Master Z The IP Man Legacy
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Master Z – The Ip Man Legacy

Master Z The Ip Man Legacy
„Master Z – The Ip Man Legacy“ // Deutschland-Start: 9. Mai 2019 (Kino)

Vom Kämpfen hatte sich Cheung Tin Chi (Jin Zhang) eigentlich längst verabschiedet. Stattdessen führt er zusammen mit seinem Sohn ein ruhiges Leben als kleiner Kaufmann. Zumindest tat er das, bis er eines Tages Nana (Chrissie Chau) und Julia (Liu Yan) über den Weg läuft. Als er ihnen beim Kampf gegen die Schergen des Gangsters Tso Sai Kit (Kevin Cheng) zu Hilfe eilt, kann er das Schlimmste zwar verhindern. Dafür steht Cheung nun selbst auf der Abschussliste von Tso Sai. Also steht ein weiterer Neuanfang auf dem Programm, dieses Mal in der Bar von Julias Bruder Fu (Xing Yu). Doch selbst dort schwant neuer Ärger, obwohl Kits Schwester Kwan (Michelle Yeoh) alles dafür tut, dass ein für alle Mal Schluss ist mit den Verbrechen.

Kündigt sich da das nächste Cinematic Universe an? Vergleichbar zu Conjuring, das in den Hauptfilmen irgendwelche dämonischen Widersacher einführt, die dann in eigenen Filmen in den Mittelpunkt rücken, ist Master Z – The IP Man Legacy ein Spin-off zur Ip Man-Reihe. Genauer kennen Fans der Reihe Cheung Tin Chi bereits aus Ip Man 3, wo er noch der Gegner des großen Wing-Chun-Meisters Ip Man war. Letzterer wird hier nur im Rahmen eines Flashbacks erwähnt, danach gehört die Bühne völlig dem kleinen Krämer, der unbeabsichtigt in die nächste Auseinandersetzung hineingezogen wird.

Alte Schwächen und Stärken
Der Wechsel des Protagonisten stellt sich als etwas zweischneidiges Schwert heraus. Auf der einen Seite ist Jin Zhang nicht unbedingt mit dem größten Charisma ausgestattet. Das schauspielerische Talent ist zudem noch einmal etwas spärlicher als bei dem in der Hinsicht ebenfalls wenig begabten Donnie Yen, der zuvor Ip Man verkörpern durfte. Die meiste Zeit über läuft Zhang mit versteinerter Miene durchs Bild, was gerade in den Momenten störend auffällt, wenn Master Z – The Ip Man Legacy emotional werden soll. Denn das funktioniert nicht so recht, trotz einer gehörigen Portion Pathos.

Dafür ist Zhang aber mehr als zehn Jahre jünger als sein Kollege – und das sieht man. Bei Ip Man 3 musste 2015 schon deutlich getrickst werden, damit die Illusion eines hohen Tempos aufrechterhalten werden konnte. Schließlich kommt selbst der virtuoseste und eleganteste Kämpfer irgendwann in die Jahre. Ganz frei von Schummeleien ist Master Z – The Ip Man Legacy zwar auch nicht. Das meiste steht dann aber doch in der Tradition klassischer Martial-Arts-Filme. Tatsächlich fühlt man sich hier des Öfteren zurück in die Vergangenheit versetzt – und das nicht nur, weil der Film in den 60ern spielt.

Ein Kampf mit Hand und Fuß
Freunde gepflegter Kampfkunst dürfen sich freuen. Auch wenn manche Kampfeinlage hier übertrieben oder völlig sinnfrei ist, insgesamt ist Master Z – The Ip Man Legacy doch noch deutlich geerdeter als die Hollywood-Action-Variante. Hier haben Kämpfe noch Hand und Fuß. Anders als bei sündhaft teuren CGI-Massenschlachten à la Avengers: Endgame hat man hier noch das Gefühl, dass tatsächliche Wesen aus Fleisch und Blut gegeneinander antreten. Wesen, die tatsächlich ohne fremde Hilfe kämpfen können: Man sieht den Darstellern an, dass sie wissen, was sie da tun. Da sind immer wieder schöne Momente dabei, etwa wenn die Grande Dame Michelle Yeoh (Tiger & Dragon) mal wieder zur Waffe greift. Auch das West-Ost-Gemetzel, wenn Dave Bautista als bulliger Händler mitmischt, kann sich sehen lassen – zumal die Kampfstile unterschiedlicher nicht sein könnten.

Schade nur, dass der Film inhaltlich mal wieder ein Totalausfall ist. Wie die Teile der Hauptreihe schafft es auch Master Z – The Ip Man Legacy nicht, interessante Figuren zu erschaffen oder nennenswerte Geschichten zu erzählen. Auch der Hang zum plumpen Nationalismus, der die Reihe von Anfang an begleitet hat, wurde nicht ausgemerzt. Das könnte man lustig finden, streckenweise ist das Martial-Arts-Spektakel ungeniert dümmlicher Trash, der sich selbst furchtbar ernst nimmt. Andere Momente sind da schon deutlich gelungener, wenn der Film eine spielerische Leichtigkeit annimmt, etwa bei einem kunstvollen Drink-Duell oder der gut gelaunten Massenkarambolage. Davon hätte es gern mehr geben dürfen, das Spin-off sitzt oft ein wenig zwischen den Stühlen. Dennoch: Wer die Kunst realer Kämpfe zu schätzen weiß, kann hier zumindest zeitweise seinen Spaß haben. Vergleichbare Filme werden schließlich inzwischen viel zu selten noch gedreht.



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Auch wenn es sich hier nur um ein Spin-off der beliebten „Ip Man“-Reihe handelt, Fans werden sich wie zu Hause fühlen. Erneut gibt es schablonenförmige Figuren, die sich auf äußerst kunstvolle Weise durch ein dünnes, national gefärbtes Geschichtchen prügeln und Hollywood zeigen, dass Kämpfe auch ohne Computer funktionieren können. Das ist zeitweise etwas trashig, Martial-Arts-Liebhaber haben trotzdem ihren Spaß.
5
von 10