Playmobil Der Film
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Playmobil – Der Film

Playmobil Der Film
„Playmobil – Der Film“ // Deutschland-Start: 29. August 2019 (Kino)

Seit dem Tod ihrer Eltern haben Marla (Anya Taylor-Joy) und ihr jüngerer Bruder Charlie (Gabriel Bateman) nicht mehr wirklich Spaß am Leben. Vor allem Charlie leidet sehr unter der Situation und wünscht sich, wieder etwas zu erleben, vielleicht doch fremde Länder zu bereisen. Als er sich eines Abends herausschleicht, um heimlich ein Spielzeugmuseum zu besuchen, erfüllt sich dieser Wunsch – wenn auch anders als gedacht. Denn auf einmal werden er und Marla in die Spielzeugwelt hineingezogen. Darin müssen sie nicht nur diverse Abenteuer überstehen, sondern auch einen Weg finden, wie sie wieder nach Hause und in die reale Welt kommen.

Eigentlich war das ein absoluter No Brainer: Nach dem großen Erfolg von The Lego Movie und den vielen anderen Animationstiteln rund um Lego war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die Konkurrenz zu Wort meldet. Und zumindest in Europa ist Playmobil auch tatsächlich eine solche, rund 100 Millionen Figuren werden jedes Jahr hergestellt. Der Film selbst kam aber einfach nicht in die Gänge. Ursprünglich hätte er bereits Ende 2017 in die Kinos kommen sollen, anschließend wurde er mehrere Male verschoben. Nun ist er also da, und die Wahrscheinlichkeit ist beträchtlich, dass Playmobil – Der Film an den Kinokassen baden gehen wird. Nicht nur, dass er zwangsläufig als Kopie von Lego angesehen wird. Wenn selbst das „Original“ stark rückläufig ist, The Lego Movie 2 dieses Jahr ziemlich enttäuschte, wie groß kann da schon das kommerzielle Potenzial hiervon sein?

Ähnlich und doch anders
Wobei der Vergleich zwischen den Konkurrenten ohnehin nur bedingt passt. Auf den ersten Blick sind die Gemeinsamkeiten natürlich groß. Sowohl die Spielzeuge ähneln sich als auch die filmische Umsetzung: In beiden Fällen handelt es sich um Animationsfilme, die humorvoll aufbereitete Abenteuer für eine jüngere Zielgruppe beinhalten und dabei eine Live-Action-Rahmenhandlung haben. Außerdem hielt man sich nicht unbedingt damit auf, Landschaften und Figuren thematisch passend zusammenzuwürfeln. Im Gegenteil: Ein Reiz beider Filme besteht darin, dass hier eigentlich alles aufeinandertrifft, was das hauseigene Sortiment so hergibt, so unsinnig es auch sein mag.

Wobei die Schwerpunkte dabei ein klein wenig anders ausfallen, inhaltlich wie optisch. Playmobil – Der Film bietet beispielsweise deutlich abwechslungsreichere Szenarien. Da liegen Wikingersiedlungen direkt neben dem Wilden Westen, ein altes römisches Kolosseum wechselt sich mit einer futuristischen High-Tech-Stadt ab. Da all diese Schauplätze von entsprechenden Figuren bevölkert sind, entsteht auf diese Weise ein irgendwie amüsanter Mischmasch der unterschiedlichsten Thematiken. Sie sind visuell auch durchaus ansprechend angerichtet. Selbst wenn der Film, der beim Annecy Festival 2019 Premiere feierte, nicht die detailverliebte Effektfreudigkeit der Konkurrenz hat, für sich genommen ist das Werk des französischen Studios ON Entertainment (Mune – Der Wächter des Mondes, Der kleine Prinz) durchaus hübsch anzusehen.

Witze nach einfachen Mustern
Aber auch in punkto Inhalt ist Playmobil – Der Film schlichter gehalten als das Vorbild. War The Lego Movie trotz der kindlichen Figuren durchaus für die gesamte Familie sehenswert, sogar ganz ohne Nachwuchs, da haben hier in erster Linie die Kleinen ihre Freude. Obwohl sich die Geschichte durchaus für Meta-Humor und Vierte-Wand-Witze anbieten würde, gerade auch durch den unerklärlichen Weltenwechsel, verzichtet das Drehbuchteam fast vollständig darauf. Mehr noch, nach der anfänglichen Verwunderung – wo bin ich hier? – interessieren sich Marla und Gabriel überhaupt nicht dafür, Spielzeuge geworden zu sein. Sie nehmen das mit derselben Selbstverständlichkeit hin wie die Wechsel der Settings, bis es nichts Besonderes mehr ist.

Das ist sehr schade, weil dadurch doch viel Potenzial verschenkt wird. Nun muss natürlich nicht jeder Film gleich sein. Wenn Playmobil an der Stelle Lego nicht einfach kopieren möchte, ist das erst einmal nicht verwerflich. Allerdings fehlt Lino DiSalvo, der die Story entwickelte und Regie führte, eine echte Alternative. Auch wenn es nicht an Witzen mangelt, eigentlich passiert ständig etwas, der Erfolg dabei hält sich in Grenzen. Manches ist natürlich nett, darunter der Auftritt eines besonders selbstverliebten Agenten. Auch eine magische Begegnung der geflügelten Art lässt einen zumindest schmunzeln. Aber da ist eben auch viel Füllmaterial dabei, trotz der Hektik und vielen Action-Sequenzen, Playmobil – Der Film ist zwischendurch doch etwas eintönig. Sollte der Film doch noch erfolgreich genug sein, um eine Fortsetzung nach sich zu ziehen, dann darf da doch deutlich mehr Arbeit und Biss investiert werden. So bleibt ein zwar irgendwie sympathischer Animationsfilm um zwei Geschwister, die sich wiederfinden, der aber nie so relevant wird, wie er es sollte.



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Was lange währt, wird endlich … durchschnittlich. Das oftmals verschobene „Playmobil – Der Film“ gefällt zwar durch abwechslungsreiche Setting und völlig bescheuerte Kombinationen. Allerdings fällt das Abenteuer schon sehr schlicht und kindlich aus, gerade beim Humor wäre doch deutlich mehr drin gewesen.
6
von 10