Von Bienen und Blumen
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Von Bienen und Blumen

Von Bienen und Blumen
„Von Bienen und Blumen“ // Deutschland-Start: 9. Mai 2019 (Kino)

Das ist doch mal ein schöner Zungenbrecher: „Sinnsuche des postkapitalistischen Individuums am Fallbeispiel des Wiederaufbaus einer alten Gärtnerei, genauer am Fallbeispiel der Wunschvorstellung eines zugezogenen Paares“. Ein solches Wortkonstrukt kann sich natürlich nur jemand in einer Uni ausgedacht haben. Genauer handelt es sich um den Titel einer Doktorarbeit. Noch genauer ist das aber alles völliger Quatsch, denn wahr ist daran weder der Titel noch der Inhalt noch die Form. Auch wenn viel Wahrheit drinsteckt.

Wobei das mit der Wahrheit in Von Bienen und Blumen so eine Sache ist. Im Grunde hat Regisseurin Lola Randl (Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?) einen Dokumentarfilm gedreht. Das Thema: Städter, die aufs Land ziehen und sich dort als Teilzeitlandleute versuchen. Randl weiß hier, wovon sie redet, ist sie doch selbst mir ihrem Partner und den Kindern von Berlin in die Uckermark gezogen, um dort das Ideal eines natürlicheren Lebens zu verfolgen.

Gemeinsam am Ziel vorbei
Das tun auch andere, der Traum vom echten Leben, ganz nah an uns, weg von der Konsumgesellschaft, der setzt sich in immer mehr Köpfen fest. Was aber nicht bedeutet, dass die Leute damit etwas anzufangen wissen. Genauer zeigt Randl in ihrem Film auf, wie sich Städter am Gärtnern versuchen, am Imkern auch, sich dabei aber kontinuierlich selbst im Wege stehen. Schließlich haben sie ja keine Ahnung, was sie genau tun müssen, was die tatsächlichen Landbewohner in den Wahnsinn treibt.

Dieses Aufeinanderprallen von frommem Idealismus und harscher Realität ist für das Publikum natürlich lustig. Ein bisschen Culture Clash hat schließlich noch nie geschadet, vor allem, wenn er im Rahmen einer humorvollen Doku gezeigt wird. Denn man nimmt es Von Bienen und Blumen wirklich ab, wenn die Stadtflüchter es so gut meinen, sich dabei jedoch des Öfteren ein bisschen doof verhalten. So dürfte es schließlich den meisten gehen, die das komfortable All-Inclusive-Leben gegen Selbstversorgung eintauschen müssen, gegen Dreck, gegen Tiere, die sich nicht ganz so verhalten, wie man es von ihnen gern hätte. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Manchmal aber auf die Nase.

Jetzt ist aber auch mal gut …
Etwas zwiespältig ist jedoch Randls Idee, wie aus dem Stoff noch mehr herauszuholen ist. Immer wieder werden aus dem Off Passagen aus besagter Doktorarbeit vorgelesen. Die passen natürlich immer zu den gezeigten Szenen bzw. eben auch nicht, weil hier erneut Vorstellung und Umsetzung weit auseinanderklaffen. Das ist anfangs noch witzig durch den enormen Kontrast zwischen beidem. Wenn in wohlfeilen Worten große Theorien verklausuliert werden, während vor Ort vieles nicht so richtig klappt, ist das natürlich schon amüsant. Auf Dauer ist es jedoch eher anstrengend, verkommt zu schnell zu einem Gag, der sich wiederholt, nichts hinzuzufügen hat. Trotz allem ist die Semi-Doku, welche auf dem Filmfest München 2018 Premiere feierte, ein netter Einblick in das seltsame Treiben von Großstädtern, die keine mehr sein wollen.



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Wenn Städter aufs Land ziehen, dann wird es schnell komisch. Tatsächlich ist der Kontrast zwischen den Absichten der Hobbybauern und dem, was draus wird, recht amüsant, wird durch eine fiktive Doktorarbeit noch verstärkt, aus der vorgelesen wird. Auf Dauer ist es aber doch zu wenig, „Von Bienen und Blumen“ tritt zu sehr auf der Stelle.