A Skin So Soft
© Arsenal Institut
A Skin So Soft
„A Skin So Soft“ Release // Kino: 2. August 2018

Ein Bodybuilder, noch ein Bodybuilder, ein Wrestler mit Strongmanattitüde, ein weiterer Bodybuilder, ein Coach, hier und da eine trainierte und/oder trainierende Frau – was haben diese Menschen miteinander gemein? Regisseur Denis Coté begleitet die Angehörigen diverser Randsportgruppen und erhascht verschiedene Einblicke in ihren Alltag.

In manchen Einstellungen rückt Coté dem ein oder anderen Protagonisten derart unangenehm auf die Pelle, dass er nur durch den Einsatz einer subkutanen Kamera noch näher an ihnen dran sein könnte. Andere Einstellungen – deutlich mehr – sind hingegen unnachvollziehbarerweise in die Länge gezogen. Einige wenige setzen etwas zu früh ein, die anderen hören zu spät auf. Die in dieser Form präsentierten Beobachtungen müssen den Eindruck vermitteln, A Skin So Soft sei das inkompetente Machwerk eines Stümpers. Mitnichten! Die Bildausschnitte, auch die zu nahen, sind fast alle klug gewählt. Es handelt sich bei der Dokumentation durch und durch um das Produkt eines technischen Könners. Fraglos müssen die erwähnten Entscheidungen bewusst gefällt worden sein – allein, ihr Sinn bleibt dem Zuschauer verborgen.

Die Kunst des Schweigens
Inhaltlich ist A Skin So Soft eher ein Kunstfilm. Einige Szenen sind eindeutig nachgestellt, bewusst für die Aufnahmen inszeniert, was die Frage aufwirft, wie hoch der fiktive Anteil ist, oder konkreter: Wie viel ist überhaupt echt? Das Vermischen von fiktiven und nichtfiktiven Momenten wird von Coté als verkünsteltes Stilmittel eingesetzt, das letzten Endes nirgends hinführt. All diese Menschen – ohne sich anderweitig zu informieren, erfährt man nur von wenigen den Namen, wovon sich wiederum nicht jeder eindeutig einer bestimmten Person zuordnen lässt – werden im letzten Teil zwar hervorragend miteinander verbunden, nur ist der Aufbau dafür viel zu lang und konfus.

Wie in Conor McGregor: Notorious wird ausschließlich gezeigt, nichts kommentiert. Überhaupt ist der Anteil von gesprochenem Wort minimal. Wenn der brachiale Bodybuilder mit Kopfhörern am Frühstückstisch sitzt und sich gefühlt eine Million verschiedene Pillen und Kapseln in den Mund stopft, während er YouTube-Videos schaut, muss das auf jemanden, der von der Sportart keine Ahnung hat, bestenfalls befremdlich wirken. Generell wird sich kaum mit irgendeiner Sportart an sich befasst. Hier und da gibt es zwar Trainingsaufnahmen, den überwiegenden Anteil machen aber Szenen aus, die wie schlichtes Füllmaterial wirken.



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Die handwerklich kompetenten Bilder von "A Skin So Soft" sind jeden Blick wert, inhaltlich ist er allerdings eher Videoinstallation für ein Museum als Dokumentation. Ob es einen tieferen Sinn in dem künstlerischen Experiment gibt, ist nicht ersichtlich, eine Motivation dazu, ihn zu ergründen, wird ebenfalls nicht geliefert. Mit Ausnahme des Endes wird der Inhalt eine Weile nach der Sichtung bereits vergessen sein.