The Man Who Killed Don Quixote
© Concorde Filmverleih

The Man Who Killed Don Quixote

„The Man Who Killed Don Quixote“, Belgien/Frankreich/Portugal/Spanien, 2018
Regie: Terry Gilliam; Drehbuch: Terry Gilliam, Tony Grisoni; Vorlage: Miguel de Cervantes; Musik: Roque Baños
DarstellerAdam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgård, Olga Kurylenko, Joana Ribeiro

The Man Who Killed Don Quixote
„The Man Who Killed Don Quixote“ läuft ab 27. September 2018 im Kino

Von seinen großen Zielen als Regisseur hat sich Toby (Adam Driver) im Laufe der Zeit weit entfernt. Erfolgreich ist er mit seinen Werbefilmen. Glücklich? Weniger. Als er in Spanien einen Film drehen soll, welches Motive aus dem Klassiker Don Quixote aufgreift, fällt ihm eine DVD in die Hände. Zehn Jahre zuvor war er schon einmal hier gewesen und hatte einen Studentenfilm zu dem Thema gedreht. Auf der Suche nach Inspirationen und aus Neugierde spürt er den Menschen nach, die damals für ihn vor der Kamera standen. Tatsächlich findet er sowohl den Ort von damals wie auch die meisten Darsteller wieder. Doch dabei muss er feststellen, dass der alte Schuster Javier (Jonathan Pryce), der damals den Don Quixote gespielt hat, nun tatsächlich glaubt, dieser zu sein.

Dass der Dreh eines Films mitunter auf unerwartete Hindernisse stößt, das kommt immer mal wieder vor. Zwei bekannte Beispiele dafür waren zuletzt Justice League und Solo: A Star Wars Story, in denen mittendrin noch einmal die Regisseure ausgetauscht werden mussten. Zumindest der ist bei The Man Who Killed Don Quixote noch immer derselbe. Terry Gilliam ist sogar die einzige Konstante in einem Film, der im Laufe von mehr als 25 Jahren so manche Entwicklungshölle durchquerte, mehrfach, hin und zurück. Ein Film, dessen Kulissen weggeschwemmt wurden, dem die Hauptdarsteller wegstarben, Finanzen nicht zusammenkamen und zum Schluss auch noch in einem Rechtsstreit endete, der ihm beinahe die Premiere als Abschlussfilm der Filmfestspiele von Cannes 2018 gekostet hätte. Ein Rechtsstreit, der sich ebenfalls noch länger hinziehen dürfte.

Eine wirre Vision des Herzens
Allein deshalb schon würde man The Man Who Killed Don Quixote gerne gut finden, so richtig gut. In einer Zeit, in der Kinofilme zu oft zu offensichtlich vom kommerziellen Geist beseelt sind und die größten Studios anfangen, sich selbst zu schlucken, da ist es eine Wohltat, ein solches Herzensprojekt sehen zu dürfen. Ein Werk, geschaffen mit dem unbedingten Willen und der Leidenschaft eines Künstlers, der seine eigene Vision verfolgt. Nur macht es einem Gilliam eben verdammt schwer, dieser Vision als Außenstehender folgen zu können, ihr auch folgen zu wollen.

Ein Regisseur, der aufgrund einer zufälligen Begegnung nach Jahren der kommerziellen Anpassung wieder zu seinen Wurzeln findet, das ist natürlich ein schönes Thema. Und vereinzelt nimmt Gilliam dieses auch auf, wenn er Toby an sich zweifeln lässt, ihn immer weiter zum Aufstand gegen rücksichtslose Profiteure anstachelt. Bittersüß ist auch, wie der von Toby noch so unschuldig seinerzeit gedrehte Studentenfilm Spuren in der Gegend hinterlassen hat, so gut gemeint war und dabei so großen Schaden angerichtet hat. Wie eben bei Javier, der seit vielen Jahren Realität und Fantasie nicht mehr voneinander trennen kann.

Erwarte das Unerwartete
Das ist bei Gilliam nicht ganz unerwartet, es gibt auch in The Man Who Killed Don Quixote genügend Szenen, die an seine früheren Trips wie Fear and Loathing in Las Vegas erinnern. Die Grenzen zwischen Traum und Welt verschwimmen, die Geschichte wird immer verrückter, absurder, surrealer, auch weil Toby sich von dem ihm umgebenden Wahnsinn anstecken lässt. Hinzu kommt, dass der Film gern mal auf die Metaebene wechselt, Verweise auf außenstehende Entwicklungen der Welt einbaut, in den unerwartesten Momenten. Das ist im Grundsatz interessant, teils auch einnehmend umgesetzt – zum Ende hin wird das Abenteuer im Abenteuer sogar richtig opulent aufgearbeitet, ein rauschendes Fest für die Sinne. Und doch, immer wieder wirkt der Beitrag vom Filmfest München 2018 genauso unglücklich verloren wie die Entstehungsgeschichte dahinter.

Es ist aber nicht nur die mangelnde Konsequenz, die dem Film so schadet und zu einem heillosen Durcheinander unzusammenhängender Szenen und Idee führt. Schlimmer ist, wie wenig Spaß er dabei macht. Adam Driver als selbstverliebter Regisseur, der selbst mit der Realität ein wenig aufs Kriegsfuß steht, das trägt schon so manche Szene. Aber eben nicht alle. Zu oft verlässt sich Gilliam auf einen sehr albernen Humor, der nur manchmal an die großen Gagamomente mit Monty Python erinnert, ansonsten aber anstrengend und zäh ist, dabei nicht einmal sonderlich originell. So verrückt die Hintergrundgeschichte von The Man Who Killed Don Quixote ist, die demnächst bereits eine zweite Dokumentation nach sich ziehen wird, so verrückt die Erlebnisse von Toby und Javier, so langweilig ist das Werk zuweilen, das daraus geworden ist.



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Was lange währt, wird endlich … etwas. In „The Man Who Killed Don Quixote“ kommen sehr viele Themen und Ebenen zusammen, von der persönlichen Rückbesinnung eines Regisseurs über Realitätsverlust bis hin zu Metausflügen und außerfilmischen Verweisen. Das ist aber nur in Maßen geglückt, trotz eines sehenswerten Adam Driver und einer opulenten Kulisse ist das verrückte Abenteuer unausgegoren und zäh. Vor allem der albern-anstrengende Humor macht vieles zunichte, was man hier wirklich gern mögen würde.
5
von 10