König der Toreros Blood and Sand
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König der Toreros

König der Toreros Blood and Sand
„König der Toreros“ // Deutschland-Start: 5. September 2019 (DVD/Blu-ray)

Aufgewachsen mit der Erinnerung an seinen Vater schwört sich Juan Gallardo (Tyrone Power) einmal selbst in die Fußstapfen des berühmten Toreros zu treten und damit seiner Familie ein besseres Leben zu verschaffen. Nach vielen Jahren in Madrid kehrt er mit etwas Geld und ersten Erfolgen als Stierkämpfer zurück in die Heimat Sevilla, kauft ein Haus für seine Familie und heiratet Carmen (Linda Darnell), seine große Liebe aus Kindertagen. Schon bald steht er jeden Sonntag in der Arena und gewinnt mit der Zeit die Herzen des Publikums sowie bekannter Kritiker wie dem Journalisten Natalio Curro (Laird Cregar). Jedoch beginnt die Fassade des Erfolgs zu bröckeln. Der rauschhafte Lebensstil Juans führt dazu, dass er langsam aber sicher hohe Schulden anhäuft. Zudem verfällt er dem Charme Doña Sol des Muires (Rita Hayworth), die nicht zuletzt einen Keil zwischen ihn und seine Familie treibt. Zu allem Überfluss lässt auch sein Erfolg in der Arena nach, doch Juan glaubt nach wie vor unerschütterlich, der beste Torero von allen zu sein.

Blut und Sand
Sehr selbstsicher klang es in der Presse, als Produzent Darryl F. Zanuck nach einer privaten Vorführung von König der Toreros keine weiteren Testvorführungen mehr anberaumte. Seiner Ansicht nach hatte er gerade den „großartigsten Film aller Zeiten“ gesehen, was sich letztlich als kommerziell sowie künstlerisch richtige Einschätzung erweisen sollte. Besonders über den Oscar für die Beste Kamera dürften sich Regisseur Rouben Mamoulian und sein Kamerateam um Ernest Palmer und Ray Rennahan gefreut haben, bestätigte diese Auszeichnung ihr Vision eines Films geprägt von den Werken spanischer Künstler von Goya bis hin zu El Greco.

Auch nach so vielen Jahren ist es alleine schon die Vision eines Projekts, die begeistert. Gerade in den prächtigen Innenräumen oder dem Detailreichtum der Kostüme erkennt man jene goldene Zeit der Studios, die keine Kosten und Mühen scheuten, wenn es um ihre Investitionen ging. In den Händen eines versierten Regisseurs wie Mamoulian und seiner Crew bleibt dies nicht bloßes Dekor, sondern essenzieller Bestandteil einer Geschichte, die den Mythos des Helden aus dem Volk behandelt. Zudem zeugen die starken Farben von einem tiefen künstlerischen Verständnis für die spanische Kultur, auch wenn heutzutage die Besetzung eines US-Amerikaners wie Powers als Spanier etwas seltsam anmutet. Im Kontext des Studiosystems ergibt eine solche Besetzung aber kommerziell durchaus Sinn.

Trotz der erwähnten Problematik erweist sich Tyrone Powers, ein gern genutzter leading man des Studiosystems, als sehr gute Besetzung für die Rolle des Juan Gallardo. Neben den ihn auszeichnenden Qualitäten innerhalb der romantischen Szenen gibt Powers eine sehr packende Darstellung eines Mannes, der sich in seinem eigenen Mythos verläuft. Er spielt ihn als einen Mann der Tat und nicht des Intellekts, einen Mann der Arena, für den Blut und Sand, so der Originaltitel des Films, die Tinte sind, die seine Geschichte in die Herzen der Menschen schreibt. Die Ironie ist dabei, dass ihm seine fehlende Bildung die Einsicht über die Wankelmütigkeit jener Menge gibt, die Willkür jener Kritiker, die ihn an einem Sonntag lobpreisen, nur um ihn am nächsten Wochenende fallen zu lassen.

Ein barbarisches Geschäft
Drehbuchautor Jo Swerling, der die Romanvorlage Vicente Blasco Ibáñez‚ bearbeitet hat, streut immer wieder kritische Untertöne ein, wenn es um die Mythologisierung einer Person genauso wie dem Stierkampf an sich geht. Generell lassen sich viele Parallelen zum heutigen Starkult in einem Werk wie König der Toreros erkennen, die damals so aktuell waren wie heute. Neben Powers spielt nicht zuletzt die legendäre Rita Hayworth ihren Ruf als Liebesgöttin aus, die nur als schöner Schein wahrgenommen wird, aber an die kein Mann herankommt. Unvergessen bleibt ihr Sirenengesang, mit dem sie Powers‘ Juan in den Schlaf und um den Verstand singt.

So bleibt der Kampf mit dem Stier letztlich ein Kampf mit der Menge, ein Kampf mit dem eigenen Mythos, den man selbst mit erschaffen hat. Im Bewusstsein um die Flüchtigkeit des Ruhms müht man sich ab, setzt jeden Sonntag sein Leben auf Spiel. „Ein barbarisches Geschäft“ wie es einer der wenigen Weggefährten Juans sagt. Auf die Frage, warum er denn trotzdem weitermache, weist er dann nur auf das Geld hin, das man ihm noch schulde.



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„König der Toreros“ ist ein packendes, visuell opulentes Drama aus der Blütezeit der Hollywood-Studios. Neben dem Ensemble des Films überzeugt nicht zuletzt die Inszenierung Rouben Mamoulian und das Skript Jo Swerlings durch eine subtile Vielschichtigkeit, die noch heute begeistert.
8
von 10