit Neuestem in einem Heim versorgt wird. Während Tobias nun im Kreis seiner Verwandten sitzt und auf eine Gelegenheit wartet, endlich an seiner Arbeit weiterschreiben zu können, kommt es immer wieder zu Konfliktsituationen mit seiner Familie, die nicht wirklich viel mit seinem Lebensweg anfangen kann …

Manchmal lohnt es sich dann doch dranzubleiben. Siehe Das Leben ist sonnig und schön. So richtig viel Lust macht der Einstieg des Kurzfilms nämlich nicht, der die Begegnung von Tobias mit der Professorin zeigt, von der er sich Hilfe erhofft. Es gibt einen missglückten Witzversuch, sie als Männerfresserin darzustellen, während zeitgleich Anton Spieker (303) mit einem übertriebenen, falschen Lächeln in die Kamera schaut. Lustig ist die Szene nicht, sie ist auch relativ bedeutungslos für die Geschichte. Die Notwendigkeit, an der Dissertation zu sitzen, wäre auch ohne diesen Rahmen möglich gewesen.

Die Distanz der Nächsten
Das eigentliche Thema ist ohnehin das Verhältnis zwischen Tobias und dem Rest seiner Familie. Dass sein Versuch, zwischendurch auch mal ruhig zu tippen, nicht von Erfolg gekrönt sein wird, das ist hier relativ schnell klar. Immer wieder kommt es zu komischen Szenen, wenn der junge Student vergeblich am Laptop sitzt und irgendetwas Absurdes geschieht. Gleichzeitig ist der Beitrag der Hofer Filmtage 2020 aber auch ein überraschend tragischer Film, der von Entfremdung und Einsamkeit erzählt. Mitzi ist überzeugt davon, dass ihre Mutter sie nicht mehr liebt und sie deshalb jetzt in einem Heim wohnt. Tobias wiederum ist ein Außenseiter innerhalb seiner eigenen Familie, der nie viel Verständnis bekam.

Das Leben ist sonnig und schön wird auf diese Weise zu einem Film, der einerseits die Bedeutung von Familie und Zusammenhang betont, gleichzeitig aber auch aufzeigt, dass dieser Zusammenhang manchmal einfach nicht funktioniert. Dafür braucht das hier nicht einmal zwangsweise Worte. Einige der besten Szenen zeigen gerade durch die Sprachlosigkeit, zu welchem Fremdkörper Tobias geworden ist, teils aus Eigenantrieb, teils aus Desinteresse der anderen – was den Titel zu einem besonders bitter-ironischen Einfall macht.

Credits

OT: „Das Leben ist sonnig und schön“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Christian Zipfel
Drehbuch: Alison Kuhn
Musik: Christian Dellacher
Kamera: Jonas Römmig
Besetzung: Anton Spieker, Friederike Jaglitz, Alexander Hörbe, Christine Neubauer, Franziska Traub, Regine Hentschel, Hans-Jürgen Alf



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Nach einem missglückten Auftakt wird „Das Leben ist sonnig und schön“ zu einem sehenswerten Kurzfilm um einen jungen Mann, der in seiner eigenen Familie zu einem Fremdkörper geworden ist. Das ist teils komisch, teils aber auch tragisch, wenn der Protagonist inmitten der anderen verloren herumsitzt.
7
von 10