Der Low Budget Stuntman

Der Low-Budget Stuntman

Der Low Budget Stuntman
„Der Low-Budget Stuntman“ // Deutschland-Release // DVD/Blu-ray: 26. Juli 2018

Im Leben von Ron Goosens (Tim Haars) gibt es eigentlich nur zwei Sachen, die ihm wichtig sind: Alkohol und seine Frau Angela (Maartje van de Wetering). So richtig viel Glück haben ihm beide aber nicht gebracht. Während seine wiederkehrenden Rauschzustände ihn zu einer kleinen Internetberühmtheit gemacht, hat Angela die Faxen dicke. Sie sucht sich lieber einen anderen Mann. Genauer: viele Männer. Von Ron will sie hingegen nichts mehr wissen. Nur wenn er es schafft, das Promisternchen Bo Maerten (Bo Maerten) zu verführen, will sie ihm noch einmal eine Chance geben. Da trifft es sich doch ganz gut, dass der profitgierige Filmproduzent Berrie (Michiel Romeyn) zu einem billigen Stuntman machen will, erlaubt Ron das doch, sich ungeniert an sein Ziel heranzumachen.

Geografisch gesehen mögen uns die Niederlande ja sehr nahe sein, in punkto Film könnten unsere Nachbarn aber ebenso sehr auf dem Mond gelegen sein. Kaum ein Werk, das mal den Weg hierher findet, Schauspieler oder Regisseure, die auch hierzulande einen Namen haben? Da muss man schon länger suchen. Ausnahmen gibt es natürlich, eine davon ist New Kids. Drei Staffeln lang wurde in einem Unterschichtenmilieu geblödelt, was das Zeug hielt, dazu gab es mit New Kids Turbo und New Kids Nitro auch noch zwei Filme, die durchaus ihre Fans fanden. Danach war jedoch nicht mehr viel los, das anschließende Bros Before Hos floppte hier ziemlich böse an den Kinokassen.

Alte Bekannte, neues Szenario
Beim neuerlichen Comebackversuch Der Low-Budget Stuntman wurde hierzulande das Wagnis Kino dann lieber gleich vermieden. Zwar lief der Film weltweit auf recht vielen Festivals, in Deutschland etwa in Oldenburg und Münster. Ansonsten entschied man sich aber gleich für eine DVD-Auswertung. Wirtschaftlich mag die Entscheidung richtig gewesen sein. Ein bisschen schade ist es aber schon, dass unsere Nachbarn hierfür nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen werden, eine Verbesserung zum letzten Film sind die Abenteuer des Freizeit-Stuntmans auf jeden Fall.

Grundsätzlich hält sich das eingespielte Team – Steffen Haars und Flip Van der Kuil führen Regie und schrieben das Drebuch, Steffens Bruder Tim übernahm eine der Hauptrollen – schon an das, was die Chaostruppe berühmt machte. Derber, körperbetonter Humor rund um Verlierer, die von einem Fettnäpfchen ins nächste treten und dabei ins Unglück stürzen, eine Mischung aus den Flodders und Jackass, wenn man so will. Die Figuren sind auch nicht unbedingt intelligenter geworden, tun sich mit jeder einzelnen Lüge sichtlich schwer. So wie sie sich mit Sprache schwertun oder allem, was eine Form von Intelligenz voraussetzt.

Erlaubt ist, was Spaß macht
Die Gags schwanken dabei zwischen schrecklich blöde und gemein. Gerade wer sich an politisch wenig korrekten Scherzen erfreut, darf hier einiges mitnehmen. Rassistische Witze und Witze über Rassismus gehen da schon mal Hand in Hand. Gleichzeitig bauen Haars und Van der Kuil immer mal wieder Spitzen gegen das Showgeschäft ein, das eigentlich genauso doof ist wie die Leute vor der Glotze. Sie sind nur reicher und selbstverliebter. Manchmal auch dreister, zynischer, wie das Beispiel des Filmproduzenten zeigt.

Und doch ist Der Low-Budget Stuntman irgendwie tragisch, die Geschichte eines Verlierers, über den sich alle lustig machen. Seine Frau. Seine Freunde. Der Produzent. Jeder, der ihn einmal gesehen hat. Sein Kampf um die Liebe seiner Frau, die ihn ganz offensichtlich nicht liebt, er ist schon fast zu erbärmlich, zu traurig, um noch komisch zu sein. Wenn Ron in seiner plumpen Art eigentlich alles falsch macht, gar nicht kapiert, was um ihn herum passiert, dann ist man fast schon versucht, ihm die Daumen zu drücken. Weil er in dem Reihen fürchterlicher Bekloppter noch eines der kleineren Übel ist. Doch dann passiert wieder etwas Chaotisches, etwas Verrücktes und ziemlich Doofes, aus heiterem Himmel oft, und man hat bereits vergessen, was man wollte, weil man entweder mit Lachen oder Kopfschütteln beschäftigt ist. Manchmal auch mit beidem.



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Zu viel Alkohol, zu wenig Liebe: Wenn ein versoffener Verlierer seine Frau zurückgewinnen will, indem er sich an eine andere heranschmeißt, dann ist das gleichzeitig komisch und tragisch. Anspruchsvoll ist „Der Low-Budget Stuntman“ hingegen kaum, die Niederländer setzten erneut auf einen etwas derberen Humor, den sie mit kleinen Spitzen gegen das Showgeschäft auflockern.
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von 10