Das indische Grabmal

Das indische Grabmal (1921)

Das indische Grabmal
„Das indische Grabmal“ // Deutschland-Start: 12. Juli 2019 (DVD/Blu-ray)

Im fernen Indien beauftragt Fürst Ayan von Eschnapur (Conrad Veidt) einen mächtigen Yoghi namens Ramigani (Bernhard Goetzke) damit, ihm bei der Erfüllung seines Planes für den Bau eines Grabmals zu helfen. Durch einen Brauch an diesen gebunden, bleibt dem Yoghi nichts anders übrig, als dem Fürsten zu dienen, auch wenn er diesen von den Konsequenzen seines Tuns warnt. Nichtsdestotrotz erscheint Ramigami dem Architekten Herbert Rowland (Olaf Fönss), der seinem Gegenüber zwar skeptisch gegenüber ist, aber den das Projekt sehr reizt. Zuletzt machen sie beide auf nach Indien. Während Rowlands Frau Irene (Mia May) rätselt, wohin ihr Gemahl verschwunden sein mag und nur mit viel Hilfe von anderen erfährt, dass er auf dem Weg nach Asien ist, hat Herbert das erste Treffen mit dem Fürsten an dessen Hof. Dieser eröffnet ihm den wahren Grund für den Bau des Grabmals, das vielmehr ein Monument für seine enttäuschte Liebe sein soll und seine tiefe Verachtung für seine Frau (Erna Morena) und dessen Liebhaber (Paul Richter) ausdrückt, einen britischen Offizier namens MacAllan, deren Verhältnis für diese Gefühle verantwortlich sind. Für die bald eintreffende Irene wird klar, das Herbert Teil eines Racheplans des Fürsten ist, was ihn und auch sie in große Gefahr bringt.

„Der Welt größter Film“
Bereits 1994 wurde der Monumentalfilm des Deutschen Joe May restauriert und erfuhr 2016 eine neue digitale Aufarbeitung, die sich insbesondere der Farbgebung des Filmes widmete. Diese Fassung erhielt durch die Musik der tschechischen Musiker Irena Havlová und Vojtěch Havel eine weiter Aufwertung und wurde im Rahmen des Cinefest 2018 innerhalb des Programms „Meister des Weimarer Kinos – Joe May und das wandernde Bild“ erstmalig gezeigt.

Aus filmhistorischer Sicht ist Das indische Grabmal eine wahre Augenweide. Aufgewertet durch die zeitaufwendige Restauration, über die das Booklet der Heimkinoveröffentlichung des Films Auskunft geben, zeigt sich die aufwendige Pracht und damit die Vision Joe Mays, einem der unermüdlichsten Arbeiter im deutschen Kino der 1920er Jahre. Selbst aus heutiger Sicht sieht man dies alleine schon an Aspekten wie den Kostümen oder den prächtigen Bauten, die zeitgenössischen Journalisten und Schriftstellern den Atem verschlugen. Dass die Produktionsfirma mit dem Attribut „der Welt größter Film“ – sehr zum Unwillen Mays – die Werbetrommel schlug, wird da wohl kaum jemanden wundern.

Diese Opulenz in Sachen Ausstattung trägt ihren Teil zu der Theatralik und Dramatik der Handlung bei. Das expressive, für den Stummfilm typische Spiel der Besetzung findet die passende Bühne innerhalb der detailverliebten Bauten und betont Themen wie enttäuschte Liebe und Ambition aber auch die magisch-spirituellen Aspekte der Handlung, auch wenn bei der Besetzung eines Europäers für einen indischen Mann bzw. eine indische Frau die Authentizität wohl auf der Stecke bleibt. So zumindest aus heutiger Sicht.

Die ungeborenen Schöpfungen der Seele
Während die Liebesgeschichte rund um die von Veidt, May, Morena und Richter gespielten Figuren sehr zäh wirkt, gewinnt Mays Film vor allem in den auch tricktechnisch überzeugenden Darstellungen des Übernatürlichen und Spirituellen. Ein wahrer Gewinn für den Film stellt die Darstellung des Ramigani des deutschen Schauspielers Bernhard Goetzke dar, der später noch in vielen wichtigen Produktionen Fritz Langs wie Der müde Tod (1921) und Die Nibelungen (1924) mitwirken sollte. In Das indische Grabmal umgibt ihn stets eine Aura der tiefen Traurigkeit, eine Melancholie, die sich aus seiner Verpflichtung gegenüber dem Fürsten speist und einer Gewissheit, in welches Verderben dieses führen wird. Durch Effekte wie Überblendung wird seiner Figur noch eine Macht jenseits von Zeit und Raum gegeben, was in Kombination mit Goetzkes Spiel seinen Charakter als den wohl interessantesten dieser Produktion aus heutiger Sicht auszeichnet.



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"Das indische Grabmal" ist ein typischer Monumentalfilm der goldenen Zeit des deutschen Kinos. Durch die Restauration und die wunderschöne Musik Irena Havlovás und Vojtěch Havels erhält der Film eine mehr als gelungene Aufwertung und dürfte vor allem aus filmhistorischer Sicht interessant sein.
6
von 10