Das Leben der anderen Buch

Das Leben der anderen. Filmbuch von Florian Henckel von Donnersmarck

Kritik

Das Leben der anderen BuchFlorian Henckel von Donnersmarck war Ende des letzten Jahrtausends zwar schon einem kleinen Kreis durch Kurzfilme wie Mitternacht oder Dobermann vage bekannt, kam 2006 für viele aber aus dem Nichts, als sein Spielfilmdebüt Das Leben der Anderen nicht nur hierzulande von sich reden machte, sondern darüber hinaus den Oscar für den besten fremdsprachigen Spielfilm einheimsen konnte. Als er 2010 The Tourist nachlegte, wirkte Das Leben der Anderen allerdings wie ein reiner Glückstreffer; der Film wies nichts von dem Talent oder dem Inszenierungsverständnis auf, welches in Henckel von Donnersmarcks Erstling zu erkennen war. Als er 2018 nach einer längeren Pause mit Werk ohne Autor zurückkehrte, war diesem zwar anzumerken, dass der gebürtige Kölner sein Handwerk durchaus versteht, allein der Film war zu lang, zu belanglos und zu selbstverliebt, als dass der Regisseur zu alter Größe zurückfinden konnte.

Das Leben der anderen. Filmbuch von Florian Henckel von Donnersmarck erschien premierebegleitend 2006 und beinhaltet unter anderem ein Vorwort des Regisseurs, das Originaldrehbuch, Auszüge des Drehtagebuchs von Hauptdarsteller Sebastian Koch sowie ein Interview mit Hauptdarsteller Ulrich Mühe. Im Folgenden wird das Inhaltsverzeichnis Punkt für Punkt besprochen.

Vorwort
Henckel von Donnersmarck gibt einen kurzen Abriss über das Filmbuch und betont, dass das enthaltene Drehbuch anders als für ein Filmbuch üblich die Originalfassung sei, welche im Oktober 2004 für den Dreh verwendet wurde.

Drehbuch
„Wer dieses Drehbuch liest und mit dem fertigen Film vergleicht, wird einiges vom Prozeß des Filmemachens erahnen können“, schreibt Henckel vom Donnersmarck im Vorwort. Abgesehen von den in der Produktion involvierten Personen gibt es vor allem zwei Gruppen, denen die Lektüre von Drehbüchern dringlich nahegelegt werden kann: (angehende) Drehbuchautoren und (angehende) Regisseure. Ein Regisseur muss nicht selbst schreiben können, jedoch in der Lage sein, ein Drehbuch zu lesen. Vor allem für (angehende) Regisseure ist es eine hervorragende Übung, Originaldrehbücher mit dem fertigen Film zu vergleichen, weshalb Henckel von Donnersmarck mit der Veröffentlichung desselben hier einen großen Dienst erweist. Auf legalem Wege ist es oftmals nahezu unmöglich, ein Originaldrehbuch in die Hand zu bekommen; Filmbücher drucken meist nur Drehbücher ab, die auf der fertigen Schnittfassung des jeweiligen Films basieren.

Die Lektüre des Originaldrehbuchs ist ein Genuss, insbesondere wenn der Film bereits gesehen wurde. Selbst wenn die Sichtung bereits mehrere Jahre zurückliegt, erscheinen die beschriebenen Szenen klar vor dem inneren Auge – unabhängig von den stellenweise eingefügten Schwarzweißstills. Wer den Film noch nicht gesehen hatte, sollte abwägen, ob er das Filmbuch aus privatem oder aus künstlerischem Interesse rezipiert, und dementsprechend erst den Film beziehungsweise erst das Filmbuch in Angriff nehmen.

Dem Drehbuch folgen der Abspann sowie Informationen zu den jeweiligen Heads of Department.

„Appassionata“: Die Filmidee
Henckel von Donnersmarck skizziert auf anderthalb Seiten, wie ihm die Idee zu Das Leben der Anderen kam. Das ist kurz und flüssig zu lesen, bietet jedoch wenig Erkenntnisgewinn.

Warum ich erst jetzt eine Kinohauptrolle in Deutschland spiele
Hauptdarsteller Sebastian Koch veröffentlicht Auszüge aus seinem Drehtagebuch, denen er eine einseitige Erklärung voranstellt. Das könnte für seine Fans sowie angehende Schauspieler interessant sein, alle anderen dürfen es hier beim Überfliegen belassen.

„Es hat ja schon viele Versuche gegeben, die DDR-Realität einzufangen.“
Das Gespräch mit Hauptdarsteller Ulrich Mühe ist der kontroverse Teil des Filmbuchs, aufgrund dessen gar eine einstweilige Verfügung gegen den Verkauf erwirkt wurde. Mühe unterstellt seiner ehemaligen Ehefrau Jenny Gröllmann, als Spitzel für die Stasi tätig gewesen zu sein. Zwar wurden ein paar unzensierte Exemplare des Filmbuches verkauft, die zur Besprechung vorliegende Erstauflage enthält auf den letzten Seiten des Interviews allerdings mehrere geschwärzte Stellen. Diese Passagen sollen in weiteren Auflagen komplett entfernt sein.

Wieslers Umkehr
Manfred Wilke, Leiter der Abteilung Lankwitz des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin, fungierte bei der Produktion von Das Leben der Anderen als wissenschaftlicher Berater und war somit vermutlich hauptverantwortlich für die historische Akkuratesse des Films. Auf zwölfeinhalb Seiten gibt er Einblicke in die damaligen Zustände und arbeitet heraus, wie der Film „[mit] der Figur Wiesler […] eine gebrochene Biographie aus der DDR in den Mittelpunkt“ rückt.

Abgeschlossen wird das Buch mit einem Glossar der verwendeten Abkürzungen, für alle, die mit Kürzeln wie HA XX/7 oder OTS nichts anfangen können, sowie dem Quellennachweis.

Credits

OT: „Das Leben der anderen. Filmbuch von Florian Henckel von Donnersmarck“
Land: Deutschland
Jahr: 2006
Herausgeber: Florian Henckel von Donnersmarck

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"Das Leben der anderen. Filmbuch von Florian Henckel von Donnersmarck" ist jedem angehenden Drehbuchautor und jedem angehenden Regisseur ans Herz zu legen. Darüber hinaus bietet es ebenfalls für Laien, welchen der Film zusagte, interessante Einblicke und vermittelt zudem Informationen über den historischen Hintergrund, der vielen vielleicht gar nicht klar war.