Die Trojanerinnen The Trojan Women
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Die Trojanerinnen

Kritik

Die Trojanerinnen The Trojan Women
„Die Trojanerinnen“ // Deutschland-Start: 2. Oktober 2020 (DVD)

Zehn Jahre dauerte der Krieg um die Stadt Troja, doch letztlich konnte die griechische Armee die Oberhand gewinnen durch die List des Trojanischen Pferdes und die Stadt fiel. Zerstört, entwürdigt und ihrer Söhne wie auch Ehemänner und Väter beraubt, scharen sich die überlebenden trojanischen Frauen um ihre Königin Hekuba (Katharine Hepburn). Geprägt von den Verlusten des Krieges, insbesondere des Todes ihres Sohnes Hektor, der im Kampf starb, obliegt es nun Hekuba, die Verfügungen der Griechen, übermittelt durch einen Herold (Brian Blessed), zur Kenntnis zu nehmen. So kann sie nur unter Tränen zuhören, welchen neuen Meistern sie und ihre Tochter Kassandra (Geneviève Bujold) dienen sollen. Auch für die Witwe Hektors Andromache (Vanessa Redgrave) gibt es bereits einen Plan, wie auch für die schöne Helena von Troja (Irena Papas), die von den Überlebenden des Krieges als Verräterin angesehen wird und deren Tod man sich wünscht. Doch dieser erste Morgen nach der großen, letzten Schlacht hat noch mehr Elend zu bieten, als die Frauen ohnehin schon erwartet haben. Bewacht durch eine kleine Schar griechischer Soldaten wird dies ein Morgen für die Frauen, an dem sie Abschied nehmen müssen von ihrer einstigen Heimat und sich ihrem neuen Schicksal fügen müssen. Zudem werden sie Zeuge der blutigen Rache der Griechen, insbesondere von Menelaos (Patrick Magee), König von Sparta, dessen Verbindung mit Helena den Grundpfeiler des Krieges legte.

Die Abwicklung des Krieges
Der in Zypern geborene Michael Cacoyannis ist vielen Cineasten besonders durch seine Verfilmung von Nikos Kazantzakis’ Roman Alexis Sorbas ein Begriff, doch sein Interesse für griechische Kultur und Literatur ging weit über dieses Werk hinaus. Neben einer Adaption von Euripides’ Elektra findet sich auch eine Verfilmung von Die Toerinnen in Cacoyannis Werk wieder, ein Projekt, für das er mit Katharina Hepburn und Vanessa Redgrave hochkarätige Schauspielerinnen besetzen konnte. In dieser wuchtigen Inszenierung geht es, wie auch in der Vorlage, um die unmittelbaren Folgen des Krieges, vor allem um den geraubten Seelenschatz der Überlebenden, die mehr als nur ihre Heimat verloren haben.

Getreu den Vorgaben des antiken, griechischen Theaters findet das Geschehen nur an einem Ort und binnen 24 Stunden statt, ein Zeitraum, der wahrlich schicksalhaft ist für die Heldinnen des Stückes und damit des Dramas. Nur wenige Stunden nach der Eroberung der Stadt beobachtet der Zuschauer die Phase der Abwicklung dieser Schlacht, in deren Folge zunächst die Kinder und dann die Frauen an die Soldaten und Edelmännern Griechenlands als Sklaven verkauft werden sollen. Die Erkenntnis dieses immensen Verlustes, sowohl des physischen wie auch des emotionalen, sieht man in den Gesichtern der Frauen, die als letzte zurückbleiben und denen nunmehr nichts mehr anders übrigbleibt, als diesen Verlust zu beweinen und zu betrauern.

Im Zentrum der Handlung steht die von Katharine Hepburn gespielte Hekuba, die, ohne Macht und Befugnisse, nur noch in Lumpen bekleidet, bei diesem Prozess der Abwicklung zusehen muss. Hepburn spielt mit großem Einsatz eine Frau, die als Symbol für den großen Verlust steht, den ein Krieg mit sich bringt, für das Leid und ein Maß an Trauer, welches so immens ist, das man schon gar keine Tränen mehr hat, es zu beweinen. Die eigentlichen Heeresführer wissen um den Status der Besiegten, sehen sie doch diese nunmehr schon als Sklaven an und schicken nur noch ihre Häscher, denen es obliegt, die Frauen und ihre Kinder von ihrer Heimat loszureißen und bisweilen noch ein letztes Mal zu demütigen.

Zerstörtes Land, trauernde Gesichter
Jedoch ist es nicht bloß die Trauer um den großen Verlust, die im Zentrum der Handlung steht, sondern auch die Mechanismen des Überlebens, welche nun greifen. Bleibt vielen nur die Fügung in ihr Schicksal, stellt die von Irene Papas gespielte Helena jenen Opportunismus dar, der nicht gewillt ist, die Kontrolle über das eigene Leben so einfach abzugeben, selbst wenn der Krieg verloren ist. Innerhalb der Wucht des Dramas stellt ihr Austausch mit Hepburns Hekuba in vielerlei Hinsicht nicht nur dramaturgisch eine Abwechslung dar, sondern zudem einen Höhepunkt innerhalb des Films, der noch durch das Spiel Patrick Magees als Menelaos ergänzt wird, der zwischen Rache, verletztem Stolz und seiner Gefühle für seine ehemalige Geliebte hin- und hergerissen ist.

Credits

OT: „The Trojan Women“
Land: Griechenland, UK, USA
Jahr: 1971
Regie: Michael Cacoyannis
Drehbuch: Michael Cacoyannis
Musik: Mikis Theodorakis
Kamera: Alfio Contini
Besetzung: Katharine Hepburn, Vanessa Redgrave, Geneviève Bujold, Irene Papas, Patrick Magee, Brian Blessed

Bilder

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„Die Trojanerinnen“ bietet ein großes Drama um den Verlust des Krieges. Dank seiner großartigen Besetzung gelingt Michael Cacoyannis ein Film, der die Trauer und die Wut über das, was der Krieg einen Menschen kostet, in Worte und Bilder fasst.
7
von 10