Making Waves

Making Waves: The Art of Cinematic Sound

Making Waves
„Making Waves: The Art of Cinematic Sounds“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Es liegt in der Natur der Dinge, dass wir uns dem, das wir sehen können, unmittelbar verbundener fühlen als dem, das wir nicht sehen können. Denn was wir nicht sehen können, ist kaum greifbar, selbst wenn wir wissen, dass es existiert. Das lässt sich beispielsweise an Filmen demonstrieren. Am wichtigsten sind dort immer die Schauspieler und Schauspielerinnen, die an unserer Stelle auf der Leinwand etwas erleben. Sie sind der Fokus, sie sind die Stars. Auf Platz zwei folgen, wenn auch schon mit großem Abstand, Regisseure und Regisseurinnen. Danach wird es schnell neblig, wie viele im Publikum wissen schon, wer das Drehbuch geschrieben oder die Kamera bedient hat?

Aber selbst wer über dieses Nerd-Wissen verfügt, scheitert wahrscheinlich an einer Kategorie, die von fast jedem ignoriert wird: der Ton. Sicher, die Musik nehmen wir wahr, mal mehr, mal weniger, können heraushören, ob sie dramatisch oder ruhig ist. Soundeffekte jedoch, die bleiben im Hintergrund. Da gehören sie einerseits natürlich auch hin: Sie sollen ja so sehr mit den Bildern verschwinden, dass die Illusion einer Einheit entsteht. Dabei sollte jedem Zuschauer und jeder Zuschauerin eigentlich klar sein, dass Lichtschwerter keine Geräusche machen können, da es sie nicht gibt, und auch das Brüllen von Fabelwesen nicht in der Natur aufgenommen wurde.

Eine Frau vom Fach
Midge Costin
will nun diese Illusion aufbrechen und in Making Waves: The Art of Cinematic Sound zeigen, was da eigentlich alles passiert im Hintergrund, ohne dass wir es merken. Ganz unvoreingenommen ist sie dabei natürlich nicht, kommt sie doch selbst aus dem Bereich. Sie arbeitete lange selbst am Mischpult, unter anderem an The Rock und Armageddon, bevor sie sich später auf das Dozieren ihrer Kunst verlegte. Mit Regie hatte die US-Amerikanerin hingegen bislang wenig zu tun, ihr Dokumentarfilm ist das erste Mal, dass sie selbst eine Geschichte erzählt.

Dafür holt sie sich jede Menge Prominenz vor die Kamera. George Lucas ist da, David Lynch, Steven Spielberg und Robert Redford, viele Regie-Größen teilen ihre Erfahrungen mit uns. Während diese Auftritte für die nötige Star-Power sorgen, damit das Publikum sich den Film überhaupt erst anschaut, die tieferen Einblicke bieten andere. Eine Reihe von Costins Kollegen und Kolleginnen dürfen ihre Sicht der Dinge vortragen, erklären, weshalb Sound so eine wichtige Rolle spielt. Vor allem aber dürfen sie Anekdoten mit uns teilen, zusammengetragen aus mehreren Jahrzehnten Filmgeschichte.

Eine Fülle an Beispielen
Das ist auch der Punkt, der am meisten beeindruckt: Making Waves: The Art of Cinematic Sound ist eine akribisch zusammengetragene Werkschau von den Anfängen des Tonkinos bis zu heute. Von The Jazz Singer über Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung bis zu Black Panther reicht der Überblick, der Dokumentarfilm könnte auch als wissenschaftliche Arbeit durchgehen, nur eben in Filmform, nicht auf Papier gebannt. Das ist hier auch sinnvoll, erst die Demonstration der Effekte führt dazu, das Wissen und das Hören zusammenzutragen. Lehrt das Publikum, beim nächsten Mal vielleicht ein bisschen besser zuzuhören und bei den Credits nicht frühzeitig abzuschalten.

Schade ist es sicher, wie sehr sich der Film auf die großen Namen konzentriert, vor allem die aus den USA. Während Hollywood-Blockbuster ausführlicher auseinandergenommen werden, müssen kleinere Werke oder auch solche aus Europa und Asien draußen bleiben. Umfassend ist Making Waves: The Art of Cinematic Sound daher nicht, trotz der Detailfülle. Muss es aber auch nicht sein. Zum einen wird man auch so schon ein wenig erschlagen von den vielen Interviewpartnern und Filmschnipseln, die in rascher Abfolge gezeigt werden. Vor allem aber die vielen Experimente aus den 1970ern, als der Computer noch nicht in dem Maße zum Einsatz kommen konnte und man die Geräusche anderweitig erzeugen musste, sind für viele spannende Aha-Momente gut. Nicht zuletzt ist Midge Costin damit die Würdigung eines Berufs bzw. eines Teilbereiches des Filmemachens gelungen, dessen Bedeutung gern unterschätzt wird.



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Auf den richtigen Ton kommt es an! „Making Waves: The Art of Cinematic Sound“ demonstriert mit viel Prominenz, wie wichtig Sound Effekte bei einem Film sind. Das lebt von den vielen Anekdoten und der akribischen Aufarbeitung, selbst wenn man manchmal ein wenig erschlagen wird und die Auswahl doch von US-Größen dominiert wird.