Good Boys
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Good Boys

Good Boys
„Good Boys“ // Deutschland-Start: 22. August 2019 (Kino)

Der 12-jährige Max (Jacob Tremblay) hat einen Traum: Er will seine Angebetete küssen! Dumm nur, dass er keine Ahnung hat, wie das eigentlich geht. Also schnappen er und seine beiden besten Freunde Thor (Brady Noon) und Lucas (Keith L. Williams) sich die Drohne seines Vaters, um anderen heimlich beim Küssen zuzuschauen – aus Recherchegründen, versteht sich. Doch dabei geht alles schief, denn sie werden von Hannah (Molly Gordon) und Lilly (Midori Francis) erwischt. Und das ist nur der Anfang von einer ganzen Reihe von Problemen, mit denen sich die drei Freunde bald herumplagen müssen.

Ein bisschen skeptisch durfte man da im Vorfeld ja schon sein. Wenn Evan Goldberg und Seth Rogen gemeinsam in den Credits eines Films auftauchen, dann weiß man eigentlich immer: Das ist jetzt nicht für Kinder gedacht! Da spielt es keine Rolle, ob sie nun Regie führen (Das ist das Ende), das Drehbuch schreiben (Sausage Party – Es geht um die Wurst) oder auch nur produzieren, wie zuletzt in Long Shot: Derber Humor ist garantiert. Aber wie funktioniert das in einem Film, in dem eben Kinder die Hauptrolle spielen? Bedeutet das nicht zwangsweise, dass sie sich von ihrem Markenzeichen verabschieden müssen, den Witzen unterhalb der Gürtellinie?

Drei Kinder verloren im Sex-Land
Nö, tut es nicht. Auch wenn die Protagonisten hier deutlich jünger sind, als wir es aus deren sonstigen Filmen gewohnt sind, auf die gewohnten derben Scherze muss hier niemand verzichten. Dabei ist eines durchaus ungewohnt: Good Boys kombiniert diese Gossengags mit Figuren, die überhaupt nichts damit anzufangen wissen. Genauer besteht der Humor der Komödie über längere Zeit genau darin, dass drei Jungs irgendwas mit dem Erwachsenenleben zu tun haben, das aber nicht kapieren oder nicht mögen. Da werden Sexspielzeuge zweckentfremdet, Pornos werden zu einer traumatischen Erfahrung, das Bier führt zu einem Anfall von Übelkeit. Noch bevor sie betrunken sind wohlgemerkt.

Regiedebütant Gene Stupnitsky, der zusammen mit Lee Eisenberg das Drehbuch geschrieben hat, fehlt dabei aber noch das Gespür für Balance und Tempo. Immer wieder kommt es vor, dass sich Witze zu sehr wiederholen oder das richtige Ende verpassen. Good Boys, das auf dem South by Southwest Festival 2019 Premiere hatte, ist zwar nur anderthalb Stunden lang, bleibt aber des Öfteren im Leerlauf hängen. Witzige Momente gibt es aber durchaus, sie sind sogar in der Überzahl. Hin und wieder wird die Komödie schön absurd, was auch deshalb so gut funktioniert, weil die Figuren alles ganz furchtbar ernst nehmen. Und das ist ein Widerspruch, der allein schon für diverse Lacher gut ist.

Gut gelaunter und gespielter Spaß
Dabei zeigt gerade das junge Trio eine prima Leistung. Jacob Tremblay ist dank diverser großer Filme bereits ein bestens bekanntes Gesicht, auch wenn nach dem oscargekrönten Drama Raum viel Schund dabei war. Hier zeigt er wie auch seine bislang unbefleckten Co-Darsteller, dass er ein Talent für Komik und Timing hat. Doch trotz der übertriebenen Exzesse unterwegs, Good Boys hat tatsächlich auch etwas zu sagen. Die Jungs sind, wie der Titel verrät, gute Jungs, zumindest in Hinblick auf ihre Absichten. Sie wollen eben nicht über andere bestimmen, stehen füreinander ein und fragen sich unterwegs, was das Richtige in der Situation ist – selbst wenn sie dabei das Falsche tun.

Das ist gleichzeitig das Eigenartige an Good Boys: Es wird nie ganz klar, was der Film eigentlich sein soll und an wen er sich richten will. Wenn sich drei Kinder an der Schwelle zum Jugendlichen darüber Gedanken machen, wie ihre Freundschaft wohl in Zukunft Bestand haben wird, dann hat das wenig mit dem derben Humor zu tun. Es hat auch etwas seltsam Nostalgisches an sich für eine Komödie über einen Aufbruch in neue Erfahrungswelten. Für tatsächliches Coming of Age, an das sich ein erwachsenes Publikum zurückerinnern will, sind die Jungs hingegen zu jung und auch noch zu weit von der Schwelle entfernt. Kinder wiederum werden die Witze nicht verstehen oder nachvollziehen können, warum manches hier witzig ist. Und so ist Good Boys ein Film, der am Ende ein bisschen zwischen allen Stühlen sitzt, was aber gleichzeitig Stärke und Schwäche ist. Denn auch wenn hier vieles nicht ganz passt, so sticht diese Mischung doch aus der Flut wenig komischer Erwachsenen-Komödien hervor und hat dabei sogar noch Herz.



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„Good Boys“ stellt uns drei Jungs vor, die erwachsen sein wollen, aber keine Ahnung davon haben. Klingt nach Coming of Age, ist aber doch auch derbe Komödie, die von dem Kontrast zwischen Protagonisten und Inhalt lebt. Das ist oft witzig, manchmal etwas langatmig, aber irgendwie auch sympathisch – auch weil die drei Jungdarsteller ihren Job richtig gut machen.
6
von 10