Hitcher der Highwaykiller

Hitcher, der Highway Killer

Hitcher der Highwaykiller
„Hitcher, der Highway Killer“ // Deutschland-Start: 27. November 1986 (Kino)

Um sich etwas Geld dazu zu verdienen, fährt Jim Halsey (C. Thomas Howell) ein Auto für eine Agentur von Chicago nach San Diego. Als er durch die texanische Wüste kommt, nimmt er während eines plötzlichen Unwetters einen Anhalter (Rutger Hauer) mit, der sich ihm als John Ryder vorstellt. Auf Jims Nachfragen, wohin er wolle, antwortet Ryder ausweichend und eröffnet dem jungen Man schließlich, er habe vor nicht allzu langer Zeit einen Menschen auf dem Highway auf brutale Weise ermordet und Jim sei nun sein nächstes Opfer. Im letzten Moment gelingt es Jim Ryder, als dieser unachtsam ist, aus dem Wagen zu werfen. Doch damit beginnt Jims Albtraum erst …

„There’s a killer on the road“
Wie Jim Halsey im Film muss es wohl Drehbuchautor Eric Red ergangen sein, als er eines Tages in den 70ern durch die texanische Wüste über einen einsamen Highway fuhr. Allerdings war der einzige Killer, dem er begegnete, der, über den Jim Morrison im Song Riders on the Storm der Band The Doors sang. In wenigen Minuten hatte Red die grobe Struktur für das Skript, welches er letztlich The Hitcher nannte, im Kopf. Von da an begann eine lange Reise von einem Studio zum anderen, bis es schließlich in den Händen des aufstrebenden Robert Harmon (They) landete, der bis dato nur einen Kurzfilm gedreht hatte.

Interessant an Reds Skript wie auch der Umsetzung Harmons ist der bestechende Minimalismus. Weder Protagonist noch Gegenspieler werden mit einer nennenswerten Hintergrundgeschichte ausgestattet, was nur einer von vielen Punkten war, den Kritiker zur Zeit der Veröffentlichung an Hitcher, der Highway Killer auszusetzen hatten. Bei einem der Verhöre, die Halsey über sich ergehen lassen muss, können seine persönlichen Daten oder sonstige Auskünfte gar nicht überprüft werden, teils, weil seine Brieftasche geklaut wurde, teils weil es keine Person gibt, die seine Geschichte decken könnte. Vor diesem Hintergrund ergibt sich eine bemerkenswerte Parallele zu Ryder, da beide letztlich nichts anderes als Fragezeichen sind, unzuverlässige Charaktere, über die man letztlich –  ebenso wie die Polizisten im Film – nichts in Erfahrung bringen kann.

Ein weiterer, noch schwerwiegender Kritikpunkt war seinerzeit die unlogische Handlung des Films. Gerade wenn Halsey mit Jennifer Jason Leighs Charakter auf der Flucht ist, merkt man Hitcher, der Highway Killer leider bis heute einige Lücken an, erschließt sich die Notwendigkeit ihrer Figur trotz Leighs engagierten Spiels nicht wirklich. Für Rutger Hauers Darstellung des John Ryder ist sein plötzliches Auftreten immer und überall essenziell für den Nimbus des unheilvollen Nemesis, ähnlich dem todbringenden Truck aus Steven Spielbergs clever gemachtem Duell. Der Highway, die Motels und die Tankstellen sind sein Jagdrevier, welches er bestens kennt, sodass er sich Zeit lassen kann, mit seiner Beute spielen kann oder ihr – wie im Falle Halsey – nicht nur das Leben nehmen,  sondern sie zudem psychologisch brechen kann.

Straße in den Tod
In den Bildern John Seales findet sich das Einerlei, das Endlose der Straße wieder. Die Plätze, an denen sich Halseys Kampf gegen den übermächtigen Ryder abspielt, sind temporäre, einsame Stationen innerhalb einer kargen, erbarmungslosen Landschaft, deren Logik sich ein Killer wie Ryder angepasst hat. Dieser begreift sich als der Fuhrmann in dieses unvermeidliche Schicksal, als des Lebens müder Wesen, das sein Opfer gar mehrmals bittet ihn umzubringen. Wenn er dem wehrlosen Halsey dann auch noch Münzen auf die Augen legt, wird die Tragweite dieser Figur bewusst, die nicht mehr nur ein Killer, sondern der Sensenmann höchstpersönlich ist.



(Anzeige)

"Hitcher, der Highway Killer" ist ein minimalistischer Actionfilm, der bisweilen Elemente des Horrors bedient. In seiner Rolle als John Ryder hat sich Rutger Hauer unsterblich gemacht und eine Figur geschaffen, an deren Boshaftigkeit sich viele Bösewichte messen müssen. Daneben ist Hitcher vor allem ein clever gemachter Thriller, trotz einiger struktureller Schwächen gerade im letzten Drittel.
7
von 10