Ostfriesenkiller
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Ostfriesenkiller

(OT: „Ostfriesenkiller“, Regie: Sven Bohse, Deutschland, 2017)

Ostfriesenkiller
„Ostfriesenkiller“ ist seit 22. September 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Es ist ein ziemliches Rätsel, vor dem Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul) und ihre Kollegen Frank Weller (Christian Erdmann) und Rupert (Barnaby Metschurat) da stehen. Mehrere Morde wurden in dem friedlichen Urlaubsort Norddeich verübt. Aber weshalb? Wer ist der Scharfschütze, der die drei völlig zusammenhanglosen Menschen getötet hat? Spuren gibt es genug. Zu Georg Kohlhammer (Uwe Bohm) beispielsweise oder auch Sylvia Kleine (Svenja Jung), eine schwerreiche Jugendliche, die seit dem Tod ihrer Eltern in einer Einrichtung für Behinderte wohnt. Aber welche Idee das Team auch verfolgt, keine will so richtig Sinn ergeben.

Was die da unten können, das können wir schon lange! Ein bisschen neidisch wird der Rest Deutschlands schon auf die Zahlen geblickt haben: Mehr als 500.000 Besucher im Kino, das muss ein deutscher Film erst einmal schaffen. Bei den Adaptionen von Rita Falks Regionalkrimis ist das Kunststück nun viermal in Folge geglückt, vom Dampfnudelblues bis zur aktuellen Grießnockerlaffäre. Warum also nicht auch andere Regionalkrimis adaptieren? So ganz hat man der Vorlage von Klaus-Peter Wolf zwar nicht zugetraut, die Massen anzuziehen. Zumindest nicht für einen Besuch auf der großen Leinwand. Aber ein TV-Krimi ist ja auch schon mal nicht schlecht.

Es darf gerätselt werden
Wirklich vergleichbar sind die beiden Filme ohnehin nicht. Während die Falk-Adaptionen nach einem launigen Einstieg immer mehr in plumpen Bayernklamauk abdriften, ist Ostfriesenkiller ein sehr klassischer Krimi. Es gibt erst einen Toten, dann mehrere, auch die Zahl der Verdächtigen steigt kontinuierlich an. Auf Witze muss man hingegen verzichten, lediglich der hier wunderbar sarkastisch auftretende Metschurat (Hey Bunny, L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr) darf mit seinen wenig netten Zwischenkommentaren für erheiternde Momente sorgen.

Im Mittelpunkt steht aber ohne wenn und aber Hauptkommissarin Klaasen. Vergleichbar gerade auch zu den skandinavischen Krimis ist die Figur gleichermaßen von kriminalistischem Scharfsinn wie auch privatem Unvermögen geprägt. Die Ehe mit Hero (Andreas Pietschmann) ist schon länger nicht mehr das Wahre. In Ostfriesenkiller geht sie dann nun vollends vor die Hunde, was der Polizistin ein willkommener Anlass ist, in einem männerdominierten Umfeld harte Kante zu zeigen. Das tun andere TV-Ermittlerinnen auch des Öfteren, die Deutsche ist dabei irgendwo in der Mitte zwischen der bärbeißigen belgischen Kollegin in Code 37 und der auf Intuition vertrauenden Candice Renoir. Bissig, wenn es drauf ankommt, aber doch auch voller Mitgefühl.

Von allem etwas
Auch sonst ist Ostfriesenkiller ein Potpourri bekannter Krimielemente. Figuren, Situationen, Konstellationen, da ist nichts dabei, mit dem der TV-Film Geschichte schreiben würde oder wollte. Aber er hält gut bei Laune, lädt dazu ein, rund anderthalb Stunden mitzurätseln. Wer mal wieder seine grauen Zellen auf Vordermann bringen will, ist hier also an einer empfehlenswerten Adresse und wird dabei mit einer guten Besetzung sowie stimmungsvollen Bildern belohnt. Das in Filmen eher selten verwendete Setting der Nordsee bringt tatsächlich frischen Wind in ein oft angestaubtes Genre. Sollten die seit 2007 erscheinenden Bücher von Wolf eine regelmäßige Adaption erfahren, eine schlechte Entscheidung wäre das nicht.



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„Ostfriesenkiller“ ist inhaltlich sicher nicht der einfallsreichte Krimi unter dem deutschen Himmel, insgesamt aber durchaus unterhaltsam. Der Fall bietet eine Menge (falscher) Spuren, eine gute Besetzung und das frische Nordseesetting, das uns einige schöne Aufnahmen beschert.
6
von 10