UglyDolls
© Tobis Film
UglyDolls
„UglyDolls“ // Deutschland-Start: 3. Oktober 2019 (Kino)

Die Einwohner und Einwohnerinnen von Uglyville mögen nicht besonders schön anzusehen sein, dafür sind sie glücklich. Zumindest fast. Moxy reicht das beschauliche Leben mit den anderen Puppen aber nicht so ganz. Gibt es da draußen nicht vielleicht doch mehr? Was liegt eigentlich hinter den Bergen? Irgendwann wird diese Neugierde zu groß und sie überredet ihre Freunde Lucky Bat, Wage, Babo und Ugly Dog, auf die weite Reise zu gehen. Tatsächlich gibt es die sagenumwobene große Welt wohl wirklich, wo Menschen Puppen in den Arm nehmen und lieben. Doch nur wer den Test des Instituts für Perfektion übersteht, kann dorthin gelangen. Moxy zögert nicht lange, das hört sich nach einem Auftrag für sie an. Trainer Lou sieht das jedoch anders und tut alles dafür, um ihr und den anderen Steine in den Weg zu legen …

Derzeit ist Diskriminierung wieder stark in Mode gekommen, auch dank der politischen Ermunterung hierzu: Weltweit werden ganze Karrieren allein auf der Fähigkeit aufgebaut, gegen Menschen zu hetzen, die irgendwie anders sind. Und es gibt mehr als genügend Leute, die diesem zynischen Hass nur zu gerne zuhören. Endlich, jemand, der noch unter mir steht! Lasst uns gemeinsam zutreten! Doch Diskriminierung beginnt nicht erst, wenn man mitten im Leben steht und dabei feststellt, irgendwie nichts erreicht zu haben. Schon als junger Mensch wird uns beigebracht, etwas genauer hinzusehen und kräftig auf diejenigen einzuschlagen, und sei es verbal, die nicht der vorherrschenden Norm entsprechen.

Es gibt Wichtigeres als Schönheit
Es ist daher durchaus sympathisch, wenn nicht sogar wichtig, dem Ganzen schon früh entgegenzuwirken. UglyDolls tut das und man nimmt dem Film auch durchaus ab, dass er etwas zu dem Thema sagen will. Sicher, Menschen kommen hier nicht vor, sondern lediglich Spielzeug, das stellvertretend für uns ganz ähnliche Erfahrungen mit Diskriminierungen und Einheitswahn machen soll. Wobei Moxy und die anderen noch vergleichsweise Glück haben. Immerhin haben sie eine nette Gemeinschaft, ein eigenes kleines Ghetto, in dem sie niemand stört. Die Anfeindungen kommen erst, als die Puppen so sein wollen wie alle anderen auch – was die „normalen“ Puppen verhindern wollen. So wie ein AfD-Wähler nichts gegen Ausländer hat, so lange sie auch bitte schön im Ausland bleiben.

Der Film stellt diese vermeintliche Normalität in Frage und soll dem jungen Zielpublikum vermitteln: Jeder ist schön auf seine Weise! Mitgefühl ist wichtiger als Aussehen, wichtiger auch als Anerkennung. Das mag vielleicht nicht sonderlich realistisch sein. Aber in Animationsfilmen darf man noch von einer besseren Welt träumen. Oder wenigstens so tun. Ganz ehrlich ist dieser Einsatz natürlich nicht. Zumindest ist er nicht frei von Hintergedanken: UglyDolls basiert auf einer eigenen Spielzeugreihe, deren Verkauf hiermit angekurbelt werden soll. Und wirklich hässlich sind die Figuren auch nicht, eher etwas kurios und schräg. Schließlich sollen sie Kinder ja an sich nehmen wollen und mit ihnen kuscheln, nachdem die Eltern dafür bezahlt haben.

Gute Absichten sind nicht genug
Die eigentlichen Schwachpunkte sind aber anderer Natur. So haben sich die Reel FX Animation Studios (Manolo und das Buch des Lebens) sicherlich nicht überarbeitet, als sie die sehr schlichte Welt am Computer erstellt haben. Dass die Optik des Films enttäuscht, selbst bei diesem Thema, ließe sich vermutlich noch ignorieren. Schwieriger ist das bei den Liedern, die alle paar Minuten ertönen, ebenso glatt und austauschbar sind wie die perfekten Puppen der Institution und dabei nicht einmal die Handlung voranbringen. Und dann wäre da noch die Geschichte, welche so streng normiert ist, dass sie der Absicht, sich für Andersartigkeit einzusetzen, komplett zuwiderläuft.

Das ganz junge Publikum wird sich vermutlich nicht daran stören, dass UglyDolls letztendlich Fließbandware ist, die dem eigenen Thema nicht gerecht wird. Denn das wird anderweitig beschäftigt: Es gibt überall Farben und Musik, es passiert eine Menge, dazu gibt es knuffige Figuren. Als Beschäftigungstherapie mit einer positiven Message ist das sicher nicht ganz verkehrt, der Film erfüllt schon irgendwie seinen Zweck. Aber er tut nicht mehr als das, dem Streifen fehlt die Persönlichkeit, fehlt der visuelle Reiz, fehlt auch ein Humor, mit dem man erwachsene Zuschauer hätte abholen können. Im derzeit stark überlaufenen Animationssektor im Kino gibt es mit Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm und Everest – Ein Yeti will hoch hinaus auf jeden Fall deutlich bessere Alternativen.



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„UglyDolls“ will eine Lanze für die Hässlichkeit brechen und dem jungen Zielpublikum beibringen, dass jeder auf seine Weise schön ist. Als Message ist das sicher wichtig, wird jedoch in einem 08/15-Film verbraten, der weder inhaltlich noch optisch genug dafür tut, um sich von der großen Konkurrenz abzuheben, und dazu mit den ebenso austauschbaren Liedern die Geduld strapaziert.
4
von 10