Arthurs Gesetz
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Arthurs Gesetz

Arthurs Gesetz
„Arthurs Gesetz“ // Deutschland-Start: 4. März 2019 (DVD/Blu-ray)

Das Leben von Arthur Ahnepol (Jan Josef Liefers) ist schon seit längerer Zeit nicht mehr so toll. Arbeit hat er keine, ebenso wenig Geld oder eine rechte Hand – denn die hat er bei einem Unfall in einem Sägewerk verloren. Aber dafür ist da noch Martha (Martina Gedeck), seine herrische Frau, die ihm noch das letzte bisschen Lebensfreude stiehlt. Doch dann lernt Arthur an seinem 50. Geburtstag die Prostituierte Jesse (Cristina do Rego) kennen und lieben. Aber auch da geht alles schief, denn plötzlich ist da eine Leiche, die Arthur, Martha und dessen Zwillingsschwester Muriel (ebenfalls Gedeck) loswerden müssen. Was nicht so einfach ist, wenn ihnen andere Gangster, die Polizei und sogar das Arbeitsamt auf den Spuren sind.

Manchmal braucht es nur einen kurzen Moment, um zu wissen, ob man jemanden mag oder nicht. Und das gilt dann auch für Personen, die keine wirklichen Personen sind. Wie Martha zum Beispiel. Herrisch ist sie, mit hohen Ansprüchen, aber nur wenig Bereitschaft selbst etwas zu geben. Und so kauft sie sich ständig neuen Kram im Fernsehen, den keiner braucht, auch sie nicht, während sie Arthur vorwirft, sie habe etwas Besseres verdient. Das ist von Martina Gedeck (Wir töten Stella) so wunderbar widerwärtig gespielt, dass man ihrem unglücksseligen Ehemann seine zaghaften Mordgedanken nicht nur verzeiht. Man feuert ihn dabei sogar an.

Der ganz alltägliche Alptraum
Ohnehin sind es die Darsteller, welche Arthurs Gesetz tragen. Nora Tschirner und Ferdinand Schmidt-Modrow spielen Mitarbeiter des Arbeitsamtes, die so alptraumhaft sadistisch und herablassend sind, dass man allein ihretwegen jede Arbeit annehmen würde, um von dort wegzukommen. Jan Josef Liefers (Desaster) schlurft wie das personifizierte Unglück herum und findet nur dann mal eine kleine Pause, wenn er nicht wirklich da ist. Beim Schlafen zum Beispiel. Oder in seinen Fantasien. Ansonsten lautet sein eigenes Gesetz, dass alles, was schiefgehen kann, schiefgeht. Und auch was nicht schiefgehen kann, endet in einem Fiasko.

Das ist natürlich alles schrecklich übertrieben, soll es aber auch sein. Obwohl die Geschichte von einem wahren Vorfall inspiriert sein soll – es gibt keine Dummen, die es nicht gibt –, mit der Realität hat das nichts zu tun. Nicht nur, dass ein Zufall den nächsten jagt. Die Figuren verhalten sich alle auf eine Weise, die einen misstrauisch werden lässt, wie sie überhaupt so lange überleben konnten. Da spielt es dann auch keine Rolle, ob wir einer Hausfrau zusehen, Leuten beim Amt oder der Polizei oder irgendwelchen Gangstern, die fiktive Kleinstadt Klein Biddenbach scheint ein Zufluchtsort für Menschen zu sein, die ein Händchen dafür haben, etwas Doofes anzustellen. Selbst wenn sie kein Händchen mehr haben.

Morbide Neugierde
Ein bisschen Schadenfreude ist natürlich dabei, den Leuten zuzusehen, wie alles zu einem schrecklichen Chaos führt. Aber eben auch Neugierde: Gerade weil sich hier niemand an die Gesetze der Logik halten will, ist man immer ein wenig gespannt, welche abstrusen Dinge wohl als nächstes passieren werden. Die ganz großen Lacher hat Arthurs Gesetz eher nicht auf Lager, es ist auch nicht sonderlich feinsinnig, was die von Benjamin Gutsche entwickelte Serie da macht. Aber es ist doch amüsant und absurd genug, um die sechs Folgen à 45 Minuten in relativ kurzer Zeit anzuschauen. Zumal die Ausstattung ebenfalls gelungen ist, gerade die Wohnung der Ahnepols ist vollgestopft mit Details, deren biederer Provinzmief einen derart erstickt, dass man selbst nur noch raus will und dafür über Leichen gehen würde.



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„Arthurs Gesetz“ besagt: Alles geht am Ende schief und führt zu noch mehr Problemen. Das ist für die Beteiligten natürlich unangenehm, als Zuschauer kann man dabei aber doch seinen Spaß haben. Vor allem die Darsteller tragen sehr dazu bei, dass diese mörderische und überzogene Kleinstadt-Farce einen bis zum Schluss dranbleiben lässt, selbst wenn dabei nicht die ganz großen Lacher rausspringen.
7
von 10