Permanent Vacation
© STUDIOCANAL

Permanent Vacation

Kritik

Permanent Vacation
„Permanent Vacation“ // Deutschland-Start: 11. September 2014 (DVD)

Allie (Chris Parker) ist unterwegs. Das ist er oft, der 16-Jährige liebt es durch seine Heimatstadt New York zu streifen. Warum auch nicht? Zuhause erwartet ihn schon lange nichts mehr. Der Vater ist fort, gegangen, hat die Familie verlassen. Allies Mutter wiederum sitzt in der Nervenheilanstalt. Und so war Allie immer auf sich allein gestellt. Aber das ist okay so, schließlich hat er die Stadt, durch die er läuft. Er hat die Menschen, die unterwegs während seiner Spaziergänge so trifft. Und er hat die Musik, der er lauscht, wo auch immer sie sich ihm anbietet …

Eine Reise mit Umwegen
Kaum ein Regisseur steht wohl vergleichbar für das US-amerikanische Indiekino wie er: Jim Jarmusch. Umso kurioser ist, dass seine Karriere gar in seiner Heimat startete, die er in seinen Filmen immer wieder porträtierte, sondern in Deutschland. Genauer war es das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, wo sein Debüt Permanent Vacation 1980 Weltpremiere feierte – angeblich, weil man mit seinem Werk daheim nichts anfangen konnte. Mag sein, dass sein wenig schmeichelhaftes Abbild New Yorks nicht unbedingt für Jubelstürme sorgte. Genauso möglich ist aber auch, dass der in dem Film gezeigte Minimalismus viele überforderte oder schlichtweg langweilte.

Handlung und Plot waren natürlich nie die herausragende Eigenschaft von Jarmuschs Filmen. So spröde wie hier wurde es aber nur selten. Ein Großteil von Permanent Vacation besteht tatsächlich nur darin, wie Allie durch die Stadt läuft und unterwegs Leute trifft, ein bisschen wie in einem Roadmovie. Nur dass der Jugendliche eben zu Fuß unterwegs ist. Außerdem beinhalten Roadmovies oft das Gefühl von Freiheit, das sich einstellt, wenn man dem Horizont entgegenreist, die Weite des Landes erfährt. Weitläufig ist New York City natürlich auch. Es ähnelt aber mehr einem Labyrinth als einer Reisestrecke, man weiß hier nie so genau, wo Allie unterwegs ist und ob er eine tatsächliche Richtung verfolgt.

Die gespenstische Leere
Auch die Stimmung ist deutlich anders. Hier gibt es eben keine idyllischen Landschaften, trotz seines Titels vermitteln die Streifzüge keine Urlaubsatmosphäre. Stattdessen wirkt die Stadt eher gespenstisch, ein bisschen verlassen, leer, surreal auch, vielleicht gar klaustrophobisch. Dazu gibt es eine unheimliche Musik, die Jarmusch zusammen mit John Lurie komponiert hat und die eher an Horrorfilme erinnert. Tatsächlich hat Permanent Vacation ein paar Ähnlichkeiten mit dem Kultfilm Tanz der toten Seelen. In beiden läuft ein Mensch durch die Gegend, ist auf der Suche, gehört aber nirgends wirklich hin. Hier kommen zwar keine Orgelklänge zum Einsatz, dafür aber blecherne Glocken, welche die unwirkliche Atmosphäre maßgeblich mitbestimmen.

Das Ergebnis ist wenig greifbar, hat tragische Züge, aber auch komische – einige Begegnungen und Auseinandersetzung sind schon recht absurd. Allie ist auch kein wirklicher Außenseiter, wie man sie sonst oft bei Jarmusch findet. Denn dafür sind hier alle zu verloren, jeder Versuch des Protagonisten, bei anderen in irgendeiner Form eine Verbindung aufzubauen, endet in der Leere. Der Dauerurlaub, er ist eine Zeitschleife der Bedeutungslosigkeit, in der manchmal geschrien wird, manchmal auch gesungen oder getanzt, um durchzubrechen und irgendwo zu sein. Doch es misslingt, der nächste Film beginnt, die Glocken tönen, die nächste verlassene Straße wartet und wartet und wartet.

Credits

OT: „Permanent Vacation“
Land: USA
Jahr: 1980
Regie: Jim Jarmusch
Drehbuch: Jim Jarmusch
Musik: Jim Jarmusch, John Lurie
Kamera: Tom DiCillo, James A. Lebovitz
Besetzung: Chris Parker

Bilder

Trailer

Filmfeste

Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 1980

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Mit seinem Debütfilm „Permanent Vacation“ zeigte Jim Jarmusch bereits, dass er einer der eigenwilligsten Vertreter des US-Indiekinos ist. Wenn hier ein Jugendlicher durch nahezu verlassene Straßen von New York City streift, bringt das keine Erkenntnisse oder schöne Bilder, sondern nur Momentaufnahmen der Leere, die mal tragisch, dann wieder absurd sein können – und dabei richtig unheimlich werden.
7
von 10