Irgendwas bleibt immer
© ZDF/Jacqueline Krause-Burberg/Hendrik Heiden

Irgendwas bleibt immer

Irgendwas bleibt immer
„Irgendwas bleibt immer“ // Deutschland-Start: 11. November 2019 (TV)

Nina Dormer (Lisa Maria Potthoff) hatte ja schon gar nicht mehr daran geglaubt, irgendwann noch einmal ihr Glück zu finden. Nicht nachdem sie von ihrem Ex-Mann monatelang betrogen und für eine Jüngere verlassen wurden. Doch dann läuft sie plötzlich Mark Liebold (Manuel Rubey) über den Weg, freundlich, charmant, hilfsbereit. Es funkt schnell, beide werden ein Paar. Er zieht sogar bei ihr ein, da er gerade erst aus Singapur zurück ist und noch keine Bleibe hat. Doch während Ninas Nachbarin Melanie Krömer (Ulrike Krumbiegel) den Fremden gleich ins Herz schließt, ist deren Mann Andreas (Justus von Dohnányi) äußerst misstrauisch. Und tatsächlich gibt es da etwas, das Mark bislang verschwiegen hat …

Es ist ein immer wieder gern aufgegriffenes Element in Thrillern: Die Titelfigur, meist weiblich, begegnet einem charmanten, gutaussehenden Menschen, verliebt sich in ihn, muss später aber feststellen, dass da noch mehr ist, dass derjenige irgendein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt oder zumindest finstere Absichten verfolgt, von denen zunächst nichts zu sehen ist, weder für die Betroffenen, noch für das Publikum. Eine mahnende Stimme findet sich meistens schon. Doch der geschieht dann relativ früh etwas oder sie wird nicht ernst genommen, gern weil sie etwas befangen ist oder vielleicht einen an der Klatsche hat. Im Fall von Irgendwas bleibt immer ist es das Erstere, wenn Andreas auf eine selbst sehr unangenehme Weise Nina hinterhersteigt, obwohl er ja selbst verheiratet ist.

Wusste ich es doch …
Nein, originell ist das Szenario des Thrillerdramas nicht, welches auf dem Filmfest Hamburg 2019 Premiere hatte und nun auch im Fernsehen gezeigt wird. Irgendwas bleibt immer hält sich da schon streng an die Vorschriften und Erwartungen, ist von Anfang an so grob gezeichnet, dass man schon eine sehr eingeschränkte Wahrnehmung haben muss, um die Zeichen nicht zu erkennen. Für einen Film, der aus dem Unbekannten und Ungewissen Spannung beziehen möchte, ist das natürlich weniger ideal. Die gibt es hier dann auch höchst selten, es gelingt der TV-Produktion einfach nicht, aus der zumindest potenziell bedrohlichen Situation Kapital zu schlagen. Wer schon weiß, was als nächstes geschieht, der muss nicht erst noch darauf warten.

Das Irgendwas bleibt immer einen nicht wirklich fesselt, liegt jedoch nicht allein an der Vorhersehbarkeit und den diversen Klischees, die Drehbuchautorin Claudia Kaufmann da einbaut. Mindestens genauso schlimm ist der Hang, alles ein bisschen aufzubauschen und zu übertreiben, was zu der unangenehmen Kombination führt, dass der Film gleichzeitig langweilig und lächerlich ist. Ein Film, der gerne mysteriös wäre, jedoch in erster Linie Augenrollen provoziert. Schon früh wirkt das alles konstruiert und falsch. Und je länger die Geschichte andauert, umso mehr entgleist sie, zum Ende hin mutiert das zu unsinnigem Trash TV der übelsten Sorte.

Was mach ich hier eigentlich?
Daran haben leider die Darsteller ihren Anteil. Während Lisa Maria Potthoff, einem größeren Publikum durch ihre Auftritte in den Eberhofer-Krimis wie Dampfnudelblues und Leberkäsjunkie bekannt ist, sich vergleichsweise würdevoll durch das Drehbuch kämpft, haben ihre männlichen Kollegen äußerste Mühe. Enttäuschend ist an der Stelle vor allem Justus von Dohnányi (Der Vorname). Der ansonsten so zuverlässige Schauspieler stolpert durch seine Dialoge und findet einfach keinen Weg, aus seiner Figur mehr als eine Karikatur zu machen. Zuweilen fragt man sich sogar, ob Irgendwas bleibt immer vielleicht als Parodie angelegt war, wovon dann aber nur ein Teil des Ensembles etwas mitbekommen hat.

Der Sturz in noch tiefere Abgründe wird in dem Film durch ein zweites Thema verhindert: die Schwierigkeit, nach einer Krise noch einmal von vorne anzufangen. Irgendwas bleibt immer zeigt auf, der Titel verrät es bereits, dass saubere Schnitte manchmal einfach nicht möglich sind. Dass man mit der Vergangenheit leben muss, so sehr man sie auch für sich abschließen wollen würde, einfach weil andere einen nicht lassen. Das bringt dann noch ein wenig Tragik in die Geschichte, ein wenig Menschlichkeit auch, die der Rest des Drehbuchs vermissen lässt. Aber es ist nicht genug, um hierfür wirklich eine Empfehlung aussprechen zu können, dafür ist einfach zu viel lieblos runtergedreht worden.



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Eine nach der Scheidung desillusionierte Frau trifft einen charmanten, gutaussehenden Fremden mit einer mysteriösen Vergangenheit: „Irgendwas bleibt immer“ will aus dem bekannten Szenario Spannung erzeugen, scheitert aber in einer unangenehmen Mischung aus Vorhersehbarkeit und Unglaubwürdigkeit, woran das Ensemble eine Teilschuld hat. Da kann auch das grundsätzlich wichtige Thema des schwierigen Neuanfangs nicht mehr viel retten.
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von 10